Behandlung & Therapie

Multimodale Schmerztherapie

  • Die multimodale Schmerztherapie kommt vor allem bei chronischen Schmerzen der Bewegungs- und Stützorgane zum Einsatz.
  • Multimodal bedeutet, dass die Beschwerden ganzheitlich mit einer Kombination verschiedener Therapiemethoden behandelt werden.
  • Die psychologische Komponente spielt bei der multimodalen Schmerztherapie eine wichtige Rolle.
  • Die Therapie wird bevorzugt stationär durchgeführt, aber auch eine ambulante Betreuung ist möglich.
  • Die Kosten werden von der Krankenkasse übernommen.

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Rücken.net-Redaktion

Die Rücken.net-Redaktion besteht aus einem Team von Sport- und Medizin-Redakteuren, die fundierte Ratgeber rund um das Thema Rückenschmerzen schreiben.

Rund 12 bis 15 Millionen Menschen sind in Deutschland von chronischen Schmerzen betroffen. Es handelt sich demzufolge um ein weitverbreitetes Leiden. Chronischer Schmerz kann den Alltag und die Lebensqualität massiv beeinträchtigen, im schlimmsten Fall bis hin zu Berufsunfähigkeit oder gar Selbstmordgedanken.

Die Behandlung chronischer Schmerzen bedarf eines ganzheitlichen Konzepts. Von daher ist die multimodale Schmerztherapie bestens geeignet. Multimodal bedeutet in diesem Zusammenhang, dass verschiedene Behandlungsarten miteinander kombiniert werden. Mehrere Experten verschiedener medizinischer Fachgebiete betreuen einen Schmerzpatienten.

Was genau im Rahmen der multimodalen Schmerztherapie geschieht und ob dieses Behandlungskonzept für dich eine Option ist, erfährst du im nachfolgenden Artikel.

Die multimodale Schmerztherapie bei Fibromyalgie

Fibromyalgie (Muskel-Faser-Schmerz) geht mit chronischen Schmerzen sowie permanenter körperlicher und seelischer Erschöpfung einher. Je nach Ausprägung der Erkrankung sind die Betroffenen kaum noch in der Lage, aktiv am Leben teilzunehmen. Der Schmerz sitzt typischerweise im Nacken-, Kreuz- oder Brustbereich. Die Schmerzen können auch in die linke oder rechte Körperhälfte ausstrahlen. Viele Betroffene leiden zusätzlich unter Kopfschmerzen oder neuropathischen Schmerzen.

Der Muskel-Faser-Schmerz löst außerdem einen sehr hohen Leidensdruck aus, was nicht selten zu Depressionen bis hin zu Suizidgedanken führt. Umso verständlicher ist es, dass Betroffene sich effektive Hilfe wünschen. Die multimodale Schmerztherapie hat sich in mehrerlei Hinsicht bei besonders schwerer Fibromyalgie bewährt.

Die multimodale Schmerztherapie bei Fibromyalgie kann folgende Komponenten umfassen:

  • Umfassende Patientenaufklärung: Was ist das Fibromyalgiesyndrom? Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
  • Durchführung eines leichten Ausdauertrainings.
  • Kognitive Verhaltenstherapie zur Schmerzsteuerung.
  • Entspannungsübungen und autogenes Training.
  • Nach Bedarf Einleitung bzw. Optimierung der medikamentösen Therapie.
  • Wärmebehandlungen (z. B. Thermalbäder)
  • Massagen

Wenn du unter Fibromyalgie leidest, dann sprich deinen behandelnden Arzt auf die Möglichkeit einer stationären multimodalen Schmerztherapie an.

Was passiert bei der multimodalen Schmerztherapie?

Das Behandlungskonzept der multimodalen Schmerztherapie kombiniert die körperliche und psychologische Therapie. Im Rahmen der körperlichen Therapie kommen Physiotherapie, Sporttherapie (Gerätetraining unter Anleitung) sowie Arbeitstherapie unter ergotherapeutischer Aufsicht zum Einsatz.

Die psychologische Therapie umfasst Schmerzbewältigungstraining, EMG-Biofeedback, kognitive Methoden und nach Bedarf auch eine Partnertherapie. Schließlich leidet nicht nur der Schmerzpatient, sondern auch sein nahes Umfeld. Ergänzend zur körperlichen und psychologischen Therapie können zusätzlich Entspannungstraining sowie Tanz- oder Musiktherapie hilfreich sein.

Ziel der multimodalen Schmerztherapie ist es letztendlich, das Krankheitsverständnis des Patienten zu fördern, damit dieser wieder handlungsfähig wird. Das bedeutet einfach ausgedrückt: Wenn du verstehst, woher deine Schmerzen kommen, kannst du gezieltere Gegenmaßnahmen ergreifen. Sofern du lernst, den Schmerz psychisch zu verwalten, kann er deinen Alltag nicht mehr so sehr bestimmen.

Wird eine multimodale Schmerztherapie stationär oder ambulant durchgeführt?

