Zur Therapie eines Bandscheibenvorfalles gibt es verschiedenste Möglichkeiten. Diese reichen von der einfachen Wärmebehandlung über Akupunktur, Reizstrom und Physiotherapie bis hin zur Operation des Bandscheibenvorfalles. In diesem Ratgeber informieren wir Sie über die grundlegenden Therapie-Ansätze.
Inhaltsverzeichnis
Grundlegende Behandlungsrichtungen: konservativ und operativ
Mediziner ordnen die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten in zwei Kategorien ein. Bei den operativen Methoden handelt es sich um Eingriffe, die von einem Chirurgen durchgeführt werden. Das Wort „Operation“ leitet sich vom Lateinischen „opera“ ab, was „Arbeit“ bedeutet.
Das Gegenteil von operativ ist konservativ. Unter den konservativen Behandlungsoptionen fassen Ärzte all jene Therapien zusammen, die keine OP erfordern. Dabei können Medikamente zum Einsatz kommen. Die Physiotherapie ist ebenfalls eine gängige konservative Behandlungsform, die nach einem Bandscheibenprolaps von einem Arzt empfohlen werden kann.
Viele Patienten wünschen es sich, eine Operation zu vermeiden. Auch Ärzte greifen heutzutage eher zu den konservativen Methoden, um einen Bandscheibenprolaps zu behandeln. Ob dies möglich ist, hängt jedoch vom Einzelfall ab.
Warum Du einen Bandscheibenvorfall ernst nehmen solltest
Zum Glück erweisen sich viele Bandscheibenvorfälle nicht als dauerhafte Beeinträchtigung. In einigen Fällen können jedoch die Nervenbahnen Schaden nehmen. Zum Beispiel kann es zu einem Wurzelkompressionssyndrom kommen, bei dem die Bandscheibe oder deren austretender Gallertkern gegen diese empfindliche Stelle drückt.
Erst in den 1930er Jahren erkannte die Medizin, dass ein Bandscheibenprolaps sich auf die Nervenwurzel auswirken kann, die hinter der Bandscheibe liegt. Als Nervenwurzel bezeichnet man die Stelle, an der die Nervenbahnen vom Rückenmark abzweigen.
Die afferenten Nervenfasern, die Signale zum Rückenmark und zum Gehirn hinführen, bündeln sich in der hinteren Nervenwurzel. Hingegen umfasst die vordere Nervenwurzel efferente Fasern. Durch diese Verbindung gelangen neuronale Signale vom zentralen Nervensystem zu den Organen und zu den Muskeln.
Helfen Massagen nach einem Bandscheibenvorfall?
Bei Rückenproblemen und deren Behandlung denken viele Menschen an wohltuende Massagen. Häufig verbinden die Personen die Massagen mit Entspannung und der Linderung von Beschwerden. Doch wie sieht es bei einem Bandscheibenprolaps aus?
Die Techniker Krankenkasse (TK) bezeichnet Massagen lediglich als eine mögliche Ergänzung zur Behandlung nach einem Bandscheibenvorfall. Andere Quellen weisen jedoch darauf hin, dass eine Massage bei einem Prolaps auch schaden kann, wenn sie falsch durchgeführt wird. Die Massage, so die Argumentation, könne den Druck auf die Nerven noch weiter erhöhen und zu einer Verstärkung der Schmerzen führen. Deshalb sei es erforderlich, eine geplante Massage zuvor mit dem behandelnden Arzt zu besprechen.
Bei einer Massage widmet der Anwender sich in erster Linie den Muskeln. Auf diese Weise können beispielsweise Verspannungen gelöst werden. Diese können indirekt durch einen Bandscheibenvorfall hervorgerufen werden – zum Beispiel dann, wenn Sie wegen der Schmerzen eine Schonhaltung einnehmen, die für den Rest des Rückens ungünstig ist.
Ist die Chiropraktik eine gute Ergänzung?
