Behandlung & Therapie

Akupunktur

  • Bei der Akupunktur handelt es sich um ein Heilverfahren, das aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (kurz TCM) stammt.
  • Im Rahmen der Behandlung werden dem Patienten dünne Nadeln in die Haut gesetzt, welche dort für 20 – 40 Minuten verbleiben.
  • Die Nadeln sollen den natürlichen Energiefluss des Körpers wieder anregen und vorhandene Blockaden auflösen.
  • Wo genau die Akupunkturnadeln gesetzt werden, hängt vom jeweiligen Beschwerdebild ab.
  • Hierzulande bieten sowohl Heilpraktiker als auch Ärzte Akupunkturbehandlungen an.

Die Akupunktur stammt ursprünglich aus Asien. Sie kommt beispielsweise in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) zum Einsatz. Der Akupunkteur sticht feine Nadeln an vorgegebener Stelle in die Haut des Patienten ein und lässt diese für einige Zeit dort stehen. Dabei verteilen sich die Nadeln entlang bestimmter Linien. Diese werden in der TCM als Meridiane bezeichnet.

Wie funktioniert die Akupunktur?

Die TCM geht davon aus, dass die Meridiane im Körper Bahnen ausbilden, über welche die “Lebensenergie” Chi strömt. Nicht alle Akupunkteure vertreten jedoch diese Ansicht. Längst gibt es auch Praktiker, die die Nadelstich-Behandlungen aus einer naturwissenschaftlicheren Perspektive heraus betrachten.

Die Akupunktur wird hierzulande von verschiedenen Anbietern praktiziert. Neben Heilpraktikern, die sich alternativen und komplementären Behandlungsmethoden zuwenden, gehören zu den Anbietern auch approbierte Ärzte.

Der Behandler kann eine Ganzkörper-Akupunktur durchführen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass der Akupunkteur die dünnen Nadeln nur auf einem bestimmten Körperteil anwendet – zum Beispiel rund um das Knie, an den Waden oder am Ohr.

Wie lange dauert die Anwendung?

Eine Behandlungssitzung nimmt meistens zwischen 20 und 40 Minuten in Anspruch. Wenn die Nadeln zum Beispiel am Rücken platziert werden, können noch einige Minuten für das Aus- und Ankleiden hinzukommen.

Wie häufig die Behandlungen wiederholt werden, ist nicht eindeutig festgelegt. Theoretisch existiert keine Obergrenze. Eine Krankenversicherung übernimmt die Kosten von bis zu zehn Sitzungen, wenn die erforderlichen Bedingungen vorliegen. (Mehr dazu erfährst Du im Abschnitt „Wie viel kostet eine Akupunktur-Sitzung?“) Diese zehn Behandlungen finden innerhalb von bis zu sechs Wochen statt. In schweren Fällen kann die Behandlungsdauer auf maximal 15 Sitzungen in 12 Wochen verlängert werden.

Wenn Du die Akupunktur selbst zahlst, besprich die Sitzungs-Häufigkeit am besten direkt mit Ihrem Heilpraktiker oder Arzt.

Welche Wirkung wird der Akupunktur nachgesagt?

Die Patienten hoffen hauptsächlich darauf, dass die Akupunktur ihre Schmerzen lindert. Dabei gehören chronische Schmerzen zu den häufigsten Gründen, warum sich eine Person für die asiatische Behandlungsmethode entscheidet.

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wenden Ärzte und Heilpraktiker die Akupunktur auch bei zahlreichen anderen Beschwerden an. Diese umfassen sowohl körperliche Probleme als auch psychische Symptome. Diese Vorgehensweise ist jedoch umstritten, da das Fundament der TCM letztlich auf dem bisher nicht wissenschaftlich belegten Konzept der Energiebahnen (Meridiane) basiert. In Studien zeigte sich allerdings bereits, dass die Akupunktur gerade bei Schmerzen einen positiven Effekt haben kann. Die Wirkung geht dabei sogar über den in der Medizin bekannten Placeboeffekt hinaus. Viele Patienten erleben die Behandlung als entspannend und insgesamt hilfreich.

Mit dem ersten Wirkungseintritt kannst Du in den meisten Fällen schon sehr bald rechnen. Viele Patienten empfinden bereits während der Akupunktur-Behandlung oder kurz danach einen lindernden Effekt. Oft dauert es etwa 20 Minuten, bis Du die Wirkung der sanften Nadelstich-Behandlung bemerkst.

Gibt es sachliche Belege für die Wirksamkeit?

