Wer bei dem Wort “Rückenschule” an eine Ausbildungsstätte für Orthopäden oder Physiotherapeuten denkt, liegt falsch. Stattdessen lernen in diesen Kursen Personen aller Art, wie man richtig mit seinem Rücken umgeht und Beschwerden vorbeugt.
Dass eine Schule für den Rücken sinnvoll ist, zeigen die Statistiken: Fast 1/3 aller Deutschen leidet unter Rückenschmerzen. Zeit also, erneut die “Schulbank” zu drücken und mehr über diese immanent wichtige Körperpartie zu lernen.
Wir zeigen dir, was Rückenschulen leisten können (und was nicht), für wen sie geeignet sind, wer dir die Kosten erstattet und welche Arten von Kursen es gibt.
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Rückenschule?
Wie der Name schon andeutet, handelt es sich bei der Rückenschule um ein Behandlungskonzept, bei dem Teilnehmer die rückenfreundliche Haltung im Alltag erlernen.
Manchmal ist auch von der “Neuen Rückenschule” die Rede, da die Kursinhalte vor einigen Jahren verändert und standardisiert wurden.
Heute folgen alle Rückenschulen einem Curriculum, das im Jahr 2007 von der Konföderation der deutschen Rückenschulen (KddR) aufgestellt wurde. Dieses legt nicht nur die Inhalte, sondern auch die Rahmenbedingungen der Kurse fest: Beispielsweise sollen Rückenschulen in kleinen Gruppen von 6 bis 15 Teilnehmern abgehalten werden, um eine individuelle Betreuung zu gewährleisten.
Das Curriculum der Rückenschule besteht aus folgenden Einheiten:
Wissen über Rückenschmerzen
Wie entstehen Rückenschmerzen und wie lassen sie sich vermeiden? Diese Fragen stehen am Anfang jeder Rückenschule. Dabei lernen die Teilnehmer auch anatomische Grundkenntnisse und werden mit verschiedenen Erkrankungen des Rückens sowie Therapie-Maßnahmen vertraut gemacht.
Körperwahrnehmung
Im zweiten Modul sollen sich die Teilnehmer über ihre Gewohnheiten im Alltag bewusst werden und die eigene Körperhaltung gezielt wahrnehmen. Außerdem lernen sie Übungen zur aktiven Stabilisation der Wirbelsäule und erfahren mehr über verschiedene Hilfsmittel zur Unterstützung im Alltag.
Psychische Faktoren
Die Teilnehmer reflektieren in dieser Einheit, wie sich körperliche Schmerzen auf die Psyche auswirken – etwa wenn sie zu Schonhaltungen im Alltag führen. Im nächsten Schritt werden die Teilnehmer für einen produktiven Umgang mit Schmerzen sensibilisiert. Dazu gehören auch Entspannungs-Techniken und Angebote zur psychologischen Hilfe.
Körperhaltungen und Bewegungen
Nun geht es um grundlegende Bewegungen im Alltag, die neu überdacht werden sollen: Wie sitzt, steht, hebt und trägt man richtig, um seinen Rücken nicht zu schädigen? Die Teilnehmer lernen in diesem Modul nicht nur etwas über rückenfreundliche Körperhaltungen und Bewegungen, sondern probieren diese auch selbst aus.
Körperliche Aktivität im Alltag
In diesem Modul werden die Teilnehmer für die Wichtigkeit körperlicher Bewegung sensibilisiert. Und auch der Umgang mit Hindernissen wird thematisiert: Wie schafft man es, sich regelmäßig zum Sport zu motivieren? Dazu kann beispielsweise ein Handlungsplan dienen, den die Teilnehmer selbst erstellen.
Wie du siehst, umfasst die Rückenschule mehr als nur die Vermittlung sportlicher Übungen, sondern folgt einem ganzheitlichen Konzept.
Auch musst du keine Angst vor eintönigem “Frontalunterricht” haben. Stattdessen sind die Module abwechslungsreich gestaltet und bestehen aus praktischen Instruktionen, Kleingruppenarbeiten, Austausch im Plenum und dem Ausprobieren verschiedenster Bewegungen.
Welche Personen profitieren von einer Rückenschule?
Kurz gesagt, ist es für jeden Menschen sinnvoll, über Rückenschmerzen sowie die Möglichkeiten der Behandlung und Prävention Bescheid zu wissen – schließlich handelt es sich um eine weit verbreitete Volkskrankheit.
Im Speziellen ist die Rückenschule für Personen geeignet, die:
- an chronischen Rückenschmerzen leiden
- eine Ergänzung zur Krankengymnastik suchen – etwa nach einem Bandscheibenvorfall
- Rückenproblemen vorbeugen möchten
- einen Ausgleich zu sitzenden Bürotätigkeiten suchen
- einen Beruf ausüben, der den Rücken stark beansprucht.
Wie du siehst, richtet sich die Rückenschule insbesondere – aber nicht ausschließlich – an Personen, die präventiv arbeiten möchten.
