Krankheiten & Symptome

Skoliose

  • Bei einer Skoliose weicht der Krümmungsgrad der Wirbelsäule mehr als 10 % von der Norm ab.
  • Man unterscheidet zwischen leichter, mittlerer und starker Skoliose. Ist die Erkrankung stark ausgeprägt, können auch Laien sie von außen erkennen (deutlicher Rippenbuckel).
  • In vielen Fällen können Ärzte keine Ursache für die Erkrankung finden (idiopathische Skoliose).
  • Ist die Skoliose auf eine Vorerkrankung zurückzuführen, so ist von sekundärer Skoliose die Rede.
  • Während bei einer leichten Ausprägung Physiotherapie hilft, muss eine starke Skoliose operiert werden.

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Rücken.net-Redaktion

Die Rücken.net-Redaktion besteht aus einem Team von Sport- und Medizin-Redakteuren, die fundierte Ratgeber rund um das Thema Rückenschmerzen schreiben.

Unter Skoliose versteht man eine dreidimensionale Verformung der Wirbelsäule. Die dadurch entstehende Fehlbildung kann minimal oder gut sichtbar ausgeprägt sein. Die einzelnen Wirbelkörper drehen sich dabei zur Seite, der Dornfortsatz verschiebt sich zur Mitte hin.

Das Erscheinungsbild einer Skoliose kann vielfältig sein. Charakteristisch ist ein deutliches Hervorragen der Wirbelsäule und der damit einhergehende typische „Rippenbuckel“. In der Lendengegend zeichnet sich ein markanter Wulst ab.

Was ist Skoliose?

Die menschliche Wirbelsäule ist kein präzises statisches Bauwerk. So ziemlich jeder Mensch weist Abweichungen darin auf. Eine Krümmung oder Deformation der Wirbelsäule um mehr als zehn Prozent ist jedoch nicht mehr im Normbereich. Hier spricht die Schulmedizin dann von Skoliose. Gemessen wird der Krümmungsgrad nach oder in „Cobb“, benannt nach dem amerikanischen Chirurgen John Robert Cobb, auf den die Klassifizierung der Skoliose zurückzuführen ist.

Welche Ursachen liegen einer Skoliose zugrunde?

Bei der Mehrheit der diagnostizierten Fälle ist die Ursache unbekannt. Man spricht in diesen Fällen von einer idiopathischen Skoliose. 80 bis 90 Prozent aller Patient*innen kennen daher die Ursachen für ihre Erkrankung nicht.

Einziges bekanntes Faktum in Sachen Ursachenforschung ist eine Neigung zu Skoliose innerhalb der Familie. Diese Prädisposition scheint ihren Ursprung im Bereich eines Gendefekts zu haben. Laut derzeitigem Forschungsstand ist die Antwort auf die Frage nach der Ursache einer Skoliose in der Codierung der menschlichen RNA zu finden. Eine zufriedenstellende Antwort bleibt bislang jedoch aus.

Wie erfolgt die Diagnose?

Je nach Stärke der Verkrümmung ist eine Skoliose in schweren Fällen auch von Laien klar erkennbar. Unterschiedlich hoch stehende Schultern, ein schiefes Becken und ein konstant zu Seite geneigter Kopf sind deutliche Anzeichen dafür, dass die Wirbelsäule aus dem Lot geraten ist.

Eine erste diagnostische Einschätzung der Lage kann bereits die Hausärztin oder der Hausarzt vornehmen. Die Patient*innen beugen sich nach unten Richtung Zehenspitzen. Wenn dabei einzelne Rippen auf einer Seite hervorstehen oder die Schultern eine deutliche Schieflage zeigen, liegt ein sogenannter Rippenbuckel vor. Dieser Ausformung ist der erste wichtige Anhaltspunkt für eine mögliche Skoliose.

In weiterer Folge wird in einer orthopädischen Facharztpraxis das Anfertigen einer großformatigen Röntgenaufnahme durchgeführt. Dabei wird der gesamte Lenden- und Brustwirbelbereich im Stehen radiologisch untersucht und dokumentiert.

Welche Arten von Skoliose sind bekannt?

Die Hauptunterscheidung unterteilt die Erkrankung in idiopathische und sekundäre Skoliose.

Idiopathische Skoliose

Sie kann − wie bereits erwähnt − auf keine bestimmten organischen Ursachen zurückgeführt werden. 80 bis 90 Prozent aller Skoliose-Fälle zählen zu dieser Kategorie. Aktuell einziger Hinweise im Bereich der wissenschaftlichen Ursachenforschung ist eine innerfamiliäre Häufung dieser Erkrankung.

