Rückenschmerzen sollten als Warnsignal des Körpers ernst genommen werden. Medikamente können bei Rückenschmerzen allerdings nur eine symptomlindernde Rolle einnehmen. Oft helfen auch nicht-medikamentöse Schmerzmittel oder Maßnahmen, Bewegung, gesunde Ernährung und Stressreduktion im Alltag.
Inhaltsverzeichnis
Medikamentöse Therapie bei Rückenschmerzen
Schmerzmedikamente sind keinesfalls zu verteufeln. In vielen Fällen bieten sie schnelle und unkomplizierte Hilfe. Sie können neben der akuten Linderung auch langfristig dabei helfen, die Schmerzen wieder loszuwerden. Denn wenn die Schmerzen so groß sind, dass du dich kaum noch bewegen kannst, ist das kontraproduktiv. Früher wurde bei Rückenschmerzen oft Bettruhe verordnet. Heute gibt es Erkenntnisse, dass Personen, die trotz Rückenschmerzen aktiv bleiben, die Schmerzen schneller wieder loswerden. Schmerzmedikamente können dich dabei unterstützen.
Dennoch sollte dir bewusst sein, dass jedes Medikament Nebenwirkungen und Langzeitfolgen mit sich bringt und die Gefahr einer Abhängigkeit besteht. Es ist daher wichtig, dass du dich über die Einnahme informierst und dich an die vorgeschriebene Dosierung hältst.
Bei akuten Rückenschmerzen werden am ehesten Medikamente aus der Gruppe der Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) empfohlen. Bei chronischen Rückenbeschwerden gibt es noch weitere Medikamente, die in Betracht kommen. Aber besonders bei chronischen Schmerzen ist ein ganzheitlicher Ansatz mit multimodaler Therapie wichtig. Das bedeutet, dass nicht nur Medikamente eingesetzt werden, sondern auch andere Maßnahmen wie Bewegungstherapie, Entspannungstechniken oder psychologische Unterstützung.
Unabhängig von der Wahl der Medikamente sollten die folgenden Grundsätze berücksichtigt werden:
- Medikamente sind nur eine unterstützende Therapieoption.
- Klarheit darüber, was durch die Medikamenteneinnahme erreicht werden soll. z. B. Bewältigung von Alltagsaktivität oder Reduzierung der auf der Schmerz von 1 – 10 um 3 Punkte.
- Fortführung der Therapie nur bei guter Wirksamkeit und Verträglichkeit.
- Ausschleichen/Absetzen der Medikation bei Besserung der Symptomatik.
- Orale Einnahme in Form von Tabletten fast immer einer Schmerzpflastern, Salben oder Spritzen vorzuziehen
Es ist wichtig, in ärztlicher Rücksprache zu stehen, denn die Auswahl und Dosierung müssen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, mögliche Begleiterkrankungen, Unverträglichkeiten, Vorerfahrungen mit berücksichtigt werden.
Rezeptfreie Medikamente bei Rückenschmerzen
Es gibt verschiedene rezeptfreie Medikamente, die bei Rückenschmerzen eingesetzt werden können. Die Wahl des Medikaments hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Art der Schmerzen, eventuellen Begleiterkrankungen und individuellen Risikofaktoren.
Die meisten Menschen die unter Rückenschmerzen leiden unter sog. unspezifischen Kreuzschmerzen, Rückenschmerzen also, bei denen keine spezifische Ursache vorliegt. Wenn die Schmerzen schlimmer werden oder über mehrere Tage anhalten, solltest du dich einer ärztlichen Diagnose unterziehen.
Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR)
Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) haben einen entscheidenden Vorteil, da sie nicht nur Schmerzen lindern, sondern gleichzeitig entzündungshemmend wirken. Dies ist Vorteilhaft, da Rückenschmerzen oft mit Entzündungen einhergehen oder direkt durch diese verursacht werden. Somit wirken NSAR nicht nur symptomlindernd, sondern auch oft ursachenbekämpfend. Die bekanntesten Wirkstoffe sind der NSAR sind Ibuprofen und Diclofenac. Sie wirken, indem sie zwei bestimmte Enzyme (COX-1 und COX-2) im Körper hemmen, die für die Produktion der Gewebshormone Prostaglandine verantwortlich sind. Prostaglandine werden freigesetzt, wenn Körpergewebe geschädigt wird. Durch die Hemmung der Prostaglandine wird die Schmerzweiterleitung gleich am Anfang der Kette unterbunden.
