Behandlung & Therapie

Depressionen-Apps

  • Menschen, die unter Depressionen leiden, sind nachweislich anfälliger für (Rücken-)Schmerzen.
  • Apps gegen Depression bieten Hilfe zur Selbsthilfe. Sie ersetzen jedoch keine psychotherapeutische Behandlung.
  • Die Apps eignen sich bei leichten bis mittelschweren Beschwerden.
  • Die meisten Apps sind wie ein Kurs mit einem oder mehreren Modulen aufgebaut.
  • Es gibt begleitete und nicht begleitete Apps. Bei einer begleiteten App kannst du online mit einem Therapeuten sprechen.

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Rücken.net-Redaktion

Die Rücken.net-Redaktion besteht aus einem Team von Sport- und Medizin-Redakteuren, die fundierte Ratgeber rund um das Thema Rückenschmerzen schreiben.

Depressionen sind eine ernst zu nehmende Krankheit, die viele Ursachen haben kann und in verschiedenen Graden auftritt. Oft ist professionelle Hilfe nötig, um aus der Spirale aus Sorgen und Antriebslosigkeit auszubrechen.

Zusätzlich zu Therapien und Medikamenten kommt der Hilfe zur Selbsthilfe große Bedeutung zu – und hier leisten Depressionen-Apps und Online-Kurse bereits seit einigen Jahren gute Dienste. In diesen Programmen, die sich auf dem Laptop oder Smartphone abrufen lassen, lernen Patienten, ihre Selbstheilungskräfte zu aktivieren und negative Denkmuster aufzubrechen.

Doch was leisten Apps gegen Depressionen wirklich? Ist ihr Nutzen wissenschaftlich belegt, und für wen sind sie geeignet? Diese und weitere Fragen beantworten wir im Folgenden. Anschließend stellen wir dir einige Apps von seriösen und professionellen Anbietern vor.

Wie hängen Rückenschmerzen und Depressionen zusammen?

Auf den ersten Blick scheinen beide Beschwerden wenig gemeinsam zu haben. Schließlich handelt es sich bei Rückenschmerzen um ein körperliches, bei Depressionen um ein psychisches Problem.

Tatsächlich aber erkennen Mediziner die komplexen Zusammenhänge immer genauer.

  • Menschen, die an Depressionen leiden, sind häufig auch anfälliger gegenüber körperlichen Schmerzen – etwa im Rückenbereich. Stress ist ein weiterer Faktor, der Rückenschmerzen begünstigt und oft mit Depressionen einhergeht.
  • Depressionen äußern sich oft in Schlafproblemen. Erholsamer Schlaf ist jedoch extrem wichtig für die Gesundheit deines Rückens, wie wir bereits in diesem Artikel thematisiert haben.
  • Antriebslosigkeit ist ein weiteres Symptom von Depressionen. Betroffene können sich oft nicht zu Sport und Bewegung aufraffen. Darunter leiden Muskeln, Faszien und der gesamte Bewegungsapparat, was Rückenschmerzen begünstigt.
  • Anders herum können Rückenschmerzen auch die Ursache von Depressionen darstellen. Viele Patienten leiden unter sorgenvollen Gedanken: Was, wenn die Schmerzen nicht nachlassen? Was, wenn ich dadurch weniger leistungsfähig bin und meine Arbeit verliere? Das kann schnell in einen Teufelskreis aus Rückenschmerzen und Depressionen münden.

Wie funktionieren Apps gegen Depressionen?

Depressionen sind eine ernstzunehmende Krankheit. Dementsprechend sollten Betroffene auf jeden Fall mit einem Arzt sprechen und professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Psychotherapie und Psychopharmaka haben sich in vielen Fällen bewährt.

Das heißt jedoch nicht, dass die Selbsthilfe ohne Nutzen wäre. Alleine schon aufgrund der langen Wartezeit für Therapieplätze lohnt es sich, ergänzende Möglichkeiten in Anspruch zu nehmen.

Apps und Online-Programme gegen Depressionen haben den Vorteil, dass du sie überall und jederzeit abrufen kannst. Als niederschwellige Therapie-Maßnahme sind sie immer verfügbar – selbst wenn der Gang zum Psychologen oder Arzt eine zu starke Hürde darstellt.

Meistens handelt es sich um Kurse, die ein oder mehr Module pro Woche beinhalten. Zu den Inhalten gehören:

  • Strategien zum produktiveren Umgang mit Depressionen auf Basis der kognitiven Verhaltenstherapie
  • interaktive Elemente wie Fragebogen, Tagebücher und Arbeitsblätter, um das Gelernte anzuwenden.
  • Entspannungstechniken
  • Hintergrundwissen zum Thema Depressionen.