Sekundäre Skoliose

Anders gelagert ist der Fall der sekundären Skoliosen. Sie sind Folgeerscheinungen bestimmter Vorerkrankungen. So kann eine Skoliose angeboren sein, wenn es im Mutterleib zu Wachstums- oder Entwicklungsstörungen wie etwa einer Spina bifida kam. Aber auch Erkrankungen des Nervensystems und der Muskulatur können eine Skoliose zur Folge haben.

Erkrankungen des Bindegewebes wie etwa das Marfan-Syndrom, jugendliche Osteoporose, Rachitis oder die Glasknochenkrankheit können ebenfalls eine sekundäre Skoliose zur Spätfolge haben. Aber nicht nur Krankheiten, auch bestimmte Therapieformen können diesem Krankheitsbild zugrunde liegen. Eine intensive Strahlentherapie im Kindesalter etwa, oder die Amputation von Körperteilen können in der Ausbildung einer Skoliose enden.

Je nach dem vorhandenen Ausmaß der Wirbelsäulenkrümmung unterscheidet man zwischen leichter, mittlerer und starker Skoliose.

Leichte Skoliose

Eine Krümmung von elf bis 19 Grad wird als leichte Skoliose bezeichnet. In diesem Stadium kann das Fortschreiten der Erkrankung noch sehr gut mit Physiotherapie und speziellen Rückenübungen eingedämmt werden.

Mittlere Skoliose

Wenn sich die Wirbelsäule bereits um mehr als 20 Grad gekrümmt hat, befinden sich die Betroffenen im mittleren Stadium einer Skoliose. Ab diesem Zeitpunkt kommt neben einer regelmäßigen Physiotherapie auch das Tragen eines Korsetts zum Einsatz, welches die Fehlbildung korrigieren soll.

Starke Skoliose

Ab einer Verkrümmung von mehr als 35 Grad spricht die Schulmedizin von einer stark ausgeprägten Skoliose. In diesen Fällen ist meist die Operation nur mehr der einzige effektive Weg in Richtung Heilung. Die einzelnen Wirbelkörper werden dabei miteinander verbunden, was ein weiteres „Auseinanderdriften“ verhindern soll.

Aber auch nach der Ausrichtung der Verkrümmung wird das Krankheitsbild unterteilt:

Rechtskonvexe und linkskonvexe Skoliose

Je nach Richtung, die die Krümmung einschlägt, wird zwischen rechts- und linkskonvexer Skoliose unterschieden. Für das Voranschreiten oder die Behandlung der Erkrankung ist die Richtung jedoch nicht entscheidend.

Eine weitere Unterteilung der Skoliose richtet sich nach dem Ausgangspunkt der Verkrümmung auf der Wirbelsäule. Dabei differenzieren die Ärzt*innen zwischen:

  • Thorakal-Skoliose
  • Thorako-lumbale-Skoliose
  • Lumbalskoliose

Die Thorakal-Skoliose nimmt den Ausgangspunkt ihrer Verkrümmung auf Höhe der Brustwirbelsäule. Die Thorako-lumbale-Skoliose setzt weiter unten am Übergang von Brust- zu Lendenwirbelsäule an. Die Lumbalskoliose schließlich bildet die Krümmung im Lendenwirbelbereich aus. Sie wird häufig auch unter der Bezeichnung LWS-Skoliose geführt.

Innerhalb dieser Kategorien wird zusätzlich noch Form definiert, die die Verkrümmung angenommen hat. Sie zeichnet sich auch im Röntgenbild klar ab. Man unterscheidet zwischen C-, S-, und Doppel-S-Form.

Skoliose und ihre Symptome

Die augenscheinlichen Haltungsschäden und Schiefstellungen des Körpers sind meist die Hauptsymptome einer Skoliose. Manche Fehlhaltungen wie das Schieflegen des Kopfes und ein Beckenschiefstand sind auch für Laien sofort erkennbar.

Der signifikante „Rippenbuckel“ hingegen erfordert den fachkundigen Blick einer Orthopädin oder eines Orthopäden. Aber derartige Veränderungen der Wirbelsäule und des gesamten Bewegungsapparates in weiterer Folge verursachen den Betroffenen auch Schmerzen.

Welche Schmerzen hat man bei Skoliose?

Eine leichte Form der Skoliose macht sich häufig nur durch Verspannungen und Rückenschmerzen bemerkbar, die jedoch viele Ursachen haben könnten. Die meisten Menschen denken eher an einen Hexenschuss, eine Entzündung des Ischias-Nervs oder einfache Rückenschmerzen, die zu langem, falschen Sitzen oder einer ungünstigen Schlafposition geschuldet sind.