NSAR werden in den meisten Fällen als Tabletten eingenommen, können aber auch injiziert werden. Daneben gibt es frei verkäufliche Salben und Gele mit NSAR. Allerdings ist diese äußerliche Therapie in der Regel nicht so wirksam, da der eigentliche Wirkstoff nur schwer durch die Haut bis zum Schmerzgeschehen eindringen kann.
Die Wirkung von NSAR tritt relativ schnell ein, meist schon nach einer halben Stunde. Je nach Wirkstoff hält die Wirkung sechs bis zwölf Stunden an. Allerdings wirken die verschiedenen Wirkstoffe der NSAR-Klasse jeweils etwas unterschiedlich. Einige hemmen stärker das COX-1-Enzym, andere vor allem das COX-2-Enzym, das bei Entzündungsprozessen beteiligt ist. Das ist der Grund, warum einige der Wirkstoffe, zum Beispiel Diclofenac oder Ibuprofen, stärker entzündungshemmend sind als andere.
Es gibt allerdings ein grundsätzliches Problem mit NSAR: Sie hemmen auch das Enzym COX-1, das in der Magen- und Darmwand zellschützende Prostaglandine ausschüttet. Wenn NSAR eingenommen werden, fällt der zellschützende Effekt in Magen und Darm weg, was zu Nebenwirkungen führen kann. Ein Medikament, das COX-1 stark hemmt, kann deshalb zu Magen-Darm-Problemen führen.
Komplikationen und Nebenwirkungen von NSAR
Prostaglandine sind nicht nur im Magen-Darm-Bereich vorhanden, sondern haben auch in anderen Geweben des Körpers eine natürliche Funktion. So kann die Einnahme von NSAR nicht nur zu Nebenwirkungen im Magen-Darm-Bereich (Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Blutungen im Magen-Darm-Trakt) führen, sondern auch Kopfschmerzen, Schwindel, Wassereinlagerungen oder Hautausschläge verursachen und das Risiko für (Ein-)Blutungen Erhöhen. Gerade ältere Menschen sollten NSAR nicht in hoher Dosierung und über längere Zeiträume ohne ärztliche Überwachung einnehmen. Denn bei längerer Einnahme können NSAR außerdem Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Leber- oder Nierenerkrankungen begünstigen.
Eine Alternative zu herkömmlichen NSAR, die beide Enzyme COX-1 und COX-2 hemmen, sind spezielle COX-2-Hemmer. Sie können eine gute Alternative sein, falls du von NSAR starke Nebenwirkungen bekommst. Fall du herkömmlich NSAR jedoch gut verträgst, dann hast du keinen Vorteil davon, auf COX-2-Hemmer umzusteigen.
Podcastfolge über Wirkungsweise von NSAR
Wenn du lieber einen Podcast hörst, als zu lesen, dann ist diese Folge etwas für dich. Leichtverständlich und mit vielen Einspielern wird hier über die Wirkung und Nebenwirkungen von frei verkäuflichen Schmerzmitteln aufgeklärt.
Acetylsalicylsäure (ASS)
Die meisten Menschen kommen mit der Acetylsalicylsäure (ASS) unter dem Produktnamen Aspirin in Kontakt. Genau genommen gehört ASS der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) an. Die Wirkungsweise und die Komplikationen ähneln sich in vieler Hinsicht. Für die Behandlung von Rückenschmerzen sind jedoch andere NSAR oft vorzuziehen, da ASS, obwohl es auch fiebersenkend ist, weniger stark entzündungshemmend ist.
