Nicht alle Schmerzen im Bereich der Gelenke müssen automatisch auf Abnützungs- und Überbelastungsreaktionen in Form einer Arthrose hinweisen. Da sie degenerativ ist, also fortschreitend, tritt sie so gut wie immer im fortgeschrittenen Alter auf. Arthrose wird daher oft und gern mit allgemeinen Alterserscheinungen wie Rückenschmerzen oder einer Ischialgie verwechselt.
Inhaltsverzeichnis
Welche Schmerzen sind typisch für Arthrose?
Die schlechte Nachricht zuerst: Den “typischen” Arthrose-Schmerz gibt es nicht. Da Arthrose die Gelenke angreift und nach und nach Schäden an der Knorpelmasse und im Gelenk selbst verursacht, ist eine detaillierte Diagnose nur durch die ausführliche Anamnese eines Spezialisten möglich. Schmerzen sind grundsätzlich immer ein Alarmsignal in unserem Körper, die unsere Aufmerksamkeit verdienen.
Eine Arthrose tritt – im Gegensatz zu der mit ihr wortverwandten Arthritis – weder spontan auf, noch verläuft sie in Schüben. Die ersten Symptome nehmen die betroffenen Patientinnen und Patienten meist kaum wahr oder ignorieren sie. Dass mit zunehmendem Alter mal das eine oder andere Wehwehchen auftaucht, kann schließlich nicht weggeleugnet werden.
Klassifikation des Schmerzes: Der Kellgren-Lawrence-Score
Um das Krankheitsbild der Arthrose besser und vor allem schneller diagnostizieren zu können, teilten die britischen Ärzte Jonas H. Kellgren und John S. Lawrence 1957 die Symptome in 4 Kategorien ein, welchen radiologische Untersuchungen als Grundlage dienten. Diese Einteilung gilt bis heute als von der WHO anerkannter Standard.
Stadium I: Beginnende oder fragliche Arthrose:
Subjektive Symptome:
- Steifheitsgefühle im Gelenk
- Spannungen bei Bewegung
- Schmerzen nach einer Ruhephase
- Belastungsschmerz
Objektive Symptome:
Das Röntgenbild zeigt in diesem Stadium eine minimale Verminderung der Gelenkspaltenweite und mögliche Anzeichen für Osteophyten. Darunter zu verstehen sind gutartige Wucherungen im Knochen oder Fortsätze, die auch als Knochensporne bezeichnet werden. Sie entstehen in den Gelenken, wenn die Knorpelmasse degeneriert ist. Die Knochen reiben in weiterer Folge aneinander.
Stadium II: Minimale Arthrose
Subjektive Symptome:
- Schmerzen werden häufiger
- eingeschränkte Beweglichkeit
- Wetterfühligkeit
- Knack-Geräusche in den Gelenken
Objektive Symptome:
Osteophyten sind nun im Röntgenbild klar zu erkennen. Ebenso sichtbar ist in diesem Stadium bereits die Verminderung der Gelenkspaltenweite.
Stadium III: Moderate Arthrose
Subjektive Symptome:
- Morgensteifigkeit
- Schonhaltung
- Gelenkfehlstellungen
- stark eingeschränkte Beweglichkeit
Objektive Symptome:
Am Röntgenbild klar zu erkennen sind in diesem Stadium nun zahlreiche Osteophyten. Die Gelenkspaltenweite ist deutlich verringert. Das Gelenk zeigt erste Deformierungen auf. Weiters ist eine Verdichtung des Knochens unter dem Knorpel zu erkennen. Der Arzt spricht hier von einer beginnenden subchondralen Sklerose.
Stadium IV: Schwere Arthrose
Subjektive Symptome:
- Dauerschmerz
- zunehmende Immobilität
- Aus der Schonhaltung resultieren Muskelverspannungen und andere Begleiterkrankungen.
Objektive Symptome:
Der Radiologe kann nun eine umfangreiche Osteophytenbildung am Röntgenbild ausmachen. Die Verminderung der Gelenkspaltenweite schreitet voran. Es besteht bereits eine schwere Form der subchondralen Sklerose. Die Gelenke sind stark deformiert.