Auch bei bestehenden Rückenproblemen kannst du die Kurse absolvieren. Du solltest jedoch zuerst mit deinem Arzt besprechen, ob die Rückenschule eine zu hohe Belastung darstellt oder nicht. Bei akuten Rückenschmerzen musst du dich eventuell erst erholen, bevor du die Übungen ausführen kannst.
Wer bietet eine Rückenschule an?
Eine Rückenschule kannst du an mehreren Orten absolvieren – darunter
- Fitnessstudios
- Volkshochschulen
- Physiotherapeuten
- Ergotherapie-Praxen.
Lebst du in einer Großstadt? Dann gibt es in deiner Nähe vielleicht sogar ein Rückenzentrum, das sich auf diese Kurse spezialisiert.
- Ausbildung als Physiotherapeut
- abgeschlossenes Medizinstudium
- Weiterbildung zum Rückenschultherapeuten.
Nur wenn diese Voraussetzung erfüllt ist, wird die Rückenschule auch von der Krankenkasse anerkannt. Das ist für die Kostenübernahme wichtig, die wir weiter unten thematisieren.
Gibt es Online-Rückenschulen?
In unserem digitalen Zeitalter musst du nicht unbedingt in das Fitnessstudio oder die Physiotherapie-Praxis gehen, um deinem Rücken etwas Gutes zu tun.
Stattdessen stellen viele Anbieter ihre Kurse online bereit – und das zum Teil sogar kostenlos. Die Rücken-App von Ratiopharm bietet dir beispielsweise eine Reihe von Übungen, die mithilfe von Videos erklärt werden. Das Fitbase Institut ist ein weiterer anerkannter Anbieter von Online-Kursen, und auch die Krankenkassen selbst bieten oft Rückenschulen auf ihren Websites an.
Online-Kurse sind eine tolle Möglichkeit, in das Rückentraining einzusteigen. Doch Achtung: Anders als bei Kursen vor Ort kann niemand deine Haltung während der Übungen begutachten und korrigieren. Allein deshalb sind Rückenschulen unter fachkundiger Aufsicht zu empfehlen.
Ferner sollten Personen, die an gravierenden Rückenbeschwerden leiden, Online-Kurse erst mit ihrem Arzt absprechen. Ausgebildete Rückentherapeuten können unter Umständen besser auf die individuellen Bedürfnisse dieser Patienten eingehen als Fernkurse.
Und es gibt noch einen Grund, sich für einen Kurs vor Ort zu entscheiden: Da Rückenschulen in kleinen Gruppen abgehalten werden, kannst du dich mit Gleichgesinnten austauschen und neue Leute kennenlernen. Außerdem können sich Kursteilnehmer gegenseitig dazu motivieren, die Übungen zu Hause nachzumachen und den Kurs erfolgreich abzuschließen.
Wie lange dauert die Rückenschule?
Nach dem aktuellen Curriculum besteht eine Rückenschule aus 7 abgeschlossenen Modulen à 55 Minuten. Diese bauen aufeinander auf, müssen also nacheinander absolviert werden.
Doch damit die Rückenschule effektiv ist, genügt es nicht, im Kurs gut aufzupassen. Stattdessen werden die Teilnehmer angehalten, alle Übungen mindestens dreimal pro Woche zu Hause zu wiederholen. Die Dauer des Trainings ist dabei weniger entscheidend als die Regelmäßigkeit.
Gibt es eine Rückenschule für Kinder?
Unser Nachwuchs hat es gut und ist zum Glück noch nicht von Rückenproblemen betroffen – sollte man meinen. Tatsächlich aber führen langes Sitzen in der Schule und eine falsche Haltung auch bei den Kleinen schon zu Beschwerden.
Darum bieten verschiedene Träger Rückenschulen speziell für Kinder an, in denen diese lernen, wie man rückenfreundlich sitzt, steht, Gegenstände trägt und den Schulranzen schnürt. Die Freude an der Bewegung steht bei diesen Kursen, die in Kitas und Schulen abgehalten werden, im Vordergrund.
Alternativ kannst du bei deiner Rückenschule oder Physiotherapie-Praxis vor Ort nachfragen, ob diese Rückenschulen für Kinder anbieten.
Auch online gibt es ein großes Angebot an Übungen, Büchern, Lernkarten und Spielen. Und natürlich ist ausreichend Bewegung wichtig für einen starken Rücken bei Kindern: Sportvereine und das Spielen an der frischen Luft leisten hier nach wie vor gute Dienste.
Wie viel kostet eine Rückenschule?
Im Vergleich zu anderen Therapie-Angeboten sind Rückenschulen vergleichsweise günstig. Für den gesamten Kurs solltest du mit Kosten zwischen 40 und 120 Euro rechnen.
Bezuschusst die Krankenkasse eine Rückenschule?