Komplikationen und Nebenwirkungen von ASS
Neben den bekannten Nebenwirkungen von NSAR, bei denen vor allem die Reizung der Magenschleimhaut im Vordergrund steht, hat ASS noch eine weitere Nebenwirkung. Es fungiert als “Blutverdünner (genauer: Thrombozytenaggregationshemmer). Bei einer Verletzung legen sich die Thrombozyten als erste Schutzschicht über die verletzte Stelle und schützen den Körper somit vor zu hohem Blutverlust. Bei Einnahme von ASS wird verhindert, dass diese Blutzellen sich miteinander verbinden können. Das ist einerseits gut, weil es das Risiko für Herzinfarkt oder andere Blutgerinnsel sinkt, aber es kann auch zu Problemen führen. Wenn man sich verletzt, dauert es länger, bis die Blutung aufhört. In seltenen Fällen kann das ASS auch zu inneren Blutungen, z. B. im Gehirn, führen.
Paracetamol
Paracetamol ist im Allgemeinen gut verträglich und hat wenig Nebenwirkung. Es wirkt schmerzlindernd und fiebersenkend, indem es im Gehirn die Bildung bestimmter Botenstoffe hemmt. Im Gegensatz zu anderen Schmerzmitteln wie beispielsweise den nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) hat Paracetamol keine entzündungshemmende Wirkung. Es ist daher nicht so gut bei Rückenschmerzen geeignet. Für Menschen mit Asthma, Kinder und Schwangere könnte Paracetamol aufgrund der weniger starken Nebenwirkungen eine Option sein.
Paracetamol wirkt etwa 30 Minuten nach der Einnahme und hält etwa 4-6 Stunden an. Es gibt verschiedene Cremes und Zäpfchen mit Paracetamol, normalerweise werden sie jedoch oral in Tablettenform eingenommen.
Komplikationen und Nebenwirkungen von Paracetamol
Bei Überdosierung kann es jedoch zu schweren Leberschäden kommen, die im schlimmsten Fall lebensbedrohlich sein können. Daher sollte die empfohlene Tagesdosis nicht überschritten werden. Eine langfristige Einnahme kann zu Leberschäden und Nierenschäden führen. Da Paracetamol die Leber belastet, sollte es niemals mit Alkohol kombiniert oder zum Auskurieren eines Alkoholrausches eingesetzt werden.
Weitere mögliche, aber sehr seltene Nebenwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall oder allergische Reaktionen wie Hautausschlag oder Juckreiz.
Reportage über die Risiken von frei verkäuflichen Medikamenten:
In diesem Video wird unter anderem erklärt, warum frei verkäufliche Medikamente nicht an mehr als 10 Tagen im Monat und nicht an 3 Tagen hintereinander eingenommen werden sollten.
Verschreibungspflichtige Schmerzmittel bei Rückenschmerzen
Verschreibungspflichtige Schmerzmittel können eine wichtige Option zur Linderung von Rückenschmerzen sein. Es ist jedoch wichtig, in engem ärztlichen Kontakt zu bleiben. Die Dosierung sollte immer so gering wie möglich ausfallen, um das Risiko von Nebenwirkungen und Abhängigkeit zu minimieren. Im Folgenden stellen wir dir drei Arten von rezeptpflichtigen Schmerzmitteln vor, die bei der Behandlung von Rückenschmerzen zum Einsatz kommen können.
Metamizol
Wenn du Rückenschmerzen hast, aber keine NSAR verträgst oder sie nicht wirksam sind, gibt es eine weitere Alternative – Metamizol! Dieses Medikament ist in jedem Fall rezeptpflichtig und wird meist unter dem Produktnamen Novaminsulfon verschrieben.
Metamizol ist schmerzlindernd, fiebersenkend und im Bereich der Bauchorgane krampflösend. Im Gegensatz zu NSAR ist es jedoch nicht entzündungshemmend. Daher eignet sich dieser Wirkstoff weniger gut für den Einsatz bei Entzündungsschmerzen, wie zum Beispiel bei rheumatischen Erkrankungen. Normalerweise wird Metamizol bei starken Schmerzen nach Operationen, bei Tumorschmerzen und wegen der krampflösenden Eigenschaft auch bei starken Bauchschmerzen verschrieben. Aber es kommt auch bei starken chronischen Rückenschmerzen ohne klar eingrenzbare körperliche Ursache zum Einsatz. Zumindest dann, wenn die Möglichkeit von frei verkäuflichen Schmerzmitteln ausgeschöpft ist.
