Krankheiten & Symptome

Rückenschmerzen durch Stress

  • Rückenschmerzen durch Stress sind keine Seltenheit: Bei rund 85 % aller Rückenschmerzpatienten ist eine seelische Ursache wahrscheinlich.
  • Chronischer Stress führt zu einer Daueraktivierung des vegetativen Nervensystems, was sich in körperlichem Unwohlsein äußert – z. B. durch Rückenschmerzen.
  • Es ist enorm wichtig, trotz Rückenschmerzen in Bewegung zu bleiben.
  • Psychotherapie, Entspannungsverfahren sowie Meditation können stressbedingte Rückenschmerzen effektiv lindern.

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Rücken.net-Redaktion

Die Rücken.net-Redaktion besteht aus einem Team von Sport- und Medizin-Redakteuren, die fundierte Ratgeber rund um das Thema Rückenschmerzen schreiben.

Stress ist ein Alarmzustand des Körpers, der vorübergehend sogar sinnvoll und nützlich ist. Durch entsprechende äußere Reize (Stressoren) wird dein vegetatives Nervensystem stimuliert, um dir die notwendigen Ressourcen für eine schnelle Reaktion zur Verfügung zu stellen. Dieser Mechanismus stammt noch aus der Steinzeit, als wir Menschen auf eine Bedrohung mit Kampf oder Flucht reagieren mussten. Ist die “Bedrohung” vorüber, sollte sich auch das vegetative Nervensystem wieder beruhigen.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Stress und Rückenschmerzen?

Genau hier liegt jedoch häufig das Problem: Viele Menschen leiden heutzutage unter chronischem Stress, was dazu führt, dass der Alarmzustand des Körpers dauerhaft bestehen bleibt. Nun sind Körper und Psyche nicht getrennt, sondern als Einheit zu betrachten. Körperliche Beschwerden beeinflussen das seelische Wohlbefinden und umgekehrt. Eine kontinuierliche seelische Anspannung manifestiert sich daher irgendwann auch in körperlichen Beschwerden, u. a. in Form von Rückenschmerzen. Nicht umsonst heißt es sprichwörtlich: Jeder hat sein Kreuz zu tragen.

Hinzu kommt, dass wir bei Stress oftmals eine gebückte oder verkrampfte Körperhaltung einnehmen. Wer angespannt ist, zieht z. B. die Schultern hoch. Wer sich unwohl in seiner Haut fühlt, macht sich automatisch klein. All dies geschieht unterbewusst. Die Betroffenen werden sich ihrer Körperhaltung oftmals erst dann bewusst, wenn man sie gezielt darauf anspricht.

Für die Rückengesundheit sind diese Fehlhaltungen natürlich fatal. Chronische Fehlhaltungen führen zu schmerzhaften Muskelverspannungen. Ein Teufelskreis entsteht: Ist deine Muskulatur permanent angespannt, verschlechtert sich die Durchblutung deiner Bandscheiben. Diese werden infolgedessen nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt, was wiederum zu einer beschleunigten Abnutzung sowie zu empfindlicheren Nerven führt.

Psychosomatische Rückenschmerzen sind keine Einbildung

Psychisch bedingten (Rücken-)Schmerzen ohne medizinischen Befund haftet leider noch immer das Stigma der Hypochondrie an. Möglicherweise hast du bereits ablehnende Erfahrungen machen müssen, wenn du ohne körperliche Diagnose um Schmerzbehandlung gebeten hast. Wichtig zu wissen ist für dich: Psychosomatische Rückenschmerzen sind keine Einbildung! Dein Schmerzempfinden ist vollkommen real. Nur sind die Ursachen nicht körperlich, sondern seelisch bedingt. Das heißt aber nicht, dass die Beschwerden weniger ernst zu nehmen sind.

Das biopsychosoziale Schmerzmodell

Das biopsychosoziale Schmerzmodell verdeutlicht den Zusammenhang zwischen Psyche und Rückenschmerzen noch einmal ganz deutlich. Vereinfacht ausgedrückt ist hiermit das klassische Vermeidungsverhalten gemeint. Patienten, die unter Rückenschmerzen leiden, nehmen häufig eine Schonhaltung ein und vermeiden bestimmte Bewegungsabläufe, um die Schmerzen nicht zu verstärken. Dies mag zwar im ersten Moment durchaus nachvollziehbar klingen, ist aber kontraproduktiv. Mangelnde Bewegung verschlimmert das Grundproblem immens. Muskeln, die nicht beansprucht werden, beginnen sich immer mehr zu verspannen.

Hinzu kommt die seelische Komponente: Das Gefühl, sich körperlich schonen zu müssen und bestimmte Tätigkeiten aufgrund der Rückenschmerzen nicht mehr ausüben zu können, schwächt das Selbstvertrauen und fördert (bereits bestehende) depressive Verstimmungen. Die langfristige Folge kann in der Entwicklung eines Schmerzgedächtnisses bestehen. Das bedeutet, dass das Gehirn ohne körperlichen Reiz “Schmerz” signalisiert. Zudem wird die Schmerzschwelle herabgesetzt: Reize, die ein gesunder Mensch nicht einmal registrieren würde, können für einen Schmerzpatienten sehr quälend sein.