Sonderfall aktivierte Arthrose
Von einer aktivierten Arthrose spricht die Medizin, wenn sich zu den Abnützungserscheinungen im Gelenk ein Entzündungsherd gebildet hat. Dieser äußert sich zunehmend schmerzhaft und die Region rund um das betroffene Gelenke ist geschwollen und erwärmt. Bei dieser Symptomatik gilt es, sie von einer Arthritis zu unterscheiden, da sich beide Erkrankungen ganz ähnlich zeigen:
Subjektive Symptome:
- dauerhafte Schmerzen sowohl bei Belastung als auch in den Ruhephasen
- Schwellung des Gelenks
- Rötung und deutliche Erwärmung an der schmerzenden Stelle
- massive Beeinträchtigung der Beweglichkeit
Objektive Symptome:
Wenn bereits eine Arthrose als Vorerkrankung vorliegt, wird der behandelnde Arzt in diese Richtung zuerst ermitteln. Im Ultraschallbild kann in weiterer Folge schnell festgestellt werden, ob sich entzündliche Flüssigkeit im Gelenk befindet. Noch mehr Informationen liefert ein MRT und/oder ein CT. Sie zeigen Veränderungen am Knorpel und am Gelenk zuverlässig und deutlich auf.
Gerade das Schmerzempfinden ist jedoch von Mensch zu Mensch höchst individuell. Menschen mit einer hohen Schmerztoleranz sind nicht notwendigerweise damit gesegnet. Oft wird die Diagnose in solchen Fällen unnötig hinausgezögert, und so mancher Schaden am Gelenk kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Doch der menschliche Körper hat auch durch die Jahrtausende hindurch gelernt, Schmerzen bis zu einem gewissen Grad zu kompensieren und vor allem vor seinem Umfeld zu verbergen. Dieses Verhalten ist evolutionär bedingt und stammt vermutlich noch aus der Zeit, in der unsere Vorfahren sich tagtäglich als Jäger beweisen mussten.
Schwäche oder eine Verletzung zu zeigen, konnte im besten Fall den Ausschluss aus der Sippe bedeuten. Im schlechtesten Fall konnte ein sichtbares Hinken zum Beispiel das Interesse wilder Tiere auf sich ziehen. Ausgeglichen wurden körperliche Gebrechen in weiterer Folge durch das Einnehmen einer Schonhaltung. Diese kann – je nach betroffener Körperstelle – verschiedene Ausformen annehmen. Schädlich ist sie allemal.
Arthrose Hüfte Symptome
Die Hüfte trägt uns zuverlässig unser ganzes Leben hindurch. Ihre Gelenke leisten Schwerstarbeit, auch wenn tatsächlich das meiste Gewicht nicht auf ihnen, sondern auf unseren Knien lastet. Was Schmerzen in der Hüfte jedoch besonders unangenehm machen: Wir benötigen die Hüftgelenke zum Aufwärts- und Abwärtsgehen, zwei Bewegungen, für die es letztendlich keine Alternative gibt.
Arthrose im Hüftgelenk, medizinisch korrekt als “Coxarthrose” bezeichnet, wird zu Beginn ganz klassisch nach einem längeren Spaziergang oder einer Wanderung wahrgenommen. Klassischen Bergtouren kommt hier eine spezielle Bedeutung zu, da sie gleich beide Bewegungsabläufe vom Körper fordern, die die Gelenke der Hüfte extrem strapazieren und ihrer Abnützung Vorschub leisten.
Nach einer längeren Ruhephase tritt als nächstes der so genannte “Anlaufschmerz” in Erscheinung. Nach dem Aufstehen dauert es eine Weile, bis die Betroffenen im wahrsten Sinne des Wortes “in die Gänge” kommen. Der Gang selbst wird zunehmend instabil, seitliches Einknicken kommt immer wieder vor. Die Hüfte macht deutliche Geräusche (Knirschen, Knacken). Muskel- und Sehnenverspannungen werden schmerzhaft wahrgenommen, oft jedoch mit einer Ischialgie verwechselt.
Die Hüftarthrose ist die einzige Form, bei welcher sich die Schmerzen nicht lokal auf das betroffene Gelenk beschränken. Im mittleren bis fortgeschrittenen Stadium kann es zum Ausstrahlen der Schmerzen in die Leistengegend, die Oberschenkel, den unteren Rücken und sogar bis ins Knie kommen. Gerade bei Schmerzen im unteren Rücken denken jedoch die wenigsten an Arthrose.
Dennoch gehen gerade besonders sportliche Menschen nicht gleich zum Arzt, wenn nach einer Wanderung oder Bergtour Schmerzen im Hüftbereich wahrgenommen werden. Erst wenn der Bewegungsradius eingeschränkt ist und mit Muskelverspannungen einhergeht, wird das Ausmaß der Schädigung von Gelenk und Knorpel langsam aber sicher zum Problem.
Allerdings würde die Statistik klar dafür sprechen, bei Schmerzen in oder um die Hüfte herum den Gang zum Spezialisten anzutreten. Die Hüftgelenksarthrose ist immerhin die häufigste Erkrankung des Bewegungsapparates in diesem Bereich. Die meisten Patient*innen sind zwischen 50 und 60 Jahre alt, wenn sie erste Beschwerden bemerken.