Die multimodale Schmerztherapie kann sowohl ambulant als auch stationär durchgeführt werden. Üblich ist jedoch ein stationärer Aufenthalt in einer Schmerzklinik oder in einer psychosomatischen Einrichtung. An den Klinikaufenthalt schließt sich eine ambulante Nachbetreuung an. Je nach Beschwerdegrad dauert die stationäre Therapie im Durchschnitt drei Wochen. Abweichungen sind jedoch möglich.

Die ambulante Therapie erstreckt sich hingegen über mehrere Monate bis Jahre. Unabhängig davon, ob ein stationärer Aufenthalt vorausgegangen ist.

Vorteile der stationären multimodalen Schmerztherapie

Die meisten Menschen hadern mit dem Entschluss, sich stationär behandeln zu lassen. Wer geht schon gerne freiwillig in eine Klinik? In manchen Fällen ist dies jedoch die einzig richtige Entscheidung. Eine multimodale Schmerztherapie wird meist erst zu einem späten Zeitpunkt empfohlen, wenn alle anderen Behandlungsmethoden versagt haben. Das heißt, dein Zustand ist bereits ziemlich ernst.

Viele Patienten haben zuvor jahrelang Schmerzmittel in hoher Dosierung eingenommen, von denen sie sich erst mal entwöhnen müssen, bevor die multimodale Schmerztherapie begonnen werden kann. Trifft dies auf dich zu, ist ein Klinikaufenthalt unausweichlich. Der Entzug von Medikamenten sollte überwacht werden. Vor allem dann, wenn es aus Verzweiflung zu Schmerzmittelmissbrauch gekommen ist. Letzteres wird leider immer wieder beobachtet.

Bei der multimodalen Schmerztherapie handelt es sich um ein engmaschiges und vielschichtiges Behandlungskonzept. Mehrere Ärzte und Therapeuten aus verschiedenen Fachrichtungen werden sich deinem Anliegen widmen. Wenn du die Therapie ambulant durchführst, kommst du nicht umhin, von Arzt zu Arzt zu rennen. Diesen organisatorischen Stress kannst du dir durch einen Klinikaufenthalt ersparen. Hier sind die Ärzte an einem Ort.

Welche Voraussetzungen müssen für eine stationäre Behandlung erfüllt sein?

Wie bereits erwähnt, sind zumeist alle anderen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft, bevor die multimodale Schmerztherapie empfohlen wird. Um eine stationäre multimodale Schmerztherapie zu erhalten, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Es liegt eine chronische Schmerzsymptomatik vor (länger als 6 Monate).
  • Eine Basisdiagnostik im Fachgebiet Orthopädie, Psychiatrie und Psychotherapie wurde durchgeführt.
  • Du hast bereits erfolglos eine ambulante Schmerztherapie oder eine Reha gemacht.
  • Du bist körperlich ausreichend belastbar, um die Übungsprogramme zu absolvieren.
  • Du bist psychisch in der Lage, die Programminhalte zu verstehen und die Termine einzuhalten.
  • Du verfügst über ausreichende Sprachkenntnisse, um der Therapie folgen zu können.

Der letzte Punkt ist natürlich nur relevant, wenn Deutsch nicht deine Muttersprache ist oder du die Behandlung in einer ausländischen Klinik durchführen möchtest, in der eine andere Sprache gesprochen wird.

Ob eine ausreichende Indikation für eine stationäre multimodale Schmerztherapie vorliegt, wird in vielen Fällen vom MDK (medizinischer Dienst der Krankenkassen) beurteilt. Hierzu musst du dich einer Begutachtung unterziehen. Befürwortet der MDK die stationäre Therapie, steht dem Klinikaufenthalt nichts mehr im Wege. Lehnt der MDK ab, besteht die Möglichkeit, Widerspruch einzulegen.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten für eine multimodale Schmerztherapie?

Die Behandlungskosten für die multimodale Schmerztherapie werden von allen gesetzlichen und privaten Krankenkassen getragen. Befürworten deine Ärzte die Therapie, brauchst du dir also keine Gedanken hinsichtlich des Kostenaufwandes zu machen. Dies gilt sowohl für eine ambulante als auch eine stationäre Behandlung.

Was ist das DRG-System und was bedeutet der OPS-Code?

Im Zusammenhang mit der multimodalen Schmerztherapie sind das DRG-System und der OPS-Code abrechnungsrelevant. Als Patient wirst du damit wahrscheinlich nicht in Berührung kommen. Dennoch ist es interessant, die Hintergründe zu kennen.

Bei dem DRG-System (Diagnosis Related Groups, deutsch: diagnosebezogene Fallgruppen) handelt es sich um ein Klassifikationssystem, mit dem stationäre Aufenthalte diagnosebasiert nach Fallpauschalen abgerechnet werden.

Die Grundlage der schmerztherapeutischen DRGs bildet die Leistungsbeschreibung des OPS-Codes. Bei der multimodalen Schmerztherapie lautet dieser Code 8-918. Anhand des Codes werden die Therapieeinheiten, die Therapiedauer sowie Struktur- und Prozessqualitätsvorgaben kenntlich gemacht.