Allerdings stehst du stressbedingten Rückenschmerzen keineswegs machtlos gegenüber. Nachfolgend möchten wir dir einige wirksame Tipps und Maßnahmen vorstellen.

Was kannst du gegen stressbedingte Rückenschmerzen unternehmen?

Im Falle von stressbedingten Rückenschmerzen liegt es auf der Hand, dass du dein Stresspensum reduzieren solltest. Dies ist im hektischen Alltag jedoch oftmals leichter gesagt als getan. Folgende Maßnahmen können dir dennoch helfen:

1. Bewegung an der frischen Luft

So banal es auch klingen mag: Regelmäßige Spaziergänge in der Natur sind sowohl für deine Rückengesundheit als auch für deine angespannte Psyche heilsam. Frische Luft, Naturgeräusche und der Duft von Wald und Wiesen wirken stresslindernd. Durch die sanfte Bewegung lockern sich deine Muskeln. Die Bandscheiben werden wieder besser mit Sauerstoff versorgt. Versuche, jeden Tag mindestens 30 Minuten draußen spazieren zu gehen.

2. Überprüfe deine innere Einstellung

Ist dein Glas immer halb leer statt halb voll? Beschäftigst du dich gedanklich ständig mit Katastrophenfantasien (Jobverlust, Krankheit, Trennung etc.), um im Ernstfall darauf vorbereitet zu sein? Dann ist es nicht verwunderlich, dass du unter enormer Anspannung stehst! Werden die negativen Gedanken übermächtig, dann scheue dich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

3. Nimm ein warmes Thymianbad

Neben regelmäßiger Bewegung an der frischen Luft gibt es noch weitaus mehr Möglichkeiten, um kleine Ruhepausen in deinen Alltag zu integrieren. Wie wäre es beispielsweise mit einem warmen Entspannungsbad am Abend? Gib zusätzlich ein paar Tropfen Thymianöl ins Badewasser. Dieses wirkt krampflösend und beruhigend zugleich: eine wohltuende Kombination für deine Seele und deinen Rücken.

4. Probiere verschiedene Entspannungsverfahren aus

Ob Yoga, Meditation, autogenes Training oder die progressive Muskelentspannung: Die Bandbreite an wirksamen Entspannungsverfahren ist groß. Probiere aus, was sich für dich gut und richtig anfühlt. Hierzu ist es nicht einmal notwendig, einen Kurs zu besuchen. Mittlerweile gibt es zahlreiche Onlinekurse, Trainingsvideos und Meditationsanleitungen (z. B. auf Youtube).

Eine groß angelegte Studie im “Journal of the American Medical Association” hat kürzlich erwiesen, dass Achtsamkeitsübungen unspezifische Rückenbeschwerden in vielen Fällen effektiver zu lindern vermögen als Krankengymnastik und Schmerzmedikamente. Selbstverständlich sollten ernste Ursachen zuvor ausgeschlossen worden sein.

Weitere wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass regelmäßige Meditation dazu beitragen kann, ein bereits vorhandenes Schmerzgedächtnis wieder umzuprogrammieren.

5. Sorge für eine feste Alltagsstruktur

Die meisten Stresshormone schüttet dein Körper aus, wenn sich etwas Unvorhergesehenes ereignet. Selbstverständlich ist es nicht möglich, allen unangenehmen Überraschungen vorzubeugen. Dies ist auch gar nicht gemeint: Vielmehr geht es darum, dass du deine täglichen Aufgaben strukturierst.

Schreibe dir bereits am Abend auf, was du am morgigen Tag zu erledigen hast. Auf diese Weise befreist du dich von der Sorge, etwas Wichtiges zu vergessen. Darüber hinaus ist es empfehlenswert, die anfallenden Aufgaben nach Priorität zu sortieren. Je besser du planst, umso effektiver vermeidest du Stress.

6. Gehe deinen Stressoren auf den Grund

Nicht alle Stressoren lassen sich vermeiden. Dennoch sollte deine Gesundheit stets oberste Priorität haben. Nimm dir die Zeit, einmal in Ruhe über deine aktuelle Lebenssituation nachzudenken: Was stresst dich am meisten? Handelt es sich um bestimmte Personen? Bist du mit deinem Job unglücklich oder überfordert? Lebst du in einer Partnerschaft, die dir mehr Kummer als Freude bereitet? All diese Belastungen können deine Rückenschmerzen befeuern.

Sicherlich erfordert es jede Menge Mut, gewohnte Gefilde zu verlassen. Routinen geben zwar einerseits Sicherheit, können aber auch krank machen, wenn sie sich nicht mehr stimmig anfühlen. Du allein hast dein Leben in der Hand.

Beispiel: Natürlich ist es für die wenigsten Menschen undenkbar, von heute auf morgen den ungeliebten Job zu kündigen. Es ist aber durchaus möglich, dich parallel nach Alternativen umzusehen. Bewerbe dich aktiv bei anderen Arbeitgebern oder plane deine Selbstständigkeit. Wichtig ist, dass du dich handlungsfähig fühlst. Nichts ist für die seelische und körperliche Gesundheit fataler als die (meist unzutreffende) Überzeugung, hilflos in einer unerwünschten Lebenssituation verharren zu müssen.

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