Metamizol kann als Tropfen, Tablette, Zäpfchen oder auch als Spritze eingenommen werden. Es wirkt bereits nach einer halben bis einer Stunde und hat grundsätzlich weniger Nebenwirkungen als die NSAR.
Koplikationen und Nebenwirkungen von Metamizol
Mit Metamizol gibt es jedoch zwei entscheidende Probleme. Erstens muss es aufgrund seiner relativ kurzen Wirkdauer von vier Stunden mehrmals täglich eingenommen werden. Zweitens gibt es eine seltene, aber sehr gefährliche Nebenwirkung – die sogenannte Agranulozytose. Dabei kommt es zu einer starken Verminderung bestimmter weißer Blutkörperchen (Granulozyten), die für die Immunabwehr von entscheidender Bedeutung sind. Infolgedessen kann es zu gefährlichen, sogar lebensbedrohlichen Infektionskrankheiten kommen. Aufgrund dieses Risikos wird der Wirkstoff ungern zur Dauerhaft verschrieben.
Reportage zu Metamizol
Diese Reportage befasst sich vor allem mit den Vor- und Nachteilen von Metamizol. Zwei Patientengeschichten veranschaulichen die Abwägung:
Opioide
Opioide sind eine Gruppe von Medikamenten, die dazu verwendet werden, Schmerzen zu lindern. Sie werden aus Opium gewonnen oder synthetisch hergestellt. Opioide wirken auf die Opioid-Rezeptoren im Gehirn, Rückenmark und an peripheren Nerven. Dadurch wird die schmerzlindernde und beruhigend-dämpfende Wirkung ausgelöst, die das Opiat mit sich bringt. Im Gegensatz zu NSAR haben Opioide keine entzündungshemmende oder fiebersenkende Wirkung.
Opioide sind sehr effektiv bei der Schmerzlinderung, haben jedoch ein hohes Suchtpotenzial und sind verschreibungspflichtig. Die starken Opioide unterliegen sogar einer verschärften Verschreibungspflicht der sog. Betäubungsmittelverschreibungsverordnung (BtmVV). Schwächere Opioide wie Tramadol, Tilidin oder Codein können auf einem normalen Rezept verschrieben werden. Dennoch ist bei jedem Einsatz eine sorgfältige Abwägung notwendig.
Opioide gibt es in allen denkbaren Darreichungsformen – als Tabletten, Kapseln, Säfte, Tropfen, Zäpfchen und zum Spritzen bzw. als Infusion. Pflaster werden oft bei chronischen Rückenschmerzen eingesetzt. Sie sind eine gute Möglichkeit, um den Schmerz zu reduzieren, da sie eine kontinuierliche Freisetzung des Wirkstoffs in den Körper gewährleisten.
Eine Injektion wirkt praktisch sofort. Bei Tabletten dauert es dagegen länger, etwa 30 Minuten bis wenige Stunden. Pflaster benötigen sogar einen halben Tag, um ihre Wirkung zu entfalten.
Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass Opioide ein hohes Suchtpotenzial haben und bei falscher Anwendung zu einer Abhängigkeit führen können. Es ist daher unerlässlich, dass Opioide nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden.
Komplikationen und Nebenwirkungen von Opioiden
Das Suchtpotential im Zusammenhang mit Opioiden kann nicht oft genug betont werden. Es handelt sich um die größte Gefahr bei der Anwendung dieser Medikamentengruppe.
Typische Nebenwirkungen von Opioiden sind Übelkeit, Mundtrockenheit und Appetitminderung. In den allermeisten Fällen verschwinden die Nebenwirkungen nach ein paar Tagen von allein. Darüber hinaus können diese Nebenwirkungen durch Begleitmedikamente abgemildert werden. Eine weitere typische Nebenwirkung ist Verstopfung. Diese verwinden in der Regel nicht von selber, aber es kann Abführmittel eingenommen werden.
Weitere mögliche Nebenwirkungen, die aber seltener auftreten, sind Schwindel, Angst, Kopfschmerzen, Juckreiz und Blasenentleerungsstörung. Auch die sogenannten psychotropen Opioid-Wirkungen (beruhigend-dämpfende Wirkung, Schmerzdistanzierung, Benommenheit) können als beeinträchtigend empfunden werden. In diesen Fällen kann meist durch den Wechsel auf ein anderes Opioid eine Besserung herbeigeführt werden.
