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Wo sind die Schmerzen?
Unabhängig davon, ob es sich um eine Nervenreizung oder tatsächlich um einen eingeklemmten Nerv handelt, ist es zunächst wichtig zu bestimmen, wo die Schmerzen auftreten. Häufig berichten Betroffene über Beschwerden im Nacken, an den Schultern oder im unteren Rücken.
Aber auch abseits vom Rückenbereich können Nerven eingeklemmt werden. Weiter unten findest du Beispiele.
Eingeklemmter Nerv im Nacken
Eine häufige Ursache für einen eingeklemmten Nackennerv ist eine falsche Schlafhaltung. Nach dem Aufwachen können beim Drehen des Halses starke Nackenschmerzen auftreten. Aber auch Fehlbelastungen beim Sport oder am Arbeitsplatz können zu Nackenverspannungen mit intensiven Schmerzen führen. Neben den Schmerzen können Kopfschmerzen, Benommenheit und Schwindel auftreten. Die Symptome halten in der Regel nicht länger als 3 Tage an. Du kannst die Beschwerden durch sanfte Kopfbewegungen, Wärmeanwendungen und Selbstmassage lindern.
Dieser Nerv ist besonders gefährdet, da er sehr nah an der Kapsel des Schultergelenks verläuft und bei einer Schulterluxation gequetscht werden kann. Der Achselnerv leitet unter anderem Nervensignale vom Gehirn an mehrere Schultermuskeln weiter. Wenn der Achselnerv komprimiert wird, können die Muskelfunktionen beeinträchtigt sein.
Wenn anhaltende Schmerzen auftreten, ist eine ärztliche Abklärung empfehlenswert. Denn neben einer Nervenreizung kann es auch zu einem eingeklemmten Nerv an der Schulter kommen. Zum Beispiel kann bei einem ausgekugelten Gelenk der Achselnerv (Nervus axillaris) betroffen sein.
Eingeklemmter Nerv am unteren Rücken
Am Lendenwirbelbereich des unteren Rückens werden Nerven häufig gereizt. Auf ruckartige Hebe- und Drehbewegungen folgt ein stechender Schmerz, aber nicht immer bedeutet das, dass ein Nerv eingeklemmt wurde. Bei einem Hexenschuss (Lumbago) werden die Schmerzen durch eine Muskelzerrung ausgelöst. In der Regel verschwinden die Schmerzen nach wenigen Tagen von selbst. Wärmeanwendungen und leichte Schmerzmittel können Symptome lindern. Bleiben die Schmerzen länger bestehen oder strahlen ins Bein aus, dann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Besonders wenn neben den Schmerzen noch Taubheitsgefühle oder Lähmungen auftreten, ist ein eingeklemmter Nerv wahrscheinlich.
Ein sehr bekanntes Krankheitsbild, das manchmal auf einen eingeklemmten Nerv zurückgeht, ist die Ischialgie. Dabei drückt z. B. eine Bandscheibe auf den Ischiasnerv. Dieser Nerv zieht vom Rücken bis ins Bein. Er spielt bei der neuronalen Versorgung der unteren Extremität eine zentrale Rolle. Typisch für die Ischialgie sind reißende Schmerzen, kribbelnde Missempfindungen und Taubheitsgefühle im Bein und Gesäß.
Symptome durch eingeklemmten Nerv
Je nach dem, welcher Nerv eingeklemmt ist, zeigen sich unterschiedliche Symptome. Dabei lassen sich jedoch einige Gemeinsamkeiten beobachten.
Abhängig von der Stärke des Drucks auf einen Nerv kann die Signalübertragung entweder vollständig unterbrochen oder teilweise gestört sein. Da die Nervenfasern unter anderem die Muskeln versorgen, können Nervenkompressionen möglicherweise Lähmungen verursachen.
Ein häufiges Symptom sind kribbelnde Empfindungen. Dieses “Ameisenlaufen” wird von vielen Betroffenen als sehr unangenehm beschrieben. Wenn der Druck auf den Nerv die afferente Signalübertragung verhindert, spüren Betroffene keine Reize mehr, die aus dem Versorgungsgebiet des betroffenen Nervs stammen. Teilweise kommen pelzige Empfindungen oder Taubheitsgefühle hinzu.
Schmerzen können eine weitere Folge eingeklemmter Nerven darstellen. Viele Patienten nehmen die Schmerzen als reißend oder ziehend wahr. In schweren Fällen kann die Nervenkompression die Funktionsweise von Organen wie der Blase stören, was zu weiteren Symptomen führen kann, wie beispielsweise Harninkontinenz.