Wenn du mehr darüber wissen möchtest, kannst du hier nachlesen.

Wie findest du die beste Klinik für dich?

Eine geeignete Schmerzklinik zu finden ist gar nicht so einfach. Eine multimodale Schmerztherapie wird vor allem von Schmerzkliniken und Rehabilitationszentren angeboten. Manchmal verfügen auch Krankenhäuser über eine spezialisierte Abteilung.

Letztendlich spielen bei der Wahl der richtigen Schmerzklinik mehrere Faktoren eine Rolle: Was genau wird angeboten? Befindet sich die Schmerzklinik in deiner Nähe oder müsstest du weit anreisen? Wenn du bereits in ambulanter Behandlung bist, können dir deine behandelnden Ärzten / Therapeuten möglicherweise eine Anlaufstelle nennen. Ansonsten bleibt natürlich die Recherche im Internet, z. B. hier oder hier.

Welche Erfahrungen haben andere Patienten mit der multimodalen Schmerztherapie gemacht?

Wenn du in verschiedenen themenbezogenen Foren recherchierst, wirst du feststellen, dass die Patientenerfahrungen hinsichtlich der multimodalen Schmerztherapie durchwachsen sind. Neben lobenden Berichten, in denen von einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität gesprochen wird, schreiben andere Patienten, dass sie leider nicht von der Behandlung profitieren konnten.

Aus wissenschaftlicher Sicht zählt die multimodale Schmerztherapie zu den effektivsten Verfahren bei chronischen Schmerzen. Der Erfolg der Behandlung hängt jedoch auch zum großen Teil vom Engagement des Patienten ab. Hierbei spielt auch die psychische Komponente eine große Rolle: Du solltest die multimodale Schmerztherapie mit realistischen Erwartungen beginnen.

Das multimodale Therapiekonzept ist leider kein Zaubermittel, mit dem deine Schmerzen im Nu beseitigt werden können. Zum Großteil geht es darum, zu lernen, dem chronischen Schmerz weniger Aufmerksamkeit zu schenken. Hiermit geben sich viele Patienten nicht zufrieden und verpassen dadurch die große Chance, ihr Leben wieder lebenswerter zu gestalten.

Dokumentationen zum Thema multimodale Schmerztherapie

Chronischer Schmerz ist ein Thema, das einen nicht unerheblichen Teil der erwachsenen Bevölkerung betrifft. Aus diesem Grunde ist die multimodale Schmerztherapie immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Um dir ein genaueres Bild zu verschaffen, kann es sinnvoll sein, wenn du dir mehrere fachlich informative Dokumentationen anschaust.

Folgenden Dokumentationsfilm können wir dir empfehlen:

Fazit

Wenn du unter chronischen Schmerzen jedweder Art leidest, solltest du die Option einer multimodalen Schmerztherapie in Erwägung ziehen. Durch das ganzheitliche Behandlungskonzept stehen die Chancen, die Schmerzsymptomatik zu lindern, vergleichsweise sehr gut. Bedenke jedoch, dass es keine Garantie gibt. Chronische Schmerzen sind generell schwer behandelbar.

Je länger die Schmerzsymptomatik besteht, umso unwahrscheinlicher ist es, wieder vollkommen schmerzfrei zu werden. Von daher solltest du rechtzeitig handeln. Die multimodale Schmerztherapie bietet eine große Chance, deine Lebensqualität wieder zu steigern. Wichtig ist jedoch, dass du dich wirklich auf das Therapiekonzept einlässt und keine unerfüllbaren Erwartungen mitbringst.

Mit chronischem Schmerz zu leben klingt natürlich wenig erstrebenswert, das muss es aber nicht sein. Selbst wenn sich der Schmerz nicht vollständig heilen lässt, kannst du im Rahmen der multimodalen Schmerztherapie lernen, wie es dir trotz Schmerz gut gehen kann. Der Schmerz darf nicht mehr deine Gedanken bestimmen. Oftmals ist es jedoch ein langer Prozess, dies zu verinnerlichen. Es lohnt sich jedoch in jedem Fall.

Solltest du (noch) keine stationäre Schmerztherapie machen wollen, kannst du dennoch daheim dazu beitragen, deine chronischen Schmerzen zu lindern. Mit der richtigen Ernährung und Bewegung lässt sich einiges ausrichten. Folgende Artikel könnten dich in diesem Zusammenhang noch interessieren: Banscheibenvorfall Übungen, Rheuma Ernährung, Ischias Übungen.

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Referenzen

  1. Lüllmann et al.: Pharmakologie und Toxikologie. 15. Auflage Thieme 2002, ISBN: 3-133-68515-5.
  2. Karow, Lang-Roth: Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie 2012
  3. Bähr, Frotscher: Neurologisch-topische Diagnostik. 10. Auflage Thieme 2014, ISBN: 978-3-135-35810-9.
  4. Schmidt, Schaible: Neuro- und Sinnesphysiologie. 5. Auflage Springer 2005, ISBN: 978-3-540-25700-4.