Krankheiten & Symptome

Arthritis

  • Arthritis macht sich hauptsächlich in den Finger-, Hand- und Fußgelenken bemerkbar.
  • Betroffene wachen morgens häufig mit geschwollenen und erwärmten Gelenken auf. Manchmal sind Rheumaknoten tastbar.
  • Bleibt die Erkrankung unbehandelt, weitet sie sich auf größere Gelenke aus.
  • Das Ziel der Behandlung besteht darin, die Entzündung zu stoppen, den Schmerz zu lindern und die Mobilität der Gelenke zu erhalten.
  • Eine Ernährungsumstellung auf vegetarische oder laktovegetarische Kost wirkt ebenfalls antientzündlich.

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Rücken.net-Redaktion

Die Rücken.net-Redaktion besteht aus einem Team von Sport- und Medizin-Redakteuren, die fundierte Ratgeber rund um das Thema Rückenschmerzen schreiben.

Unter Arthritis versteht man eine entzündliche Gelenkerkrankung. Abzugrenzen ist davon die wortverwandte Arthrose – bei der es sich um ein hingegen degeneratives und fortschreitendes Krankheitsbild handelt.

Einer Arthritis können vielfältige Ursachen zugrunde liegen. Eine bakterielle Infektion oder Gicht beispielsweise können diesem Krankheitsbild vorausgehen. Die häufigste Form dieser Gelenkentzündung ist die rheumatoide Arthritis, umgangssprachlich als „Rheuma“ bekannt.

Arthritis Symptome

Arthritis entsteht hauptsächlich in den Gelenken der Hände, der Finger und des vorderen Fußes. Schmerzen in diesen Regionen und eingeschränkte Motorik sind erste Hinweise darauf, dass ein Entzündungsprozess im Körper zugange sein kann. Bei circa 50 %der Patient*innen treten so genannte „Rheumaknoten“ unter der Haut im Bereich der Gelenke auf.

Die Schmerzen treten zu Beginn überwiegend während der Nacht auf, mitunter synchron in beiden Händen oder Füßen gleichzeitig. Am Morgen sind die Gelenke stark geschwollen und deutlich erwärmt. Sie sind oft steif und kaum beweglich. Selbst einfache Bewegungsabläufe werden äußerst schmerzhaft und sind irgendwann kaum mehr möglich.

Untertags ist die Motorik − vor allem der Hände und Finger − stark eingeschränkt. Eine Faust zu ballen etwa scheint unmöglich. Viele Betroffene bemerken das Vorliegen einer Arthritis hauptsächlich beim Schütteln von Händen. Die Fachwelt spricht von einem „Begrüßungsschmerz“. Mit den primären Beschwerden können aber auch weniger spezifische Symptome einhergehen, wie z. B. starkes Schwitzen, Erschöpfungszustände, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust.

Arthritis: Verlauf und Prognose

Der Verlauf einer Arthritis ist individuell verschieden. Sie kann konstant progressiv voranschreiten oder in Schüben auftreten. Wenn sie unbehandelt bleibt, greifen die Entzündungsherde auf die größeren Gelenke über. Die infolge der Entzündungen erhöhte Produktion von Gelenksflüssigkeit führt zu starken Schwellungen. Darüber hinaus werden Knochen und Knorpelmasse entzündlich verändert und schließlich zerstört.

Die Gelenke verformen sich immer weiter, bis sie schließlich komplett unbeweglich sind. Die Entzündungen können aber auch andere Organe des Körpers befallen. Augen, Herz, Lunge und sogar die Haut können davon betroffen sein. Eine häufige Begleiterkrankung der Arthritis sind Rückenschmerzen sowie die “Knochenweiche” (Osteoporose).

Arthritis: Diagnose

Für die Diagnose einer Arthritis sind eine Reihe von klinischen Befunden erforderlich. Allen voran geht eine ausführliche Anamnese durch eine Fachärztin oder einen Facharzt. Dabei wird die vorläufige Diagnose anhand der spezifischen Schmerzmuster sowie der Schwellungen der Gelenke und anderer genannter Symptome erstellt.