Bei Kindern und Jugendlichen ist die Wahrscheinlichkeit einer Skoliose bei Rückenschmerzen jedoch am größten. Bei älteren Patient*innen gehen auch Ärztinnen und Ärzte bei ihrer Anamnese zuerst meist noch von naheliegenderen Erkrankungen des Bewegungsapparates aus, wie beispielsweise einer Arthrose oder Osteoporose.

Skoliose: Behandlung und Therapie

Je nach Schweregrad beziehungsweise Grad der Krümmung, den die Wirbelsäule aufweist, kann bei leichter und mittlerer Skoliose noch sehr gut mit Physiotherapie, Heilgymnastik und auch zuhause mit speziellen Übungen erfolgreich gegengesteuert werden.

Welche Übungen sind bei Skoliose empfehlenswert?

Übungen bei Skoliose sollen vor allem die Rücken- und Bauchmuskulatur stärken. Das Aufrichten der Körperhaltung entlang der Wirbelsäule sollte durch regelmäßiges Training gestärkt werden und die Betroffenen zu einem natürlichen, normalen Haltungsmuster zurückführen. Skoliose-Übungen sind allerdings nur bei einer leichten Form sinnvoll. Eine mittlere oder starke Skoliose lässt sich dadurch nicht verbessern.

Hilft ein Korsett bei Skoliose?

Bei Kindern und Jugendlichen, die die Wachstumsphase noch nicht abgeschlossen haben, kann ein Skoliose-Korsett die Wirbelsäule wieder begradigen. Es handelt sich dabei um eine konservative und auch schon lange bekannte Therapieform, die den betroffenen Kindern und Jugendlichen aber einiges an Disziplin und Durchhaltevermögen abverlangt.

Der medizinisch korrekte Begriff für diese Art von Stützkorsett ist Rumpforthese oder Rückenorthese. Das griechische „Orthos“ (gerade, aufrecht, richtig) weist bereits darauf hin, dass nach korrektem Gebrauch alles wieder seine Richtigkeit im Körper haben sollte, eine aufrechte Haltung inklusive.

Ein Skoliose-Korsett besteht aus mehreren Kunststoffteilen. Es wird möglichst eng mit Gurten und Klettverschlüssen am Körper angelegt. Eingearbeitete Druckpolster und spezielle Expansionszonen sollen die Beweglichkeit so gut wie möglich erhalten. Ziel ist es jedoch, die Wirbelsäule wieder in ihre ursprüngliche Form zu bringen, was wenig Spielraum für unbeschwerte Bewegungen gewährt.

Jedes Skoliose-Korsett wird maßangefertigt. Nach immer längeren Phasen der Eingewöhnung sollte es idealerweise 23 Stunden pro Tag getragen werden, um den maximalen Effekt zu erzielen.

Welches ist die „richtige“ Schlafposition bei Skoliose?

Eine nicht unwesentliche Rolle bei Skoliose spielen die Schlafgewohnheiten der Betroffenen. Mehr noch als bei gesunden Menschen, sollten sie ihre Nachtruhe auf hochwertigen, ergonomisch-orthopädischen Matratzen zubringen. Der Begriff „orthopädische Matratze“ obliegt in Deutschland übrigens keinem Markenschutz. Beim Kauf sollte daher besonders auf folgende Kriterien geachtet werden:

  • perfekte Anpassungsfähigkeit an den Körper
  • ideale orthopädische Stabilisierung des Rückens
  • Lagerung des Körpers ohne Druckpunkte

Allgemein empfehlen Orthopäd*innen die Rückenlage für einen bestmöglichen gesunden Schlaf trotz Skoliose. Doch auch hier gehen die Meinungen auseinander. Entscheidend wird immer die Betrachtung des Einzelfalles sein. Werden die Schmerzen nicht besser, muss ohnehin über alternative Schlafpositionen nachgedacht werden.

Skoliose-OP: Ab wann muss operiert werden?

Bei Kindern und Jugendlichen stehen die Chancen sehr gut, dass Skoliose mittels Korsett oder Gipsverband ausgeglichen werden kann. Bei Erwachsenen können im leichten und mittleren Stadium Physiotherapie und Krankengymnastik gute Erfolge erzielen. Eine starke Skoliose hingegen muss meistens operativ korrigiert werden.

Diese Prozedur erscheint vielen Betroffenen nicht angenehm. Im Prinzip werden die Wirbelkörper dabei versteift und künstlich miteinander verbunden, was ein weiteres Auseinandergleiten verhindern soll. Der Eingriff ist invasiv und zieht so gut immer einen längerfristigen Aufenthalt in einem Rehabilitationszentrum nach sich.