Was sind begleitete und nicht begleitete Apps?

Ein großer Unterschied zeigt sich bei der Durchführung von Online-Kursen:

Nicht begleitete Apps stellen Teilnehmern die Kursinhalte zur Verfügung. Tätig werden musst du jedoch selbst. Das heißt, du bearbeitest die Module, liest dir die Informationen durch, beantwortest Fragebogen und Tagebücher – alles in Eigenregie. Wenn du Fragen hast, kannst du den Support der App kontaktieren. Der persönliche Kontakt mit einem Psychologen ist jedoch nicht vorgesehen.

Daneben gibt es Apps, über die du ein Online-Therapieprogramm durchführen kannst. Wie bei einer echten Therapie sprichst du mit einem realen Gegenüber – nur, dass der Kontakt online stattfindet. Diese Apps kosten im Schnitt wesentlich mehr als nicht-begleitete Kurse. Doch zu den Kosten kommen wir weiter unten.

Ist der Nutzen von Apps gegen Depressionen belegt?

Hilfe zur Selbsthilfe braucht seine Zeit, und nicht für jeden Nutzer kann eine positive Wirkung garantiert werden.

Jedoch existieren Studien, die den Nutzen von Online-Kurse belegen. Um aussagekräftig zu sein, sollten diese Studien “randomisiert kontrolliert” durchgeführt werden. D. h. vereinfacht gesagt:

  • Die Studie erfolgt anhand zweier zufällig ausgewählter Gruppen: Eine Gruppe nutzt die App gegen Depressionen; die andere nicht.
  • Anschließend werden die Ergebnisse beider Gruppen verglichen. Diese basieren auf der Selbstauskunft der Patienten, etwa in Form von Fragebogen.

Am besten ist es natürlich, wenn der Anbieter die Studien transparent auf seiner Website verfügbar macht bzw. auf die Quellen verweist. So können sich Nutzer ganz einfach selbst von der Wirkung überzeugen.

Für wen sind Apps gegen Depressionen geeignet?

Seriöse Anbieter weisen selbst darauf hin, dass ihre Apps nicht für alle Patienten geeignet sind. Am hilfreichsten erweisen sie sie bei leichten und mittelschweren Depressionen. Und auch der präventive Nutzen ist gut belegt.

Wenn die Symptome jedoch so gravierend ausfallen, dass Patienten jeden eigenen Antrieb verlieren, sind die Apps nur bedingt geeignet. In diesen Fällen ist schnelle und professionelle Hilfe durch einen Arzt oder Psychotherapeuten unverzichtbar – vor allem, wenn Suizidgefahr besteht.

Wer übernimmt die Kosten für Apps gegen Depressionen?

Nicht alle Apps gegen Depressionen sind kostenlos. Vor allem begleitete Programme können mit mehreren hundert Euro zu Buche schlagen.

Zum Glück erstatten Krankenkassen die Kosten ganz oder zumindest teilweise. Voraussetzung ist, dass es sich bei dem Kurs um ein zertifiziertes medizinisches Produkt mit CE-Kennzeichnung handelt.

Ferner ist die Diagnose durch einen Arzt oder Psychotherapeuten nötig. Dieser kann dann auch den Antrag auf Kostenübernahme bei der Versicherung stellen.

Empfehlenswerte Apps gegen Depressionen

Mittlerweile gibt es viele Online-Kurse, die Hilfe bei Depressionen versprechen. Folgende Anbieter zeichnen sich durch Professionalität, zertifizierte Mitarbeiter und bewährte Therapie-Techniken aus:

Deprexis

Bei Deprexis handelt es sich um ein 2007 gestartetes Online-Therapieprogramm gegen Depressionen und Burnout, das auf der kognitiven Verhaltenstherapie basiert.

Im Vordergrund steht das Gespräch mit einem Therapeuten in Echtzeit. Dabei lernen Patienten Strategien zur Selbsthilfe, um Depressionen zu überwinden.

Depressive Menschen können sich oft nicht aufraffen und aktiv etwas gegen ihre Beschwerden tun. Deprexis trägt dieser Tatsache Rechnung und schickt Teilnehmern regelmäßig motivierende E-Mails mit Anregungen und Tipps. Zusätzlich helfen Fragebogen und ein Online-Tagebuch, sich über die eigene Stimmungslage klar zu werden und den Fortschritt zu dokumentieren.

Die Wirksamkeit von Deprexis wurde in 13 wissenschaftlich fundierten Studien nachgewiesen, die du auf der Website verlinkt findest. Und auch Stiftung Warentest hat im Jahr 2019 das Prädikat “Empfehlenswert” ausgesprochen

Bei Deprexis handelt es sich um ein anerkanntes medizinisches Produkt: Das heißt, die Kosten für den Kurs werden von deiner gesetzlichen Krankenkasse übernommen, wenn du ein Rezept vorweisen kannst.