Im Labor werden Blutproben auf Arthritis-Indikatoren , wie beispielsweise Entzündungsfaktoren, hin untersucht. Die Blutwerte zeigen oft eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit. Auch das C-reaktive Protein kann als ein unspezifischer Entzündungsmarker erhöht sein. Diese beiden Entzündungsparameter weisen jedoch nur darauf hin, dass eine Entzündung im Körper vorliegt. Wo diese sich genau befindet, muss in weiteren Untersuchungen geklärt werden.

Im Blut und in der Gelenksflüssigkeit lassen sich zudem so genannte Rheumafaktoren nachweisen. Bei ihnen handelt es sich um Antikörper, die gegen körpereigene Eiweiße arbeiten. Ihr Nachweis ist aber nur ein Glied in der Diagnosekette und nicht der alleinige Beweis dafür, dass eine Arthritis vorliegt. Der CCP-Test liefert hier bereits starke Hinweise auf das Vorliegen einer rheumatoiden Arthritis.

Gelenkveränderungen kann die Ärztin/der Arzt auch im Röntgenbild erkennen. Knochen und/oder Knorpelmasse müssen jedoch noch nicht zwangsläufig geschädigt sein, weshalb ein Röntgenbild immer nur unterstützend zum Einsatz kommt. Wesentlich früher lassen sich Gelenkentzündungen hingegen in einem MRT erkennen. Die dritte diagnostische Möglichkeit ist ein Gelenkultraschall (Arthrosonographie). Auch dieser zeigt Entzündungen der Gelenkinnenhaut recht früh im Krankheitsverlauf.

Arthritis: Therapie

Das Hauptaugenmerk der Therapie bei Arthritis ist die schnelle und effektive Linderung der Schmerzen. In weiterer Folge soll die Entzündung gestoppt und die Beweglichkeit der Gelenke wiederhergestellt werden. Je mehr Lebensqualität die Patientin/der Patient zurückgewinnen kann, desto besser.

Arthritis: Medikamente

Analgetika wirken schmerzstillend, können den Entzündungsprozess allein aber nicht aufhalten. Diesem kommt man jedoch mit der Verschreibung von nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) bei. Sie schwächen gleichzeitig akute Entzündungsprozesse in den Gelenken erfolgreich ab, mildern Schwellungen und tragen so zu mehr Beweglichkeit in den betroffenen Gelenken bei. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass gerade die Gruppe der NSAR auch ernste Nebenwirkungen haben können, insbesondere bei Langzeitanwendung.

Kortison ist in seiner Eigenschaft als stärkster bekannter Entzündungshemmer erfolgreich im Einsatz gegen Arthritis, da er die Immunreaktion des Körpers unterdrückt. Die Einnahmedauer ist jedoch begrenzt. Nach dem Absetzen treten die Beschwerden praktisch sofort wieder auf. Eine Langzeittherapie mit Kortison kann ebenfalls mit schweren Nebenwirkungen einhergehen, weshalb die moderne Medizin grundsätzlich davon absieht.

Antirheumatika aus der Gruppe der krankheitsmodifizierenden antirheumatischen Medikamente (kurz: DMARDs) werden als Basismedikamente bezeichnet. Nur sie sind bislang zufriedenstellend in der Lage, den Entzündungsprozess an Knorpel und Knochen aufzuhalten. Sie verzögern die Gelenkzerstörung nicht nur, in einigen Fällen können sie diese sogar gänzlich stoppen, was ihnen schließlich auch ihren Namen als “krankheitsverändernde” Medikamente einbrachte.

Bis sie ihre volle Wirkung entfalten, können jedoch bis zu 6 Monate vergehen. Diese Zeitspanne wird im Allgemeinen mit Entzündungsblockern überbrückt, die kein Kortison enthalten. Wenn die DMARDs keine Wirkung zeigen, kommen Biologika zum Einsatz. Dabei handelt es sich um eine vergleichsweise junge Untergruppe von Medikamenten, welche dem Forschungszweig der Biotechnologie zuzuordnen sind.