Selten auftretende Nebenwirkungen sind Schwindel, Angst, Kopfschmerzen, Juckreiz und Blasenentleerungsstörungen. Auch die typische beruhigend-dämpfende Wirkung von Opioiden kann als beeinträchtigende Benommenheit empfunden werden. Ein Wechsel zu einem anderen Opioid kann bei diesen Nebenwirkungen helfen.
Bei der Langzeitanwendung von Opioiden kommt es im Gegensatz zu NSAR nicht zu Folgeschäden an Leber und Nieren. Allerdings steigt die Suchtgefahr weiter an.
Reportage über das Suchtpotential von Opioiden:
Die Wirkung von Opioiden im Gehirn wird grafisch dargestellt. Des Weiteren werden anhand einer Patientengeschichte die Gefahren von Abhängigkeit und Überdosierung aufgezeigt.
Cannabinoide
Die Hanfpflanze Cannabis und ihre Einsatzmöglichkeiten sind mindestens genauso lange bekannt wie der Schlafmohn. Ihre Wirkstoffe heißen Cannabinoide, wobei das Tetra-Hydro-Cannabinol (THC) am bekanntesten ist.
Die Hanfpflanze Cannabis und ihre Einsatzmöglichkeiten sind mindestens genauso lange bekannt wie der Schlafmohn. Die Wirkstoffe heißen Cannabinoide, wobei das Tetra-Hydro-Cannabinol (THC) am bekanntesten ist. Cannabis wird seit Jahrtausenden für medizinische Zwecke eingesetzt, zum Beispiel zur Linderung von Schmerzen oder zur Behandlung von Entzündungen. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Cannabis bei einigen neurologischen Erkrankungen wie Epilepsie oder Multipler Sklerose eine positive Wirkung haben kann. Allerdings ist der Einsatz von Cannabis als Medizin in vielen Ländern nach wie vor umstritten und oft illegal. In einigen Ländern gibt es jedoch spezielle Programme, die den Einsatz von medizinischem Cannabis unter bestimmten Bedingungen erlauben. Seit 2017 kann in Deutschland Cannabis auf Kosten der Krankenkassen verschrieben werden, allerdings müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Der Einsatz muss ärztlich begründet werden, das heißt, andere Therapien sind entweder nicht wirksam oder nicht möglich. Zudem muss die Krankenkasse vor der erstmaligen Verordnung eine Genehmigung erteilen.
Cannabinoide wirken im Körper, indem sie an sogenannte CB1- und CB2-Rezeptoren im Gehirn binden. Dies führt zu schmerzlindernden und krampflösenden Effekten sowie zu einer Steigerung des Appetits und einer Wirkung gegen Übelkeit und Erbrechen. Zusätzlich haben sie psychotrope Eigenschaften, die das allgemeine Wohlbefinden verbessern, wie (muskel-)entspannende, dämpfende, angstlösende und sogar euphorisierende Wirkungen. Cannabinoide können auch den Schlaf verbessern.
Cannabinoide werden verschrieben, um chronische Schmerzen zu lindern. Sie können auch helfen, Stress zu reduzieren und die Schlafqualität zu verbessern. Sie sind als Rachenspray, Öl oder Tropfen erhältlich. Alternativ können Cannabisblüten mit einem Vaporizer verdampft und inhaliert werden.
Komplikationen und Nebenwirkungen von Cannabis
Da Cannabinoide einen Einfluss auf die menschliche Psyche haben, besteht ein Suchtpotenzial. Außerdem kann das Wahrnehmen, Erinnern und Verhalten beeinträchtigt werden. Es kann zu Angst, Antriebsstörungen (wie Apathie und Müdigkeit) oder psychotischen Symptomen kommen. Wenn du bereits psychische oder psychiatrische Störungen oder Erkrankungen hattest, ist besondere Vorsicht geboten.
Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Mundtrockenheit und eine Erweiterung der Blutgefäße. Das kann zu niedrigem Blutdruck und Kreislaufkollaps führen. Es ist sehr wichtig, dass du keine eigenmächtigen Dosisänderungen vornimmst und niemals gleichzeitig Alkohol konsumierst.