Im Zusammenhang mit der Therapie von Bandscheibenvorfällen wird auch immer wieder die Chiropraktik thematisiert. Diese Methode ist allerdings prinzipiell umstritten, da ihre Grundannahmen keiner wissenschaftlichen Perspektive entsprechen. Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass chiropraktische Behandlungen höchstens einen Placeboeffekt hervorrufen und herkömmlichen Behandlungsansätzen nicht überlegen sind.
Die Techniker Krankenkasse (TK) weist darauf hin, dass Sie keinerlei akute Beschwerden mehr aufweisen sollten, wenn Sie sich einer chiropraktischen Behandlung unterziehen möchten.
Muss ein Bandscheibenvorfall immer behandelt werden?
Der Schmerz, den ein Prolaps häufig verursacht, ist eine weit verbreitete Motivation, um eine Behandlung anzustreben. Wenn der Bandscheibenvorfall keine Beschwerden hervorruft und derzeit kein Risiko darstellt, verzichten die Ärzte mitunter auf eine Intervention.
Wenn ein Patient unter neurologischen Symptomen leidet, ist ärztlicher Rat erforderlich. In diesem Fall sollten Sie den Arztbesuch nicht vor sich herschieben. In sehr seltenen Fällen kann eine sofortige Operation notwendig sein, um eine Querschnittslähmung zu verhindern. Darüber hinaus operieren Ärzte einen Bandscheibenvorfall, wenn sie andere Nervenschäden befürchten, die zu permanenten Ausfällen führen könnten.
Meist beginnt die Therapie nach einem Bandscheibenvorfall jedoch mit konservativen Methoden. Manche Behandlungen wechseln allerdings im Verlauf von einem konservativen Ansatz zu einer operativen Intervention.
Ein solcher Strategiewandel ist eventuell sinnvoll, wenn der Prolaps Schmerzen hervorruft, die nicht anders zu bewältigen sind. Auch eine Verschlechterung der Situation oder neue Informationen können dazu führen, dass ein Arzt von einer konservativen zu einer operativen Behandlung wechseln möchte. Ob und wie der Bandscheibenprolaps therapiert werden sollte, kann letztlich jedoch nur ein Arzt entscheiden.
Warum wird nicht jeder Bandscheibenvorfall operiert?
Eine Operation birgt neben dem erhofften Nutzen stets Risiken. Durch den Eingriff an sich, aber auch durch die Narkose und andere Begleitumstände, sind Nebenwirkungen bei dieser medizinischen Intervention möglich. Darüber hinaus möchten sich nicht alle Patienten einer Operation unterziehen.
Hinzu kommt, dass eine OP eine verhältnismäßig teure Behandlungsmethode ist und Personal bindet. Deshalb sollte sie nur zum Einsatz kommen, wenn sie wirklich erforderlich ist. In etwa 80–90 Prozent der Fälle ist eine konservative Behandlung ausreichend.
Ist bei einem Diskusprolaps eine „Spontanheilung“ möglich?
Als Spontanheilung oder Spontanremission bezeichnen Mediziner das Phänomen, dass eine Krankheit von selbst wieder verschwindet.
Im Inneren der Bandscheibe befindet sich ein Gallertkern. Dieser ist von einem Faserring umgeben. Wenn der Gallertkern den Faserring durchbricht, kann er aus der Bandscheibe austreten. Unter Umständen drückt er dabei gegen eine Nervenwurzel.
Manchmal verliert der Gallertkern anschließend Flüssigkeit. Infolgedessen verringert sich sein Volumen – und möglicherweise sinkt auf diese Weise der Druck auf die Nervenwurzel. Durch das Austrocknen liegt es also im Bereich des Möglichen, dass der Prolaps wieder verschwindet.
Das eigene Verhalten anpassen
Einige Risikofaktoren für einen Bandscheibenvorfall lassen sich vom Betroffenen selbst beeinflussen. Dementsprechend kursieren zahlreiche Empfehlungen, was Sie nach einem Bandscheibenvorfall tun oder unterlassen sollten.