Liste der Symptome (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)
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- Schmerzen
- Bewegungseinschränkung, Lähmung (Parese)
- Kribbeln (Parästhesien)
- Weitere Symptome:
- Übelkeit
- Sehstörung
- Kopfschmerz
- Inkontinenz
- Atemnot
Potenzielle Ursachen
Zu den möglichen Ursachen für einen eingeklemmten Nerv gehören neben Bandscheibenvorfällen und Muskelverspannungen auch Verschleißerscheinungen. Mit zunehmender Lebensdauer nutzen sich deine Gelenke und die Wirbelsäule zunehmend ab.
Körperlich anspruchsvolle Tätigkeiten verschleißen den Bewegungsapparat deines Körpers noch stärker. Bei diesen Tätigkeiten handelt es sich zum Beispiel um das häufige Heben von schweren Lasten oder um eine einseitige Beanspruchung des Rückens. Auch Leistungssportarten stellen für den menschlichen Körper oftmals eine hohe Belastung dar.
Plötzliche Bewegungen können ebenfalls bewirken, dass du dir einen Nerv einklemmst. Durch den plötzlichen Ruck ist der Organismus manchmal nicht mehr in der Lage, in der Kürze der Zeit auf die Verschiebung von Gelenken und Geweben zu reagieren. Die Kräfte, die bei einem abrupten Bewegungsimpuls wirken, sind zudem besonders stark. Eine ruckartige Bewegung beim Heben kann außerdem einen Bandscheibenvorfall begünstigen – und dieser führt gelegentlich ebenfalls zum Einklemmen eines Nervs, wie Du bereits weiter oben erfahren hast.
Manchmal liegen die Ursachen für einen eingeklemmten Nerv jedoch außerhalb des eigenen Körpers. Denn auch externer Druck kann die Signalübertragung innerhalb eines Nervenstrangs stören.
Eine unbeabsichtigte Nervenkompression ist zum Beispiel in folgenden Situationen möglich:
- Während Narkosen
- Im Schlaf
- Im Alkohol- oder Drogenrausch
- Bei wiederholender Tätigkeit, wenn der Druck nicht wahrgenommen wird
- Bei einer falsch ausgeführten Massage
- Wenn eine Prothese falsch eingesetzt wurde
- Bei einer anderweitigen Quetschung durch äußere Faktoren.
Wenn du dir ein Schultergelenk auskugelst, kann ebenfalls ein Nerv eingeklemmt werden. Eine Schulterluxation bezeichnete Erkrankung birgt zudem weitere Risiken. Dazu zählen Schäden am Knorpel und an der Gelenkkapsel. Auch Knochenfrakturen und Verletzungen an den Blutgefäßen sind bei einem ausgekugelten Gelenk möglich.
Blutungen bilden für sich genommen ebenfalls eine potenzielle Ursache für einen eingeklemmten Nerv. Das Blut, das in das Gewebe sickert, verdrängt anderes organisches Material. Nicht immer hat das Gewebe die Möglichkeit, sich auszudehnen oder auszuweichen. Infolgedessen kann das Blut, das unter der Haut aus einer verletzten Ader strömt, so viel Druck aufbauen, dass es einen Nerv bedrängt. Tumoren sind in der Lage, aufgrund ihrer Raumforderung denselben unangenehmen Effekt zu erzielen.
Nicht immer offenbart sich die Ursache einer Nervenkompression auf den ersten Blick. Zum Beispiel kannst du dir auch einen Nerv einklemmen, wenn du sehr ausgiebig und heftig hustest. Fehlhaltungen setzen einen Nerv mitunter ebenfalls schleichend oder plötzlich unter mechanischen Druck.
Eingeklemmter Nerv durch einen Bandscheibenvorfall
Die Bandscheiben befinden sich zwischen den Wirbelknochen des Rückgrats und dienen als Puffer. Diese biologischen Stoßdämpfer schützen die Wirbelkörper und erlauben es dir gleichzeitig, dich frei zu bewegen. Darüber hinaus trägt die Wirbelsäule entscheidend zur aufrechten Haltung des Menschen bei.
Bei einem Bandscheibenvorfall kann der Gallertkern der Bandscheibe auslaufen. Möglich ist auch, dass die gesamte Bandscheibe verrutscht. In beiden Fällen kann es vorkommen, dass die Bandscheibe – oder die ausgelaufene Gallerte – gegen eine Nervenwurzel drückt.
Bei einer Nervenwurzel handelt es sich um den Abschnitt eines Nervs, der dicht hinter der Austrittsstelle aus dem Rückenmark liegt. Die Nerven, die vom Rückenmark ausgehen, verzweigen sich im Körper zu vielen feineren Nervenästen, die das periphere Nervensystem bilden.
Wenn ein Nerv infolge eines Bandscheibenvorfalls an der Nervenwurzel eingeklemmt ist, können die Konsequenzen besonders weitreichend sein. Manchmal manifestieren sich die Symptome nicht an der betroffenen Stelle, sondern im Gesäß, am Bein oder in anderen Körperbereichen, je nachdem, welches Gebiet ein betroffener Nerv versorgt.