Ko-analgetika bei Rückenschmerzen
Rückenschmerzen sind eine der häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit und Beeinträchtigung der Lebensqualität. Die medikamentöse Therapie kann ein wichtiger Bestandteil sein, um Schmerzen zu lindern. Neben den klassischen Schmerzmitteln gibt es aber auch sogenannte Ko-analgetika, die bei Rückenschmerzen eingesetzt werden können. Hierzu zählen Antidepressiva und Muskelrelaxantien.
Antidepressiva
Antidepressiva werden nicht nur bei Depressionen, sondern können auch bei chronischen Rückenschmerzen eingesetzt werden. Sie verändern die Konzentration von bestimmten Transportmolekülen (Serotonin, Noradrenalin) und können die Schmerzübertragung im Rückenmark reduzieren.
Komplikationen und Nebenwirkungen bei Antidepressiva
Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Durchfall sowie Schlafstörungen oder das Gegenteil, nämlich Ermüdung und ein “abgedämpftes Gefühl”. Auch eine Gewichtszunahme kann vorkommen. Möglich sind auch Verwirrtheit, verschwommenes Sehen, Verstopfung, Mundtrockenheit, Benommenheit und Gleichgewichtsstörungen sowie Schwierigkeiten beim Wasserlassen. Einige Menschen berichten auch von Bauchschmerzen, Übelkeit und sexuellen Funktionsstörungen. Die meisten Nebenwirkungen verschwinden jedoch nach einigen Wochen, da sich der Körper auf den regelmäßig verabreichten Wirkstoff einstellt.
Muskelrelaxantien (Antikonvulsiva)
Muskelrelaxantien sind Medikamente, die Muskelverspannungen und Krämpfe lindern können, welche oft mit Rückenschmerzen einhergehen. Antikonvulsiva sind Medikamente, die eigentlich zur Behandlung von Epilepsie-Patienten eingesetzt werden (Konvulsion = Krampf). Sie “beruhigen” jede Art von Nervenzellen und können daher auch die Informationsübertragung zwischen Schmerzfasern hemmen. Dies tun sie, indem sie Natrium- oder Kalziumkanäle auf der Zelloberfläche blockieren. In der Regel werden bei Rückenschmerzen Substanzen (Gabapentin, Pregabalin) verwendet, die in der Gruppe der Muskelrelaxantien wenig Nebenwirkungen haben.
Komplikationen und Nebenwirkungen bei Muskelrelaxantien
Dennoch sollten die Nebenwirkungen der Muskelrelaxantien nicht unterschätzt werden. Zu ihnen zählen Bewusstseins- und Sehstörung, Gewichtszunahme, ein trockener Mund und es besteht ein Suchtpotenzial.
Fazit
Die medikamentöse Behandlung von Rückenschmerzen lindert lediglich die Symptome. Sie wird angewendet, um nicht-medikamentösen Maßnahmen zu unterstützen und dir zu helfen, frühzeitig deine alltäglichen Aktivitäten wieder aufzunehmen. Die langfristige Anwendung von Schmerzmedikamenten birgt jedoch viele Risiken. Deshalb müssen Nutzen und Risiko sorgfältig abgewogen werden und die Entscheidung für eine medikamentöse Behandlung sollte nur nach ausführlicher Aufklärung und Absprache erfolgen.
Referenzen
- Albers, B., & Majorczyk, S. (2019). Das Handbuch gegen den Schmerz: Rücken, Kopf, Gelenke, seltene Erkrankungen: Was wirklich hilft (T. R. Tölle & C. Schiessl, Eds.). ZS Verlag GmbH.
- Herold, G. (Ed.). (2013). Innere Medizin: eine vorlesungsorientierte Darstellung. Selbstverl.
- Lüllmann, H., Wehling, M., & Mohr, K. (2003). Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen – Medikamente gezielt einsetzen. Thieme.
- Nicht-spezifischer Kreuzschmerz — Leitlinien.de. (2023). Leitlinien.de. https://www.leitlinien.de/themen/kreuzschmerz
- Leitlinie zur Versorgung bei Bandscheibenvorfällen — AWMF-Portal der wissenschaftlichen Medizin. https://register.awmf.org/. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/187-057
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