Für Selbstzahler kostet Deprexis 297,50 Euro.

Get.On

Die 2015 gegründete Firma Get.On bietet drei unterschiedliche Online-Kurse für Depressionen an, die auf der kognitiven Verhaltenstherapie basieren. Diese umfassen Videos und Texte, aber auch interaktive Elemente wie Fragebogen, Stimmungstagebücher und Übungen, um das Gelernte umzusetzen:

  • Depression Prävention besteht aus 8 Einheiten, die dir dabei helfen können, Depressionen vorzubeugen.
  • Depression akut richtet sich an Patienten, die bereits an Depressionen leiden. In 6 Einheiten werden neue Verhaltensweisen und Strategien, aber auch Entspannungsübungen, vermittelt, um besser mit den Symptomen umzugehen.
  • Depression Nachsorge stellt ein Programm nach der akuten Depression dar. In 6 Einheiten geht es darum, den Alltag zu verändern und Warnzeichen für das erneute Auftreten von Depressionen zu erkennen.

Die Wirkung aller drei Online-Angebote ist wissenschaftlich gut belegt, und auch Stiftung Warentest empfiehlt Get.On als vertrauenswürdigen und sicheren Anbieter.

Als Medizinprodukte der Klasse 1 sind alle Kurse erstattungsfähig.

Moodgym

Das Online-Programm Moodgym wurde bereits 2001 von australischen Forschern entwickelt.

In 5 Einheiten lernen Teilnehmer, wie sie Depressionen vorbeugen und besser mit Symptomen umgehen können. Dazu gehören etwa das Aufdecken und Ändern negativer Denkmuster, Entspannungstechniken gegen Stress und Tipps zum Umgang mit Beziehungsproblemen. Die Informationen werden anschaulich anhand von gezeichneten Figuren vermittelt, die verschiedene Stimmungen symbolisieren.

Theorie und Praxis gehen bei den Einheiten Hand in Hand: So werden Teilnehmer dazu angeregt, Übungen und Selbsttests durchzuführen sowie Beispiele aus dem eigenen Leben in das Programm einschließen zu lassen.

Stiftung Warentest hat für Moodgym das Prädikat “empfehlenswert” vergeben und beruft sich auf den wissenschaftlich gut belegten Nutzen der App – vor allem bei leichten und mittelschweren Depressionen.

Eine Besonderheit: Die AOK-Versicherung stellt das Programm in Deutschland kostenlos zur Verfügung – auch für Nichtmitglieder. Die Anmeldung erfolgt über einen Fantasienamen ohne Email-Adresse oder persönliche Daten. Damit ist Moodgym die anonymste aller hier vorgestellten Apps.

Beachte jedoch, dass Moodgym, anders als viele kostenpflichtige Apps, keine persönlichen Gespräche mit Psychologen beinhaltet. Die Anbieter weisen ausdrücklich darauf hin, dass sie keinen Ersatz für eine psychotherapeutische Behandlung bieten können.

Selfapy

Psychotherapie für jeden zugänglich machen – das ist der Anspruch des jungen Teams hinter Selfapy. Die Online-Kurse werden bereits seit 2016 angeboten.

Am Anfang steht das unverbindliche Beratungsgespräch mit einem Therapeuten, der die relevanten Kursinhalte für dich auswählt.

Danach erhältst du 12 Lektionen, die du in deinem eigenen Tempo bearbeiten kannst. Im Vordergrund stehen Strategien, die deine Selbstheilungskräfte anregen und dir helfen, mit Depressionen produktiver umzugehen. Dazu kommen Info-Einheiten, die dir mehr über die Entstehung von Depressionen verraten.

Auch interaktive Elemente spielen eine Rolle: etwa, wenn du Fragen zu deinem Befinden oder zu Bewältigungsstrategien beantwortest. Teilnehmer, die Probleme mit den Übungen haben, können sich an einen Begleiter im Chat wenden.

Selfapy ist ein medizinisch anerkanntes Produkt, das von den Krankenkassen bei Nachweis eines Rezepts bezahlt wird. Die Kosten für Selbstzahler betragen zwischen 50 und 180 Euro im Monat.

Es handelt sich um ein relativ junges Angebot. Dementsprechend werden Studien zur Wirksamkeit gerade durchgeführt; die Ergebnisse stehen jedoch noch aus.

iFightDepression

Diese kostenfreie App wurde vom Europäischen Bündnis gegen Depression entwickelt und stellt ein Selbstmanagement-Programm für leichte Depressionen dar.