Frauen leiden vergleichsweise öfter unter Hüftarthrosen als Männer, da ihr Gelenkknorpel weniger belastbar ist. Nach den Wechseljahren kann das Fortschreiten der Knochenabnützung progressiv in Erscheinung treten. Allerdings gehen Frau erwiesenermaßen auch öfter und eher zum Arzt als Männer, was eine frühzeitige Diagnose der Coxarthrose begünstigt.
Arthrose Knie Symptome
Unsere Knie sind lebenslänglich mindestens genau so sehr gefordert wie unsere Hüften. Das Gewicht, welches auf ihnen lastet, ist bei Bewegung sogar um ein Vielfaches höher als unser tatsächliches Körpergewicht. Simples Vorwärtsgehen belastet unsere Knie mit dem 3,5-Fachen unseres Körpergewichts. Einmal Stolpern würde ihnen gleich das 8-Fache zumuten. Ein 100 Kilo schwerer Mensch belastet beim Stolpern seine Knie also gleich mit 800 Kilogramm.
Kniearthrose, die Fachwelt nennt sie Gonarthrose, wird umgangssprachlich gerne als “Sportarthrose” bezeichnet. Dieser Begriff mag zum einen Hinweis auf eine mögliche Ursache sein, verharmlost die Diagnose aber auch unnötigerweise. Die Schmerzen beschränken sich hier auf das unmittelbar betroffene Gelenk, ein Ausstrahlen in andere Körperregionen kommt nicht vor.
Die Knieschmerzen sind zu Beginn nur Begleiterscheinungen nach sportlicher Betätigung und steigern ihre Intensität nur langsam. Ganz klassisch treten sie beim Bergabgehen auf oder beim Abwärtsgehen einer Treppe. Mit der Zeit kommt es auch hier nach Ruhephasen zu Schmerzen. Auch nachts kann das Knie plötzlich Schmerzen verursachen.
Das Knie wirkt zunehmend steif, die Beweglichkeit wird immer mehr eingeschränkt. Schwellungen rund um das Kniegelenk können in Erscheinung treten, außerdem werden immer öfter die für Arthrose so charakteristischen Geräusche (Knacken, Knirschen) beim Gehen wahrgenommen. Im fortgeschrittenen Stadium knickt das Knie bei Belastung ein, die Patientin/der Patient stolpert und stürzt, was zusätzlich für Schäden im Inneren des Gelenks sorgt.
Schmerzen, instabiler Gang und die Angst vor Stürzen führen nach und nach zur Einnahme einer Schonhaltung, die bei Arthrose im Kniegelenk ganz typische Ausformungen annehmen kann. Leider keine positiven, da die Entlastung eines Körperteils immer mindestens ein anderes zusätzlich belastet. Im Fall der Kniearthrose ist es das jeweils andere Knie, aber auch die Hüfte wird in Mitleidenschaft gezogen, ebenso die Muskulatur der Beine und des unteren Rückens.
Die von Arthrose betroffenen Gelenke zu schonen, ist im Fall einer Kniearthrose aber genau der verkehrte Weg. Sicher sollte auf ausgiebige Bergtouren und exzessives Treppensteigen verzichtet werden, aber die Beweglichkeit kann nur durch Bewegung erhalten bzw. wiederhergestellt werden. Moderates Training und spezielle, auf das Krankheitsbild der Arthrose abgestimmte Übungen Übungen sind also unbedingt empfehlenswert.
Kniearthrose, die Fachwelt nennt sie Gonarthrose, wird umgangssprachlich gerne als “Sportarthrose” bezeichnet. Dieser Begriff mag zum einen Hinweis auf eine mögliche Ursache sein, verharmlost die Diagnose aber auch unnötigerweise. Die Schmerzen beschränken sich hier auf das unmittelbar betroffene Gelenk, ein Ausstrahlen in andere Körperregionen kommt nicht vor.
Die Knieschmerzen sind zu Beginn nur Begleiterscheinungen nach sportlicher Betätigung und steigern ihre Intensität nur langsam. Ganz klassisch treten sie beim Bergabgehen auf oder beim Abwärtsgehen einer Treppe. Mit der Zeit kommt es auch hier nach Ruhephasen zu Schmerzen. Auch nachts kann das Knie plötzlich Schmerzen verursachen.
Das Knie wirkt zunehmend steif, die Beweglichkeit wird immer mehr eingeschränkt. Schwellungen rund um das Kniegelenk können in Erscheinung treten, außerdem werden immer öfter die für Arthrose so charakteristischen Geräusche (Knacken, Knirschen) beim Gehen wahrgenommen. Im fortgeschrittenen Stadium knickt das Knie bei Belastung ein, die Patientin/der Patient stolpert und stürzt, was zusätzlich für Schäden im Inneren des Gelenks sorgt.