Schon seit Längerem wird die Akupunktur nicht nur als Geheimtipp gegen bestimmte Schmerzen gehandelt. Die naturwissenschaftlich orientierte Forschung beschäftigt sich ebenfalls mit der Nadelstich-Technik.

Eine Beurteilung kam zu dem Ergebnis, dass die Akupunktur tatsächlich eine sinnvolle Ergänzung zur Schmerzbehandlung bei chronischen Lendenwirbelsäulen-Schmerzen und Kniegelenkarthrose sein kann. Daher übernehmen mittlerweile auch viele Krankenkassen die Kosten der Akupunktur-Behandlung. .

Derzeit besteht noch ein hoher Forschungsbedarf, was die Effekte der Akupunktur in ihren verschiedenen Anwendungsgebieten angeht. Häufig ist die Wirkung sehr schwach und daher (noch) nicht eindeutig nachweisbar. Dafür gibt es zwei Hauptgründe:

  1. Eine mögliche Wirksamkeit muss für jede einzelne Erkrankung gesondert überprüft werden.
  2. Warum die Akupunktur letztlich wirkt, ist noch ungeklärt.

Darüber hinaus deuten aktuelle Forschungsergebnisse darauf hin, dass es möglicherweise nicht so wichtig ist, wo genau die Nadeln in die Haut gestochen werden.

Methodisch ist es nahezu unmöglich, eine doppelblinde Studie zu organiseren, bei der sowohl der Akupunkteur als auch der Patient nicht wissen, ob die Behandlung tatsächlich durchgeführt wird oder nicht. Eine einfache Verblindung, bei der der Patient mithilfe einer psychologischen Illusion darüber getäuscht wird, ob eine Nadel seine Haut berührt, ist extrem aufwändig – und birgt das Potenzial, dass psychologische Effekte ausgelöst werden, die ebenfalls das Ergebnis beeinflussen könnten.

Studien rund um die Akupunktur stellen methodisch dementsprechend eine enorme Herausforderung dar. Dies könnte ein Grund dafür sein, weshalb viele Studien zur Wirksamkeit der Akupunktur methodisch unausgereift wirken.

Wie viel kostet eine Akupunktur-Sitzung?

Die Kosten für die Akupunktur können stark variieren. Ein gängiger Preis für eine einzelne Behandlung liegt bei 30 bis 70 Euro. Hinzu kommen möglicherweise die Kosten für eine Anamnese oder Beratung, die der eigentlichen Behandlung vorausgehen sollte.

Wenn Du die Akupunktur selbst zahlst, solltest Du deshalb im Voraus danach fragen, welche Kosten insgesamt auf Dich zukommen und wie sich der Preis zusammensetzt. Viele Heilpraktiker und Ärzte bieten auf ihrer Website die entsprechenden Informationen frei zugänglich an. Ansonsten kannst Du Dich auch telefonisch erkundigen – oder spätestens in der Praxis.

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine Akupunktur seit dem Jahr 2007. Für die Kostenübernahme müssen jedoch einige strenge Voraussetzungen erfüllt sein.

Damit Du die Kosten erstattet bekommst, muss ein Arzt die Akupunktur durchführen. Ein Heilpraktiker reicht in diesem Fall nicht aus. Darüber hinaus darf nicht jeder Arzt die Akupunktur-Kosten bei der Krankenkasse geltend machen – sondern nur ein Arzt, der über eine spezielle Zusatzqualifikation verfügt. Auch hier gilt: Frage im Zweifelsfall in der Praxis und bei Deiner Versicherung nach, ob die anfallenden Behandlungskosten von der Kasse getragen werden oder ob Du selbst dafür aufkommen musst.

Selbst ein Arzt kann die Akupunktur-Kosten nicht immer mit der Krankenkasse abrechnen. Denn eine weitere Voraussetzung für die Kostenübernahme sind die konkreten Beschwerden, unter denen Du leidest. Bei einer gesetzlichen Krankenversicherung ist diese Bedingung erfüllt, wenn Du seit mindestens sechs Monaten unter einem der folgenden beiden Probleme leidest:

  1. chronische Schmerzen in der Lendenwirbelsäule (LWS)
  2. Kniegelenkarthrose.