Eingeklemmter Nerv abseits vom Rücken
Grundsätzlich können die oft schmerzhaften Einklemmungen sowohl im Rücken als auch in praktisch allen Körperregionen auftreten. Dabei muss nicht immer die Wirbelsäule für den ungesunden Druck auf die Nervenfasern verantwortlich sein. An Gelenken kann es ebenfalls vorkommen, dass ein Nerv eingeklemmt wird.
Es gibt abseits vom Rücken einige Engstellen, wo die Nerven besonders gefährdet sind. In diesem Zusammenhang sind vor allem das Karpaltunnelsyndrom und die Peroneusparese bekannt.
Eingeklemmter Peroneusnerv
Ein anderes Beispiel für einen Nerv, der eingeklemmt werden kann, ist der gemeinsame Wadenbeinnerv. Der Nervus peroneus communis ist auch als Nervus fibularis communis bekannt. Eine Kompression dieses Nervs zieht eventuell eine Peroneuslähmung nach sich – allerdings gibt es weitere Ursachen, die dieses Krankheitsbild ebenfalls hervorrufen können.
Bei der Peroneuslähmung kommt es oft zu einer gestörten Wahrnehmungsfähigkeit am Fußrücken und an der Unterschenkelseite.
Ein weiteres typisches Symptom für die Peroneuslähmung stellt der sogenannte Storchengang oder Hahnengang dar. Die Betroffenen heben dabei das Bein ungewöhnlich hoch. Diese Gangart erinnert an einen Storch oder an einen anderen Schreitvogel. Das Symptom entsteht durch eine Lähmung der Muskeln, die den Fuß und die Zehenspitze anheben. Die Peroneuslähmung führt außerdem dazu, dass die Betroffenen die äußere Fußkante nicht mehr so gut vom Boden heben können, während die Fußinnenseite am Boden bleibt.
Welche Rolle spielt Bewegungsmangel?
Ein hundertprozentig sicheres Rezept, mit dem du eingeklemmte Nerven verhinderst, gibt es leider nicht. Dennoch lässt sich ein Risikofaktor für ungewollte Kompressionen gut beeinflussen: der Bewegungsmangel.
In den westlichen Gesellschaften stellen zu langes Sitzen und unzureichende körperliche Aktivität eine gängige und ungesunde Kombination dar. Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 2019 beginnt das Problem bereits früh im Leben: Schon Kinder sind vom Bewegungsmangel betroffen.
Dabei könnte ein ausreichendes Maß an Bewegung das Risiko für zahlreiche Erkrankungen reduzieren. Eine trainierte Rückenmuskulatur scheint zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit zu senken, einen Bandscheibenvorfall zu erleiden. Dadurch würde sich auch eine mögliche Ursache für eingeklemmte Nerven verringern lassen.
Behandlung und Symptomlinderung
Die Behandlung wird individuell abgestimmt. Dabei nimmt die Behandlung der Problemursache einen hohen Stellenwert ein, um den Druck auf die Nervenfasern zu verringern.
Die meisten Bandscheibenvorfälle treten in der Lendenwirbelsäule auf. Bei diesem orthopädischen Krankheitsbild verläuft eine konservative Behandlung meist erfolgreich. Eine Operation bietet in schweren und hartnäckigen Fällen ebenfalls einen Ausweg aus den Beschwerden.
Wenn ein Hämatom den Nerv eingeklemmt hat, führt medizinisches Personal manchmal eine Punktion oder Drainage durch, um den Druck zu mindern. Bei vielen Kompressionsursachen wird zudem eine Physiotherapie verschrieben und Bewegung empfohlen.
Nicht nur bei einem Bandscheibenvorfall, sondern auch bei anderen Kompressionsursachen werden häufig Schmerzmittel eingesetzt, um die akuten Beschwerden zu lindern. Je nach Ursache kommen zudem Wärmebehandlungen und alternative Methoden wie Akupunktur in Betracht.
Bedenke bei all dem jedoch, dass sich die Behandlung stets nach den vorliegenden Bedingungen richtet. Ärztliches Fachpersonal kann deine individuellen Symptome am besten einschätzen und eine Behandlung vorschlagen. Im Zweifelsfall kann eine Zweitmeinung mehr Klarheit schaffen.
Referenzen:
- medlexi.de/Nerven
- schmerzhilfe.de/eingeklemmter-nerv/
- schmerzhilfe.org/nerv-eingeklemmt/
- vdk.de/deutschland/pages/themen/gesundheit/gesundheit/80733/nerv_eingeklemmt_was_tun?dscc=ok
geprüft und ergänzt am 07.05.2021 von Dr. rer. nat. Marcus Mau