Plattfüße sind nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern beeinflussen die gesamte Körperhaltung. Fast 20 % der Erwachsenen in Deutschland leiden unter dieser Fußfehlstellung. Eine falsche Fußstellung verändert die natürliche Achse des Körpers und führt oft zu Rückenschmerzen. Durch die Abflachung des Fußgewölbes wird der Aufprall beim Gehen nicht ausreichend abgefedert. Die Folgen reichen von Knieschmerzen bis hin zu Verspannungen in der Lendenwirbelsäule. Eine gezielte Behandlung kann die Beschwerden lindern. Doch wie hängen Plattfüße und Rückenschmerzen genau zusammen? Und welche Maßnahmen helfen?
Inhaltsverzeichnis
Wie Plattfüße die Körperhaltung verändern
Unsere Füße tragen das gesamte Körpergewicht und spielen eine entscheidende Rolle für die Körperhaltung. Bei einem gesunden Fuß sorgt das Längsgewölbe für eine gleichmäßige Verteilung des Gewichts und fungiert als natürlicher Stoßdämpfer. Bei Plattfüßen fehlt dieses Gewölbe, wodurch der Fuß beim Gehen oder Stehen nach innen kippt – ein Phänomen, das als Überpronation bekannt ist. Diese Fehlstellung führt zu einer Kettenreaktion: Die Knöchel drehen sich nach innen, die Knie werden unnatürlich belastet, und die Hüfte kippt nach vorn.
Diese Veränderungen in der Körperhaltung können zu einer übermäßigen Krümmung der Lendenwirbelsäule führen, was wiederum Rückenschmerzen verursacht. Eine Studie des Deutschen Orthopädieverbands zeigt, dass 70 % der Betroffenen auch über Beschwerden in der Lendenwirbelsäule klagen. Wird diese Fehlbelastung nicht korrigiert, kann sich die Körperhaltung dauerhaft verändern, was zu chronischen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führt.
Früherkennung und professionelle Unterstützung
Die Diagnose von Plattfüßen erfolgt häufig durch eine klinische Untersuchung, bei der ärtzlich die Fußform, Haltung und das Gangbild des Patienten beurteilt wird. In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen hinzugezogen werden, um das Ausmaß der Fehlstellung genauer zu bestimmen. In nahezu jeder großen Stadt gibt Expertenhilfe, wie in einer Podologie Berlin. Diese Fachpraxen verfügen über geschultes Personal, das individuelle Therapiepläne erstellt, um die Fußgesundheit zu verbessern und somit auch Rückenbeschwerden zu lindern.
Therapiemöglichkeiten: Von Einlagen bis zu Übungen
Die Behandlung von Plattfüßen variiert je nach Schweregrad der Fehlstellung. In vielen Fällen können individuell angefertigte orthopädische Einlagen helfen, das Fußgewölbe zu stützen und die Körperstatik zu verbessern. Diese Einlagen korrigieren die Fußposition, reduzieren die Überpronation und entlasten somit die darüberliegenden Gelenke und die Wirbelsäule. Zusätzlich können gezielte Kräftigungs- und Dehnungsübungen die Muskulatur des Fußes stärken und die Beweglichkeit fördern.
Ideen für Plattfuß-Übungen
Eine einfache, aber wirkungsvolle Übung besteht darin, Gegenstände mit den Zehen zu greifen. Dazu kann ein Handtuch auf den Boden gelegt und mit den Zehen zusammengeknüllt werden. Alternativ eignen sich kleine Gegenstände wie Murmeln oder Bleistifte, die mit den Zehen aufgehoben und in einen Behälter gelegt werden.
Die Fußwippe trainiert das Längsgewölbe und stärkt Muskeln, die für eine gesunde Fußstellung entscheidend sind. Hierfür werden die Füße flach auf den Boden gestellt. Anschließend hebt sich abwechselnd der vordere Teil des Fußes mit den Zehen und dann die Ferse. Wichtig ist eine langsame, kontrollierte Bewegung, um gezielt die Muskulatur zu aktivieren.
Zur Mobilisierung des Fußgewölbes ist das Rollen eines kleinen Balls unter der Fußsohle. Ein Tennisball oder ein spezieller Faszienball eignet sich gut für diese Übung. Der Fuß wird langsam über den Ball gerollt, sodass das Fußgewölbe massiert und aktiviert wird.
Der Zehenstand trainiert die Muskeln im Mittelfußbereich und verbessert die Stabilität. Dafür werden die Füße parallel aufgestellt und die Fersen langsam vom Boden gehoben, bis nur noch die Zehenspitzen den Boden berühren. Diese Position wird einige Sekunden gehalten, bevor die Fersen langsam wieder abgesenkt werden.
Das passende Schuhwerk hilft
Die Wahl des richtigen Schuhwerks spielt eine entscheidende Rolle bei der Vermeidung von Plattfüßen und den damit verbundenen Beschwerden. Schuhe sollten nicht nur bequem sein, sondern auch die natürliche Fußstellung unterstützen. Besonders wichtig ist eine ausreichend stabile Sohle, die den Fuß stützt, aber gleichzeitig flexibel genug bleibt, um eine natürliche Abrollbewegung zu ermöglichen. Modelle mit ausreichend Zehenfreiheit verhindern Druckstellen und Fehlstellungen.
Ein falsches Schuhwerk kann langfristig erhebliche Probleme verursachen. Zu enge Schuhe oder hohe Absätze zwingen die Füße in unnatürliche Positionen und führen zu einer ungleichmäßigen Belastung. Fehlhaltungen in den Füßen wirken sich nicht nur lokal aus, sondern können Knie, Hüfte und Rücken belasten. Eine ergonomische Schuhform hilft, spätere Beschwerden zu vermeiden.
Barfußlaufen stärkt die Muskulatur
Regelmäßiges Barfußlaufen auf natürlichen Untergründen wie Gras, Sand oder Waldboden kann helfen, die Fußmuskulatur zu stärken und die natürliche Fußstellung zu fördern. Der unebene Untergrund fordert die Muskulatur stärker als das Gehen in Schuhen auf festen Böden. Dadurch werden Sehnen und Bänder aktiviert, was langfristig zu einer stabileren Fußstruktur beiträgt.
Barfußschuhe können eine sinnvolle Ergänzung sein, um die Muskulatur der Füße zu kräftigen und Fehlstellungen vorzubeugen. Diese speziellen Schuhe sind so konzipiert, dass sie das Gefühl des Barfußlaufens imitieren, dabei aber eine minimale Schutzschicht gegen äußere Einflüsse bieten. Die dünne und flexible Sohle ermöglicht eine natürliche Abrollbewegung und gibt den Zehen mehr Platz.
Allerdings sollten Barfußschuhe mit Bedacht eingeführt werden. Wer jahrelang feste Schuhe getragen hat, sollte den Wechsel schrittweise vornehmen, um die Füße nicht zu überlasten. Es wird empfohlen, Barfußschuhe zunächst nur für kurze Strecken zu tragen und die Tragedauer langsam zu steigern.