Die Inhalte sind in mehrere Themenbereiche untergliedert: darunter negative und positive Denkmuster, Beziehungen, soziale Ängste und Schlafstörungen. Neben theoretischen Informationen sind auch Arbeitsblätter und Fragebogen enthalten.

Die Wirksamkeit ist mittlerweile von einer Studie der Deutschen Depressionshilfe belegt.

Eine Besonderheit: Du kannst das Tool nur nutzen, wenn dich dein Hausarzt oder Psychotherapeut darauf verwiesen hat. Es handelt sich also um ein begleitendes Programm, bei dem eine Fachperson eingebunden sein muss.

Ebenfalls zeichnet sich iFightDepression dadurch aus, dass eine Version für Jugendliche ab 15 Jahren und eine Version für Erwachsene angeboten wird.

Novego

Bei Novego handelt es sich um ein 2011 gestartetes Online-Programm zur Bewältigung depressive Symptome.

Der Kurs ist mit 12 Modulen à 45–60 Minuten sehr umfangreich – vielleicht etwas zu umfangreich für manche Patienten. So weist Stiftung Warentest darauf hin, dass die Module teilweise überladen wirken.

Eine große Stärke ist dagegen die persönliche Betreuung: Nicht nur wählt Novego das geeignete Programm anhand eines Fragebogens aus. Einmal pro Woche können Teilnehmer auch einen Psychologen kontaktieren, wenn sie Probleme oder Fragen zu den Übungen haben.

Das Programm basiert wie die meisten Vergleichsprodukte auf der kognitiven Verhaltenstherapie. Aber auch Entspannungstechniken werden im Kurs vermittelt.

Die Studienlage ist mittlerweile recht umfangreich und bescheinigt einen positiven Nutzen – auch für Schmerzpatienten.

Novego kostet für Selbstzahler 249 Euro. Allerdings unterstützen viele Versicherungen das Online-Programm in vollem Umfang.

Teleclinic

Bei Teleclinic handelt es sich weniger um eine App als vielmehr um eine digitale Arztpraxis. Wie bei einer echten Sprechstunde trittst du persönlich in Kontakt mit einem Arzt – nur eben nicht vor Ort, sondern per Video-Chat. Über die Vor- und Nachteile dieser Online-Sprechstunden haben wir in diesem Artikel bereits geschrieben.

Teleclinic kommt auch für Menschen mit Depressionen infrage. Da es sich bei den Mitarbeitern um zugelassene Ärzte handelt, kann die Behandlung so erfolgen wie im persönlichen Gespräch. So kann der Arzt Diagnosen stellen, Rezepte für Psychopharmaka ausstellen und Patienten an weitere Spezialisten verweisen.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Bei Teleclinic müssen Patienten nicht in eine Praxis fahren, um die Behandlung ihrer Depression zu beginnen. Der Online-Kontakt kann die Hemmschwelle senken, sich überhaupt Hilfe zu suchen – vor allem, da es sich bei Depressionen immer noch um eine stigmatisierte Krankheit handelt.

Ob das Arztgespräch per Video jedoch den persönlichen Kontakt ersetzen kann, müssen Patienten selbst entscheiden. Und natürlich sind technische Grundkenntnisse mit Smartphone oder Computer nötig, um das Angebot nutzen zu können.

Fazit

Apps gegen Depressionen haben bereits zahlreichen Menschen geholfen, mit Stimmungstiefs und negativen Gedanken umzugehen. Studien belegen eine gute Wirksamkeit bei leichten und mittelschweren Depressionen. Und auch die einfache Zugänglichkeit der Apps stellt einen Vorteil dar.

  • Doch wie erkennt man eigentlich eine Depression? Ab wann sollte man sich Hilfe holen? Das verraten wir dir in diesem Artikel.
  • Psychische Beschwerden spielen auch bei Reha-Maßnahmen eine wichtige Rolle. In diesem Artikel erfährst du, wann du eine Reha beantragen kannst und was du bei der Antragstellung beachten musst.
  • Meditation wird von vielen Experten als Mittel gegen Depressionen empfohlen. Und das Beste: Zahlreiche Apps machen den Zugang zu Meditationstechniken heute einfacher als je zuvor.

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Referenzen:

  1. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/ratgeber-archiv/meldungen/article/angst-und-depressive-symptome-koennen-anhaltende-rueckenschmerzen-verursachen/
  2. https://www.special-rueckenschmerz.de/ursachen/stress-psyche-id100900/
  3. https://www.patienten-information.de/patientenleitlinien/depression/kapitel-4#
  4. https://www.test.de/Depression-Psychotherapie-online-geht-das-Acht-Programme-im-Test-5485708-5485714/
  5. https://www.krankenkassen.de/gesetzliche-krankenkassen/leistungen-gesetzliche-krankenkassen/apps/depressionen/