Die gute Nachricht: Du kannst dir die Kosten für die Rückenschule komplett oder zum Teil von deiner Krankenkasse erstatten lassen. Das ist auch im Interesse der Leistungsträger – schließlich lassen sich so präventiv teure Behandlungen vermeiden oder hinauszögern.
Voraussetzung ist jedoch, dass eine medizinische Notwendigkeit besteht. Du musst also eine ärztliche Empfehlung oder ein Rezept von deinem Hausarzt bzw. Orthopäden vorlegen.
Sind diese Voraussetzungen erfüllt, wendest du dich am besten an deine Krankenkasse. Das kannst du heute auch online tun.
- AOK-Versicherte können sich zwei präventive Rückenkurse pro Jahr bezahlen lassen. Die maximal erstatteten Kosten liegen pro Kurs bei 75 Euro. Voraussetzung ist, dass du 80 % des Kurses absolviert hast.Diese Krankenkasse sponsert jedoch nicht nur die Kurse von Drittanbietern. AOK-Mitglieder haben außerdem Zugriff auf eine achtwöchige Online-Rückenschule, deren Kosten komplett übernommen werden.
- Die Barmer-Versicherung erstattet Versicherten pro Jahr maximal 2 Rückenschulen mit Kosten bis zu 75 Euro pro Kurs.
- Die DAK beteiligt sich zu 80 % an Rückenkursen und erstattet ebenfalls Kosten von maximal 75 Euro pro Kurs.
- Personen, die bei der Technikerkrankenkasse (TK) versichert sind und an chronischen Rückenschmerzen leiden, können sich die Kosten ebenfalls zu 80 % erstatten lassen. Maximal gezahlt werden 12 Kurseinheiten á 60–90 Minuten.
Wie du siehst, unterscheiden sich die Leistungen der einzelnen Krankenkassen kaum. Außerdem werden die Kosten für Personen, die von gesetzlichen Zuzahlungen befreit oder unter 18 Jahren alt sind, meistens voll übernommen.
Welche Dokumente muss ich für eine Kostenübernahme einreichen?
Um das Geld für die Rückenschule zu erhalten, musst du folgende Unterlagen an deine Krankenkasse schicken:
- Rechnung im Original
- Teilnahmebescheinigung
- ärztliche Bescheinigung über die Notwendigkeit der Rückenschule
- deine Bankverbindung.
Genauere Angaben erhältst du bei deiner Krankenkasse.
Zahlt der Arbeitgeber eine Rückenschule?
Gesetzlich ist dein Arbeitgeber nicht dazu verpflichtet, die Kosten für eine Rückenschule zu erstatten. Schließlich ist dies die Aufgabe der Versicherungen.
Viele Arbeitgeber wissen jedoch um den Zusammenhang zwischen Rückenschmerzen und Betriebsausfällen. Um hohe Kosten durch kranke Mitarbeiter zu vermeiden, zahlen manche Firmen daher Rückenkurse aus eigener Tasche. Der Gesetzgeber unterstützt dieses Engagement und erlässt Arbeitgebern für die Zahlung von Gesundheitskursen in vielen Fällen die Lohnsteuer.
Fazit
Egal ob online oder vor Ort – Rückenschulen sind eine tolle Möglichkeit, den eigenen Körper besser kennenzulernen und Rückenschmerzen vorzubeugen. Dank der Vielzahl an qualifizierten Anbietern ist garantiert auch in deiner Nähe ein Kurs verfügbar.
Möchtest du deinen Alltag noch rückenfreundlicher gestalten? Dann können wir dir außerdem folgende Hilfsmittel empfehlen:
- Faszienrollen und –Bälle für dein Training zu Hause
- orthopädische Matratzen und Kopfkissen
- ergonomische Bürostühle und höhenverstellbare Schreibtische
- CBD-Öl zur Linderung von Rückenschmerzen
- Massagegeräte und Massagepistolen.
Referenzen:
- https://www.presseportal.de/pm/50313/3891956
- https://www.psychotherapie.uni-wuerzburg.de/rueckenschule/Curriculum_Rueckenschule_Manual_UniWuerzburg.pdf
- https://www.netdoktor.de/therapien/physiotherapie/rueckenschule/
- https://www.ratgeber-nerven.de/rueckenschmerzen/hilfe/rueckenschule/
- https://www.ratiopharm.de/ratgeber/schmerzen/rueckenschule.html
- https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/orthopaedische-erkrankungen/neue-rueckenschule-alles-fuer-einen-gesunden-ruecken-2019152
- https://krank.de/behandlung/rueckenschule/?gclid=CjwKCAjw07qDBhBxEiwA6pPbHjkp8KKXWmhvboSNUTUBwFxfbvYVOZ4pUzqfeVhhsxdHmu3elbXq0xoCIA8QAvD_BwE
- https://www.uni-regensburg.de/medizin/orthopaedie/profil/kinder/rueckenschule-fuer-kinder/index.html
- https://www.ilohngehalt.de/lohnabrechnung-erklaert/betriebliche-gesundheitsforderung/
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