Rückenschmerzen durch Adipositas

Adipositas ist eine der führenden Todesursachen. Schätzungsweise sterben jedes Jahr 2,8 Millionen Erwachsene an den Folgen der Erkrankung. In Deutschland wird fast ein Fünftel der Bevölkerung als adipös klassifiziert und diese Zahl steigt jedes Jahr. Viele Gesundheitliche Probleme können auf das starke Übergewichtig zurückgeführt werden, z. B. Herzerkrankungen, Typ-2-Diabetes und – ganz genau – Rückenschmerzen.

Adipositas und Rückenschmerzen: Eine gefährliche Verbindung

Adipositas wird als übermäßige oder über das Normalmaß hinausgehende Fettvermehrung definiert, die ein Risiko für deine Gesundheit darstellt. Zu einem der vielen Probleme, die mit Adipositas zusammenhängen, gehört Rückenschmerzen. Menschen, die adipös sind, entwickeln zu 43 % wahrscheinlicher chronische Schmerzen im unteren Rücken (Shiri R et al., 2009).

Ein Weg, wie Adipositas Rückenschmerzen verursacht, ist durch die Fettvermehrung, die den Druck auf Teile deines Körpers ausübt, z. B. deine Knie, Hüften und Wirbelsäule. Übermäßiger Druck belastet deine Wirbelsäule, kann im Extremfall zu einem Bandscheibenvorfall führen.

Ein Risiko für Rückenschmerzen besteht nicht nur, wenn du stark übergewichtig bist, sondern auch, wenn du relativ schnell zugenommen hast. Denn Knochen, Muskeln und Sehen brauchen Zeit, um sich an das neue Gewicht anzupassen. Eine Studie zeigt, dass Personen, die im Jahr 6 kg zugenommen haben, im Vergleich zum Vorjahr, ein 1,42-mal höheres Risiko für Rückenschmerzen haben (Lee et al., 2021).

Wie verursacht Übergewicht Rückenschmerzen?

Rückenschmerzen, die mit Gewicht zusammenhängen, entstehen meistens aus drei Faktoren: übermäßigem Druck, Entzündung oder Arthrose.

Entzündung

Menschen, die übergewichtig sind, haben oft auch eine chronische Entzündung. CRP, ein Marker, um deinen Körper auf Entzündungen zu testen, ist bei adipösen Menschen oft erhöht. Entzündungen, die von Adipositas verursacht wurden, können das Ergebnis verschiedener Prozesse sein. Wenn du übermäßiges adipöses Gewebe (Körperfett) hast, kann es deine Organe und Gelenke belasten, was die Entzündungsreaktion deines Körpers auslöst. Dies schließt eine Erhöhung pro-inflammatorischer Signalzellen und eine Reduktion der entzündungshemmenden Zellen ein (Roffey, D.M. et al., 2013).

In normalen Fällen werden Entzündungen in deinem Fettgewebe von einer Zelle namens Adiponectin reduziert. Allerdings haben Studien festgestellt, dass adipöse Menschen niedrige Werte von Adiponectin haben. Dies kann zu chronischer Entzündung führen, die mit Rückenschmerzen zusammenhängen soll.

Arthrose

Arthrose ist eine Erkrankung, die deine Gelenke versteift und Schmerzen verursacht. Deine Gelenke befinden sich zwischen zwei Knochen und werden von Knorpeln geschützt. Wenn du deinen Körper bewegst, sorgt Knorpelsubstanz für flüssige Bewegungen. Wenn deine schützende Knorpelstruktur aber zerfällt, kann das starke Schmerzen auslösen, vor allem bei Bewegung (Su C.A. et al., 2018).

Übergewicht ist ein Risikofaktor für Arthrose. Das liegt daran, dass übermäßiges Gewicht eine Belastung für deine Gelenke darstellt, wodurch diese degenerieren. Ähnlich ist es mit der Wirbelsäule (die von Gelenken und Knorpeln geschützt ist), auf die sich diese Belastung ebenfalls auswirken kann, was Schmerzen im unteren Rücken verursachen kann.

Druck

Übermäßiges Gewicht kann eine Belastung für deine Wirbelsäule darstellen. Das kann deine Wirbelsäule aus der Form bringen, was im Bandscheibenvorfall resultiert, der Schmerzen und Unbehagen im unteren Rücken verursacht.

In vielen Fällen kann eine Kombination dieser Faktoren Rückenschmerzen verursachen. Beispielsweise könnten Entzündungen, die durch Adipositas auftreten, deine Knorpelstruktur in deinen Gelenken zusätzlich schädigen, was wiederum zu Arthrose und Rückenschmerzen führen kann.

Rückenschmerzen behandeln, die durch Gewicht verursacht werden

Wenn du adipös bist ist es eine der besten Sachen Gewicht zu verlieren um deine Rückenschmerzen zu behandeln. In einer Studie mit 20 adipösen Patienten, die eine bariatrische Operation hinter sich hatten und durchschnittlich 22 kg verloren haben, berichteten 54 % von einer Reduktion der Schwere der Schmerzen in Rücken und Gelenken, wie auch von einer allgemeinen Verbesserung ihrer Lebensqualität (Roffey, D.M. et al., 2013).