Die Akupunktur bei Migräne und anderen Erkrankungen gehört dementsprechend nicht zu den gängigen Kassenleistungen. Allerdings übernehmen private Krankenversicherungen die Akupunktur-Kosten bei weiteren Erkrankungen – und sogar die gesetzlichen Krankenkassen zeigen sich in manchen Fällen kulant. Am besten recherchierst Du deshalb immer, ob eine Kostenerstattung bei Deinen konkreten Beschwerden vielleicht doch infrage kommt. Manchmal übernimmt die Versicherung immerhin einen Teil der Kosten.

Hat die Akupunktur Nebenwirkungen?

Da bei der Akupunktur feine Nadeln in die Haut gestochen werden, können verschiedene Nebenwirkungen auftreten. Zum Beispiel ist es möglich, dass die Nadel ein Blutgefäß trifft. Auf diese Weise kann eine Blutung entstehen – auch unter der Haut. Dadurch bildet sich möglicherweise ein Hämatom. Des Weiteren sind an den Einstichen Infektionen oder Entzündungen möglich.

Um die offenen Einstiche zu umgehen, stimulieren einige Heilpraktiker oder Ärzte die Akupunkturpunkte nicht mit spitzen Nadeln, sondern mit stumpfem Druck. Dieses Verfahren ist als Akupressur bekannt.

Einige Patienten berichten, dass ihnen infolge einer Akupunktur-Behandlung schwindlig wurde. Insgesamt gelten Nebenwirkungen in der Akupunktur jedoch als selten. Um groben Behandlungsfehlern zu entgehen, solltest Du Dich nur auf einen Akupunkteur verlassen, der eine einschlägige Qualifikation besitzt.

Akupunktur am Rücken

Eine Akupunktur bei Rückenschmerzen gehört zu den Nadel-Behandlungen, die am stärksten nachgefragt werden. Auf dem Rücken sind mehrere Akupunkturpunkte verteilt. Der Akupunkteur kann die Nadeln zum Beispiel im unteren Rückenbereich, an den Schultern, im Nacken oder in zwei Reihen neben der Wirbelsäule platzieren. Welche Punkte der Akupunkteur auswählt, liegt nicht zuletzt daran, welchem theoretischen Behandlungsschema er folgt. Auch innerhalb der TCM existieren unterschiedliche Theorien und Schulen.

Manche Patienten erhoffen sich von der Akupunktur eine Linderung ihrer Schmerzen. Da einige Patienten die Behandlung als entspannend empfinden, trägt möglicherweise die Muskelrelaxation zu einer angenehmen Wirkung bei.

Was sind Akupunktur-Pflaster?

Akupunktur-Pflaster gehören nicht zur klassischen TCM. Sie basieren jedoch auf einer Weiterführung der Prinzipien, die der traditionellen asiatischen Volksmedizin zugrunde liegen. Bei einem Akupunkturpflaster handelt es sich um ein Gitterpflaster oder Crosstape, das Du auf einen Akupunkturpunkt klebst.

Ähnlich wie das Nadelstechen versprechen die Pflaster, die Muskelentspannung zu unterstützen und Schmerzen zu lindern. Da sich die Pflaster nicht flexibel an die Haut anpassen, verursachen sie kleine Dehnungen an den Stellen, wo Sie die Pflaster aufkleben. Dadurch sollen die Pflaster bestimmte Triggerpunkte oder Akupunkturpunkte stimulieren.

Ob Akupunktur-Pflaster einen echten Nutzen haben, ist jedoch unklar. Trotz ihres Namens gehören Gitterpflaster und ähnliche Produkte nicht zur Akupunktur im engeren Sinne.

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Referenzen:

  1. dtv – Atlas Akupunktur, Autor/en: Carl-Hermann Hempen, Ulrike Brugger, 2016, ISBN: 3423032324
  2. Grasmüller S & Irnich D. Akupunktur in der Schmerztherapie [Acupuncture in pain therapy]. MMW Fortschr Med 2007;149(25-26): 37-9
  3. Schwaneberg T et al., Comparing physicians’ and patients’ reporting on adverse reactions in randomized trials on acupuncture – a secondary data analysis. BMC Complement Altern Med 2019; 19(1): 223. doi: 10.1186/s12906-019-2638-x
  4. Van Hal M et al., Acupuncture. 2020, In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2021 Jan. PMID: 30335320
  5. Witt CM et al., Akupunktur: Klinische Studien zur Wirksamkeit bei Patienten mit chronischen Schmerzen [Acupuncture. Clinical studies on efficacy and effectiveness in patients with chronic pain]. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2006; 49(8): 736-742. doi: 10.1007/s00103-006-0003-y

geprüft und ergänzt am 29.04.2021 von Dr. rer. nat. Marcus Mau