Je nach Wirkstoff soll die Therapie körpereigene Botenstoffe und Eiweiße ersetzen, ergänzen oder blockieren. Biologika werden aus gentechnisch veränderten Organismen gewonnen. Sie sind in der Lage, beim Menschen direkt in den Entzündungsprozess einzugreifen. Die entzündungsfördernden Botenstoffe, wie zum Beispiel die Zytokine, können mit ihrer Hilfe erfolgreich verringert werden.

Arthritis: Physikalische Therapie

Die physikalische Therapie ist im Rahmen einer Arthritis-Behandlung unerlässlich. Gerade bei rheumatoider Arthritis oder Rheuma können mit ihrer Hilfe große Erfolge im Kampf gegen Schmerzen erreicht werden. Aber auch die Beweglichkeit und mit ihr ein gesundes und verbessertes Körpergefühl verschaffen Anwendungen aus diesem Bereich. Dazu zählen:

  • Physiotherapie
  • Heilgymnastik
  • Ergotherapie
  • Wärmebehandlungen
  • Kältetherapie
  • Elektro- und elektromagnetische Therapie
  • Heilbäder

Komplementäre und alternative Therapien bei Arthritis

Wie bei allen chronischen Erkrankungen lohnt sich auch bei einer Arthritis ein Blick über den Tellerrand unserer mitteleuropäischen Schulmedizin hinaus. Gerade bei Krankheiten, die mit starken chronischen Schmerzen und Entzündungsprozessen im Körper einhergehen, könnten alternative Heilverfahren tatsächlich eine Ergänzung sein und z. B. dabei helfen, den Schmerzmittelgebrauch zu reduzieren.

Radon- oder Heilstollen-Therapie

Das Geheimnis der Wirksamkeit einer Heilstollen-Therapie liegt in der Trias ihrer Wirkfaktoren: Die Kombination aus dem natürlichen Radongehalt im Inneren der Stollen, ihrer Wärme und Luftfeuchtigkeit schaffen ein Klima, welches die primären Beschwerden einer rheumatoiden Arthritis schnell und effektiv eindämmen könnten.

Durch den möglichen Einfluss der Radon-Heilstollen auf das Immunsystem können manche Patient*innen:

  • über mehrere Monate schmerzfrei sein
  • die Entzündungen in den Gelenken nachhaltig eingedämmen
  • die Nutzung von Schmerzmedikamente reduzieren.

Phytotherapie und Naturheilkunde

Auch die heimische Pflanzenwelt hat im Kampf gegen Arthritis und Rheuma einiges zu bieten. Die besten Kandidaten für einen komplementärmedizinischen Therapieansatz aus der Pflanzenapotheke sind Brennnessel, Teufelskralle, Borretsch-Samen und die allseits bekannte Weidenrinde, mit ihrer gegen Schmerzen sehr wirkungsvollen Salicylsäure.

Brennnesseln können in der Art eines Gemüses zubereitet werden und konnten so bei einigen Patient*innen zu einer deutlichen Verbesserung der Symptome beitragen. Ähnlich erfolgversprechend kann auch der Einsatz von Nachtkerzen- oder Borretsch-Öl sowie Öl, welches aus den Kernen der schwarzen Johannisbeere gewonnen wurde, sein.

Zur äußeren Anwendung eignen sich Präparate auf Basis von Beinwell, Arnika und Capsaicin. Letzteres findet sich in Paprika- und Chilipflanzen, welchen es die berühmte Schärfe verleiht. Als Bestandteil von Salben, Gels oder Pflastern ist seine Wirksamkeit wissenschaftlich erwiesen.

Ernährung bei Arthritis

Wie immer in unserem Leben − bei Krankheit noch mehr als bei guter Gesundheit − spielt die Ernährung eine zentrale Rolle. Gerade Patient*innen die unter Arthritis leiden, können durch die Änderung ihrer Ernährungsgewohnheiten ihr Allgemeinbefinden verbessern. Eine besonders wichtige Rolle kommt dabei dem Konsum der „richtigen“ und „falschen“ Fette zu.

Fett ist nicht gleich Fett

Wie inzwischen durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegt werden konnte, sind bestimmte Fettsäuren in unserer Nahrung dafür verantwortlich, im Körper Entzündungsprozesse auszulösen und zu verstärken. Dazu zählen die Omega 6-Fettsäuren, allen voran die Arachidonsäure.