Die Risiken der Operation selbst sind vergleichbar mit anderen chirurgischen Eingriffen auch. Infektionen und Wundheilungsstörungen können in der Folge auftreten. In seltenen Fällen sind Nervenverletzungen möglich. Auch die Belastung des gesamten Organismus durch die Vollnarkose ist ein Faktor, den es zu berücksichtigen gilt.

Skoliose bei Kindern

Eine Skoliose trifft Mädchen dreimal so oft wie Jungen. Nach Altersgruppen unterteilt unterscheidet man die infantile Skoliose. Sie wird sie bei Kindern bis zu drei Jahren diagnostiziert. Für die Altersgruppe der 3- bis 10-Jährigen definiert man die Skoliose als juvenil.

Ab dem elften Lebensjahr spricht die Wissenschaft von adoleszenter Skoliose. Entgegen der noch immer bestehenden landläufigen Meinung, sind schiefes Sitzen oder eine schlechte, nachlässige Körperhaltung nicht die Ursachen einer Skoliose bei Kindern.

Die gute Nachricht: Skoliose im Kindesalter korrigiert sich in etwa 80 Prozent der Fälle spontan. Eine Therapie ist in diesen Fällen nicht erforderlich. Muss therapeutisch behandelt werden, so gibt es bei Kindern aufgrund der relativ spärlichen Datenlage bislang keinen allgemein gültigen Masterplan.

Korrekturen des Wachstums mittels einer Rumpfgipsbehandlung oder Korsett-Therapie sind daher immer noch die erste Wahl. Nur bei ausbleibendem Erfolg dieser Behandlungsmethoden wird auch bei Kindern ein operativer Eingriff durchgeführt.

Skoliose bei Erwachsenen

Eine unbehandelte Skoliose im Kindesalter kann im späteren Leben zu massiven gesundheitlichen Problemen führen. Eine dauerhafte Fehlstellung der Wirbelsäule führt nicht selten zu Schonhaltungen. Rückenschmerzen sind die Folge. Mitunter versteift sich die Wirbelsäule auch im Bereich der Krümmungen. Die Beweglichkeit wird daher sukzessive eingeschränkt.

Aber auch die inneren Organe leiden zusehends unter der verkrümmten Körperhaltung. Die Verformung des Oberkörpers und die gebückte Haltung haben eine Verkleinerung des Brust- und Bauchraumes zur Folge. Somit werden die inneren Organe wie Lunge, Herz oder Leber mitunter stark beeinträchtigt. Die Patient*innen leiden in weiterer Folge häufig unter Kurzatmigkeit, Verdauungsstörungen und Herzproblemen.

Ein nicht zu unterschätzender Punkt ist die psychische Belastung, die Betroffene aufgrund der Deformationen empfinden. Das Schamgefühl zieht nicht selten einen Rückzug in die Isolation nach sich. Depressive Verstimmungen und manifeste Depressionen können die Folge davon sein.

Leben mit Skoliose

Bleibt eine Skoliose unbehandelt, kann dies zu massiven körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen für die Betroffenen führen. Eine Deformation der Wirbelsäule ist nicht nur ein ästhetisches Problem, mit dem man kaum unbehelligt ein normales Leben führen kann. Die körperlichen Beschwerden können im schlimmsten Fall die völlige Immobilität zur Folge haben. Störungen der Lungenfunktion, Herz-Rhythmus-Störungen und Depressionen sind nicht selten Folgeerkrankungen einer Skoliose.

Je nach Schweregrad sollte daher in jedem Fall eine Behandlung angestrebt werden. Wenn regelmäßige Physiotherapie an ihre Grenzen stößt, wird man im Endeffekt an einer Operation nicht vorbeikommen. Ein Leben mit Skoliose stößt die Betroffenen früher oder später im wahrsten Sinne des Wortes an ihre Grenzen. Unbehandelt bedeutet diese Erkrankung am Ende Lähmung, Bettlägerigkeit und ein vorzeitiges Schicksal als Pflegefall.

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Referenzen:

  1. https://deutsches-skoliose-netzwerk.de/loesungen-im-alltag/?gclid=Cj0KCQjwyN-DBhCDARIsAFOELTmVh3ScjDUMHbvRpFZ8hGqrA7Uc42FssE–_gKmdnXVM9817yQWEp4aAvmFEALw_wcB
  2. https://www.aerzteblatt.de/archiv/79564/Die-idiopathische-Skoliose
    https://gelenk-klinik.de/wirbelsaeule/skoliose.html#formen
  3. https://www.schoen-klinik.de/skoliose-beziehungsweise-kyphose#:~:text=Eine%20starke%20Skoliose%20bei%20Erwachsenen,%C3%BCber%20Kurzatmigkeit%20oder%20sogar%20Herzprobleme.
  4. https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/offener-ruecken-spina-bifida/was-ist-ein-offener-ruecken/