Rückenschmerzen sind ein Symptom, keine eigenständige Diagnose. Daher ist es entscheidend, nach der zugrunde liegenden Ursache zu suchen. Rückenschmerzen bei Kindern sind oft auf Sportverletzungen oder Unfälle beim Spielen zurückzuführen, wie etwa Stürze oder ungewöhnliche Belastungen, beispielsweise durch das Tragen eines schweren Rucksacks. Typischerweise entstehen Rückenschmerzen durch Muskelzerrungen, Bänderdehnungen oder Blutergüsse. In den meisten Fällen klingen die Symptome von Rückenschmerzen ohne spezielle Behandlung innerhalb einer Woche ab.
Inhaltsverzeichnis
Handlungsempfehlungen für akute Rückenschmerzen bei Kindern
Dein Kind klagt in diesem Augenblick über Rückenschmerzen? In der nachfolgenden Tabelle beleuchten wir Handlungsempfehlungen für häufige Szenarien. Egal, wie kritisch die Situation ist, bewahre Ruhe und handele entschlossen.
Was ist passiert? | Mögliche Ursache | Handlungsempfehlung |
---|---|---|
Dein Kind hat Sport gemacht, wild gespielt und hatte einen Fall aus geringer Höhe oder hat sich eine andere Verletzung zugezogen. | - Muskel oder Bänderzerrung - Prellung | Unmittelbar nach der Verletzung ein Kühlpack verwenden und Schmerzsalbe verwenden. Später eventuell warm baden. |
Dein Kind ist aus größerer Höhe gefallen oder hat sich ernsthaft verletzt. | - Verletzung der Wirbelsäule - Gehirnerschütterung | Rufe 112. Wenn keine Lebensgefahr besteht, versuche nicht dein Kind zu bewegen. |
Nach einer scheinbar kleinen Verletzung hat dein Kind Schwierigkeiten sich zu bewegen, spürt ein Kribbeln, Lähmung oder wird inkontinent. | - Verletzung der Wirbelsäule | Rufe deine Kinderarzt-Praxis nächste Notfallaufnahme. |
Ohne dass es eine Verletzung gab, berichtet dein Kind entweder immer wieder oder von anhaltenden Rückenschmerzen. | - Viele Ursachen möglich | Vereinbare einen Termin in deiner Kinderarzt-Paxis. |
Zu viel und zu wenig Bewegung kann zu Rückenschmerzen führen
Obwohl regelmäßige körperliche Aktivität für alle Kinder gut ist, kann intensives Training bei einigen jungen Menschen zu Überlastübungsverletzungen führen. Ausreichende Erholungs- und Ruhezeiten sind für Kinder im Wachstum besonders wichtig. Andererseits können Kinder, die sich zu wenig bewegen, Rückenschmerzen aufgrund einer schwachen Rumpfmuskulatur, Übergewicht oder einer schlechten Körperhaltung entwickeln.
Wann medizinische Hilfe holen?
Hole dir medizinische Hilfe, wenn dein Kind Folgendes hat:
- Schmerzen, die nicht verschwinden oder schlimmer werden
- Fieber oder Gewichtsverlust
- Nachtschmerz oder Steifheit am frühen Morgen
- Wieder einsetzende Inkontinenz
- Schwierigkeiten, einen Arm oder ein Bein zu bewegen
- Taubheitsgefühl oder Kribbeln in einem Arm oder Bein
- Verlust an der Freude zu spielen
- Veränderung des Gangs oder der Haltung
Mögliche Ursachen für Rückenschmerzen bei Kindern
- Einseitige, übermäßige Belastung: Zu viel Sport, zu langes Sitzen oder ein zu schwerer Rucksack sind häufig gesehene Ursachen für muskuläre Verspannungen im Kindesalter.
- Fehlstellungen oder Erkrankungen von Fuß bzw. Knie: Füße und Knie tragen das Gewicht des Körpers, Probleme in diesen Bereichen haben oft Auswirkungen auf den Rücken.