Schmerzen, instabiler Gang und die Angst vor Stürzen führen nach und nach zur Einnahme einer Schonhaltung, die bei Arthrose im Kniegelenk ganz typische Ausformungen annehmen kann. Leider keine positiven, da die Entlastung eines Körperteils immer mindestens ein anderes zusätzlich belastet. Im Fall der Kniearthrose ist es das jeweils andere Knie, aber auch die Hüfte wird in Mitleidenschaft gezogen, ebenso die Muskulatur der Beine und des unteren Rückens.
Die von Arthrose betroffenen Gelenke zu schonen, ist im Fall einer Kniearthrose aber genau der verkehrte Weg. Sicher sollte auf ausgiebige Bergtouren und exzessives Treppensteigen verzichtet werden, aber die Beweglichkeit kann nur durch Bewegung erhalten bzw. wiederhergestellt werden. Moderates Training und spezielle, auf das Krankheitsbild der Arthrose abgestimmte Übungen Übungen sind also unbedingt empfehlenswert.
Arthrose Schulter Symptome
Eine Arthrose im Schultergelenk wird besonders oft und besonders lange von den Betroffenen übersehen. Der Grund: Sie wird häufig schlicht und ergreifend mit Rückenschmerzen und allgemeinen Alterserscheinungen verwechselt oder gleich gesetzt.
Die Omarthrose macht sich im Anfangsstadium nur durch gelegentliche Schmerzen bemerkbar, die an ganz bestimmte Bewegungen gekoppelt sind. Im Fall der Schulter etwa, wenn die Arme über den Kopf gehoben werden. Die schmerzfreien Phasen werden mit der Zeit jedoch immer kürzer, und die Intensität der Schmerzen steigt.
Die Schultern werden in weiterer Folge druckempfindlich. Ein Liegen oder Schlafen auf der betroffenen Seite ist irgendwann nicht mehr möglich. Der betroffene Arm wirkt mit der Zeit kraftlos und weniger beanspruchbar als der andere.
Die Schulterarthrose kann aber im Alltag recht lange gut kompensiert werden. Wenn nicht gerade Überkopfbewegungen die Schultergelenke fordern, kann bei Schmerzen in der einen Schulter einfach der andere Arm benutzt werden. Das Gelenk wird so entlastet, ohne eine künstliche Schonhaltung einnehmen zu müssen.
Arthrose Finger Symptome
Auch bei einer Arthrose in den Hand- oder Fingergelenken ist die Symptomatik ähnlich der bereits beschriebenen in Hüfte und Knie. Die Schmerzen tauchen vorerst nur bei Bewegung auf. Hier sind primär hauptsächlich die Gelenke des Zeige- und Mittelfingers betroffen.
Heberden Arthrose Symptome
An den Gelenken von Zeige- und Mittelfinger bilden sich mit der Zeit Knoten und andere Gelenkverformungen. Dabei sind die kleinen Endgelenke der Finger besonders betroffen. Diese Variante heißt Heberden Arthrose, benannt nach ihrem “Entdecker”, dem britischen Arzt William Heberden.
Die Hände reagieren mit Schmerz, wenn sie Gegenstände greifen oder zur Begrüßung andere Hände schütteln sollen. Das Aufschrauben eines Marmeladeglases ist zuerst schmerzhaft, später dann nicht mehr möglich, weil die Fingergelenke ihre Dienste verweigern.
Bouchard Arthrose Symptome
Eine Sonderform der Fingergelenks-Arthrose ist die so genannte Bouchard Arthrose. Sie betrifft ausschließlich die mittleren Fingergelenke und tritt bei etwa 18 Prozent aller älteren Menschen über 65 auf. Der Frauenanteil überwiegt auch hier wieder deutlich.
Referenzen:
- Kellgren; Lawrence: Radiological assessment of osteo-arthrosis. In: Annals of the rheumatic diseases. Band: 16, Nummer: 4, 1957, p.494-502.
- Kellgren: Radiological signs of rheumatoid arthritis: A study of observer differences in the reading of hand films. In: Annals of the rheumatic diseases. Band: 15, Nummer: 1, 1956, p.55-60.
- Furger, Suter: SURF-med Guidelines Medizin der Schweiz. 3. Auflage Editions D&F 2008, ISBN: 3-905-69910-9.
- Wolfgang Miehle: Rheumatologie in Praxis und Klinik. Georg Thieme Verlag 2000, ISBN: 978-3-137-01102-6.
- Herold et al.: Innere Medizin 2020. Herold 2020, ISBN: 978-3-981-46609-6.
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