Diese werden über die Nahrung z. B. über Fleisch aufgenommen und im Körper zu entzündungsfördernden Stoffen weiterverarbeitet. Nach Möglichkeit solltest Du daher als Rheumatiker:in verzichten auf:

  • Fleisch und Wurstwaren
  • tierische Fette wie Schmalz oder Butter
  • Eier

Ganz anders hingegen reagiert unser Körper auf die Zufuhr von Fetten, die reich anOmega 3-Fettsäuren sind. Diese fördern die Bildung von weiteren entzündungs- und schmerzhemmenden Botenstoffen. Zudem verhindern Omega 3-Fettsäuren die Umwandlung von Arachidonsäure in andere entzündungsfördernde Stoffwechselprodukte .

Hauptlieferanten für Omega 3-Fettsäuren sind fettreiche Meeresfische wie Lachs, Makrele, Thunfisch, Hering oder Sardinen. Bei der Zucht von Süßwasserfischen wird Fischöl mitunter dem Futter beigemengt, was den Fettgehalt der Fische in weiterer Folge erhöht. Wenn möglich sollte aber auf frischen Fisch aus nachhaltigem Fang gesetzt werden. Gerade in der Fischzucht kommen mitunter Medikamente wie Antibiotika zum Einsatz, die man nicht unbedingt auf dem Teller und in weiterer Folge im Körper haben möchte.

Eine vegetarische oder laktovegetarische Ernährungsform hingegen führt innerhalb kürzester Zeit zu einer Linderung der Schmerzen und einer signifikanten Verbesserung des Allgemeinzustandes. Gemüse, Obst und Nüsse bilden eine wertvolle Basis für ein Leben ohne Entzündungsherde im Körper. Leinöl, Rapsöl und Spinat versorgen Dich darüber hinaus mit der wertvollen Alpha-Linolensäure, welche die schädliche Arachidonsäure zu hemmen imstande ist.

Leben mit Arthritisist (k)ein Schicksal

Ein Leben mit Arthritis verlangt den Betroffenen einiges an Schmerztoleranz und Einschränkung der Beweglichkeit ab. Dennoch kann jede und jeder selbst viel dazu beitragen, um die Krankheit nicht die Oberhand gewinnen und das Leben bestimmen zu lassen.

Bislang ist die Erkrankung zwar nicht heilbar, doch Du kannst selbst durchaus einiges dazu beitragen, um Entzündungsprozesse zu verhindern. Dies bedeutet in der Folge weniger Schmerzen und letztlich weniger Medikamente. Gelenkschonende Bewegung, eine ausgewogene Ernährung auf Basis der Mittelmeerdiät sowie der Verzicht auf Alkohol und Nikotin sind Deine Werkzeuge im Kampf gegen die Arthritis.

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Referenzen:

  1. Bundesamt für Strahlenschutz: https://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/radon/wirkungen/heilkuren.html
  2. Deal CL et al., , Schnitzer TJ, Lipstein E, Seibold JR, Stevens RM, Levy MD, Albert D, Renold F. Treatment of arthritis with topical capsaicin: a double-blind trial. Clin Ther. 1991 May-Jun;13(3): 383−-395. PMID: 1954640).
  3. gelenk-klinik.de/gelenke/arthritis-ursachen-symptome-und-behandlung.html
  4. Huber R. Phytotherapie bei Rheuma. Zeitschrift für Komplementärmedizin 2019; 11(05): 26−29. doi:10.1055/a-0995-607
  5. medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/rheuma-physikalische-therapie-ist-unentbehrlich/
  6. S2e-Leitline: Therapie der rheumatoiden Arthritis mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten. AWMF-Registernummer: 006-004 [Stand: April 2018]
  7. S3-LL: Interdisziplinäre Leitlinie Management der frühen rheumatoiden Arthritis. AWMF-Registernummer: 060-002 [Stand: 18.12.2019]

geprüft und ergänzt am 15.01.2022 von Dr. rer. nat. Marcus Mau