- Wachstumsschmerzen: Sind häufig harmlos und treten üblicherweise abends oder nachts auf. Bei einer körperlichen Untersuchung finden sich keine Auffälligkeiten. Fieber, Rötungen, Schwellungen sprechen gegen Wachstumsschmerzen als Ursache.
- Skoliose: Die Verkrümmung der Wirbelsäule ist eine mögliche Ursache für Rückenschmerzen.
- Kindliches Rheuma: Auch Kinder können von der Gruppe dieser entzündlichen Krankheiten betroffen sein
- Spondylodese: Das Wirbelgleiten verursacht meist Schmerzen im unteren Rückenbereich. Die Schmerzen nehmen mit körperlicher Aktivität zu. Bei Verdacht auf eine Spondylodese können Röntgenaufnahmen hilfreich sein.
- Funktionelle Schmerzen: Schmerzen können sich auch schon bei verselbstständigen. Die organische Ursache der Schmerzen ist zwar bereits ausreichend behandelt, die Schmerzen bleiben jedoch.
- Infektion, Tumor und Co.: Viele Erkrankungen können in jedem Alter auftreten. Bei Unsicherheit ist es ratsam, die Kinderarztpraxis zu konsultieren.
Das Alter ist ein entscheidender Faktor
Das Wachstum ist im Säuglingsalter besonders ausgeprägt. Kleine Kinder sind äußerst aktiv. Es kommt vor, dass sie am Ende des Tages Schmerzen verspüren.. Diese Schmerzen können unspezifisch sein, wie beispielsweise Wachstumsschmerzen, und sind oft schlecht lokalisiert.
Mit zunehmendem Alter des Kindes wird die Lokalisierung der Schmerzen in der Regel einfacher, obwohl sich die häufigsten schmerzenden Bereiche ändern können. Eine Querschnittsstudie an Kindern in Dänemark ergab, dass Brustschmerzen im Kindesalter am häufigsten waren, während Lenden- und Brustschmerzen bei Jugendlichen gleichermaßen häufig auftraten. Nackenschmerzen oder Schmerzen an mehreren Stellen waren hingegen ungewöhnlich.
Wenn Rückenschmerzen bei Kindern unter 10 Jahre anhaltend oder wiederkehrend sind, dann sollten Entzündungen sowie potenziell schwerwiegende Diagnosen wie Tumoren und Infektionen in Betracht gezogen werden. Für Teenager sind vor allem mechanische Ursachen wie z.B. Skoliose oder Spondylodese wahrscheinlicher.
Skoliose bei Kindern und Jugendlichen
Eine häufige Ursache von Rückenschmerzen im bei Jugendlichen ist eine seitlich gekrümmte Wirbelsäule. Betroffen von Skoliose sind ca. 5 % der Mädchen und ca. 0,5 % Jungen im Jugendalter. Für Eltern ist es wichtig zu wissen: Skoliose hat nichts mit einer schlechten Körperhaltung zu tun. Stattdessen scheint eine familiäre Veranlagung als Ursache wahrscheinlich, dann etwa 10 % der Jugendlichen mit Skoliose auch betroffene Elternteile haben.
Die Behandlung von Skoliose umfasst aktives Beobachten mit regelmäßigen Kontrollen alle 4 bis 6 Monate, wobei bei zunehmender Krümmung die Behandlung angepasst werden kann. Spezielle Physiotherapieübungen zur Stabilisierung der Wirbelsäule werden empfohlen, und orthopädische Korsetts werden eingesetzt, um die Krümmung zu verhindern, bis das Wachstum abgeschlossen ist. Eine Operation ist nur bei sehr ausgeprägter Skoliose ratsam. Die Wahl der Behandlung hängt vom Grad der Krümmung, der Skelettentwicklung sowie den individuellen Wünschen ab.