Sport

Sport ist ein großartiger Weg, um Gewicht und Körperfett zu verlieren. Laut einigen Studien kann Sport auch Entzündungen reduzieren, was wiederum Rückenschmerzen verringern kann. Sport bedeutet nicht, dass du siebenmal die Woche ins Fitnessstudio gehen musst, auch Dinge wie Tanzen, Schwimmen und Laufen können schnell Fett verbrennen. Und kleine, nachhaltige Veränderungen wie die Treppe anstatt des Fahrstuhls zu nehmen oder zum Supermarkt zu gehen, anstatt zu fahren, können bereits einen großen Unterschied machen.

Ernährung

Deine Kalorienzufuhr zu begrenzen kann auch die Vermehrung von Körperfett verhindern, und zu einer entzündungshemmenden Ernährung zu wechseln, hilft, das Anschwellen deines Körpers zu reduzieren. Das wiederum reduziert Rückenschmerzen. Versuche also Nahrungsmittel in deine Ernährung zu integrieren, die einen hohen Anteil an Omega-3 und Antioxidanten besitzen, während du stark verarbeitete Nahrungsmittel, Zucker und Fette vermeidest.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) stellt hilfreiche Informationen zur Verfügung, an denen du dich orientieren kannst.

Adipositasbehandlungen

Es gibt Adipositasmedikamente, die dich beim Abnehmen unterstützen können. Sie behandeln zwar nicht direkt deine Rückenschmerzen, aber der Schmerz in deinem Rücken kann nachlassen, wenn du Gewicht verlierst. Die bekanntesten Produkte, Wegovy und Orlistat, stellen wir nachfolgend vor. Du solltest dir jedoch bewusst sein, dass beide Medikamente erhebliche Nebenwirkungen haben können und eine Einnahme medizinisch abgeklärt werden sollte.

Wegovy ist eine verschreibungspflichtige Abnehmspritze, die seit 2023 auf dem deutschen Markt zugelassen ist. Durch das Medikament verringert sich dein Appetit und es verlängert dein Sättigungsgefühl. Der Wirkstoff kommt in einem Fertigen, sodass du dir die Spritze selber Zuhause setzen kannst. Empfohlen wird, Wegovy einmal wöchentlich zu einem beliebigen Zeitpunkt anzuwenden. Aktuell sind die Kosten für die Behandlung recht hoch und werden von den Kassen nicht übernommen.

Orlistat ist eine Adipositastablette, die oral eingenommen werden kann. Der Wirkstoff ist seit 1998 auf dem deutschen Markt zugelassen und ist in niedriger Dosierung rezeptfrei erhältlich. Orlistat wirkt, indem es sich an Enzyme bindet, die Fett spalten, sodass weniger Fett gespeichert wird. Stattdessen wird unverdautes Fett beim Stuhlgang abgegeben.

Andere Ursachen von Rückenschmerzen

Auch wenn Rückenschmerzen von verschiedenen Faktoren verursacht werden, einschließlich Bewegungsmangel, schweres Heben, falsche Körperhaltung, zu langes Sitzen, oder ein Symptom von zahlreichen Krankheiten sein kann, ist es wichtig anzuerkennen, dass Adipositas eine signifikante Rolle spielt. Beim Abnehmen kommt es vor allem auf  eine ausgewogene Ernährung und Sport an. Gegebenenfalls kannst du dich beim Abnehmen von Adipositasmedikamenten unterstützen lassen.

Referenzen:

1. Lee, C. A., Jang, D., Moon, J. E., & Han, S. (2021). The Relationship between Change of Weight and Chronic Low Back Pain in Population over 50 Years of Age: A Nationwide Cross-Sectional Study. International Journal of Environmental Research and Public Health, 18(8). https://doi.org/10.3390/ijerph18083969
2. Roffey, D.M., Budiansky, A., Coyle, M.J. et al. Obesity and Low Back Pain: Is There a Weight of Evidence to Support a Positive Relationship? Curr Obes Rep 2, 241–250 (2013). https://doi.org/10.1007/s13679-013-0058-7
3. Shiri R, Karppinen J, Leino-Arjas P, Solovieva S, Viikari-Juntura E. The association between obesity and low back pain: a meta-analysis. Am J Epidemiol. 2010 Jan 15;171(2):135-54. https://doi.org/10.1093/aje/kwp356
4. Su CA, Kusin DJ, Li SQ, Ahn UM, Ahn NU. The Association Between Body Mass Index and the Prevalence, Severity, and Frequency of Low Back Pain: Data From the Osteoarthritis Initiative. Spine (Phila Pa 1976). 15. Juni 2018;43(12):848-852. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29462069/