Sport und Bewegung können die Wirbelsäule zwar nicht begradigen, aber sie stärken die Rückenmuskulatur und tragen dazu bei, Rückenschmerzen vorzubeugen.
Funktionelle bzw. chronische Rückenschmerzen bei Kindern
Chronische oder wiederkehrende funktionelle Schmerzerkrankungen, bei denen keine organische Krankheit (mehr) als Ursache besteht, nehmen bei Kindern seit Jahrzehnten zu. Die genauen Gründe dafür sind zwar noch unklar, aber folgende Aspekte können Erklärungsansätze liefern:
- Digital Natives: Der ständige Zugang zu Medien hat das Bewegungsverhalten signifikant reduziert und nahezu vollständig von draußen nach drinnen verlagert. Aktivitäten im Freien sind selten geworden, und das Klettern auf Bäume wird von vielen Erwachsenen eher aus (Über-)Vorsicht verhindert als gefördert.
- Beschleunigung: Für eine gesunde, normale Entwicklung sind nachweislich Zeiten der Langeweile und sinnlosen Beschäftigung förderlich, da sie die Selbstreflexion und Kreativität unterstützen. Eine durchgetaktete Freizeit, die keine freie Zeit mehr zulässt, kann dies nicht leisten. Leistungsdruck und Terminstress beginnen oft schon im Kindergartenalter, wenn am Nachmittag noch zusätzlicher Schulunterricht, Instrumenten- oder Fremdsprachenunterricht auf dem Plan stehen.
- Aufbrechen von Struktur: Grenzen in der Erziehung bieten Sicherheit, die für eine normale Entwicklung notwendig ist. Regelmäßige Mahlzeiten und feste Zubettgehzeiten sind in vielen Familien nicht mehr die Regel, obwohl solche Strukturen Kindern Halt und Orientierung geben. Veränderte Familiengefüge, wie etwa durch Trennungen oder Scheidungen, können die Verunsicherung der Kinder verstärken.
- Psychische Gesundheit der Bezugspersonen: Wenn ein Kind sich für die Zufriedenheit eines Elternteils oder wenn ein Elternteil das Kind mit Problemen konfrontiert, die nicht kindgerecht sind, dann können Sorgen, Ängste und Überforderungen entstehen, die sich wiederum körperlich als Schmerz manifestieren.
Fazit – Auch kleine Menschen können unter Rückenschmerzen leiden
Rückenschmerzen sind nicht nur bei Erwachsenen häufig. Es handelt sich bei Rückenschmerzen um ein Symptom und nicht um eine eigenständige Diagnose. Daher ist es wichtig, nach einem tieferen Verständnis der zugrunde liegenden Erkrankung zu suchen.
Dennoch kann es vorkommen, dass nach einer gründlichen Untersuchung keine konkrete Diagnose vorliegt. In solchen Fällen ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und für das Kind eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen.
Bei der Bewertung von Rückenschmerzen bei Kindern sollten immer die Entwicklung und das Wachstum des Kindes berücksichtigt werden. Besondere Aufmerksamkeit ist geboten, wenn es sich um ein kleines Kind mit einer steifen Wirbelsäule, nächtlichen Schmerzen oder abnormen neurologischen Befunden handelt. Bei Kindern unter 10 Jahren sind Entzündungen, Infektionen und Tumore möglich. Bei Jugendlichen sind mechanische Ursachen wahrscheinlicher.
Referenzen
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- Schwend, R. M., & Hennrikus, W. L. (Eds.). (2020). Back Pain in the Young Child and Adolescent: A Case-Based Guide. Springer International Publishing.
- Shelov, S. P., & Flais, S. V. (Eds.). (2014). The Big Book of Symptoms: A-Z Guide to Your Child?s Health. American Academy of Pediatrics.
- Skoliose im Jugendalter. (2024). Gesundheitsinformation. Retrieved January 10, 2024, from https://www.gesundheitsinformation.de/skoliose-im-jugendalter.html
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