Folgende Punkte werden häufig genannt und haben sich bewährt:
- ausreichend Bewegung
- evtl. zusätzlich gezieltes Rückentraining
- verbesserte Sitzhaltung
- Übergewicht reduzieren.
Wann Du nach einem Diskusprolaps wieder Sport machen kannst, solltest Du jedoch mit Deinem Arzt besprechen. Fest steht, dass Du in der Regel eine deutliche Verbesserung erzielen kannst, wenn Du Dich an die Empfehlungen Deines Arztes hältst. Vermeintliche Kleinigkeiten sind für die Rückengesundheit oft gar nicht so nebensächlich, wie es zunächst den Anschein hat.
Schmerzmittel in der Behandlung
Medikamente, die gegen Schmerzen wirken, sind ein gängiger Bestandteil der Bandscheibenvorfall-Behandlung.
Bei den Medikamenten handelt es sich nicht um spezielle Präparate, die nur bei Bandscheibenvorfällen angewendet werden, sondern um allgemeine Schmerzmittel. Viele Patienten greifen dabei auf Ibuprofen zurück. Die Einnahme von Diclofenac ist ebenfalls weit verbreitet. Diese beiden Schmerzmittel zählen zu den nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). Ein weiteres gängiges Schmerzmittel bildet Paracetamol.
Unabhängig davon, um welchen Wirkstoff es sich handelt: Die Schmerzmittel sollen einen Beitrag dazu leisten, dass sich der Patient nach einem Bandscheibenvorfall wieder besser bewegen kann. Denn viele Menschen schränkten automatisch ihre Bewegungen ein, wenn diese ihnen unangenehm sind. Die eventuellen Verspannungen der Muskeln sollen dadurch ebenfalls gelindert werden.
Darüber hinaus schränken Schmerzen viele Betroffene in ihrem Alltag ein. Die Schmerzen können sich auf die Stimmung auswirken. Oft empfinden die Betroffenen die Schmerzen zudem als Ablenkung von ihrer Arbeit oder anderen Aufgaben – und nicht zuletzt sind Schmerzen schlicht und einfach unangenehm.
Lassen sich die Schmerzen auch ohne Medikamente lindern?
Während die Einen froh sind, bei Bedarf auf Schmerzmittel zurückgreifen zu können, stehen die Anderen den Medikamenten zur Schmerzstillung skeptisch gegenüber. Deshalb fragen sich manche Menschen, die unter einem Bandscheibenvorfall leiden: Ist es möglich, die Schmerzen anders zu bekämpfen?
Wenn Muskelverspannungen für die Schmerzen verantwortlich sind, kann eine Massage möglicherweise zur Linderung beitragen – sofern keine Gründe gegen die Massage an sich sprechen. Krankengymnastische Übungen verfolgen teilweise dasselbe Ziel.
Des Weiteren ruft Wärme oft einen entspannenden Effekt hervor. Die Wärme kann auf verschiedene Weise transportiert werden, darunter:
- Kirschkernkissen
- Infrarotlicht
- Fangopackung
- wärmende Salbe.
Wenn Du lieber mit mentalen Techniken arbeitest, sind vielleicht die Verhaltenstherapie oder Entspannungsverfahren wie die Progressive Muskelrelaxation einen Blick wert. Diese psychotherapeutische Herangehensweise kann Schmerzen verringern, wenn sie richtig angewandt wird. Nicht alle Menschen sind gleichermaßen für Hypnose empfänglich – die Mehrheit kann jedoch lernen, sich in einen tranceähnlichen Zustand zu versetzen.
Referenzen:
- lexikon-orthopaedie.com/pdx.pl?dv=0&id=01037
- pschyrembel.de/Bandscheibenvorfall/K03EA/doc/
- S2k-Leitlinie zur Versorgung bei Bandscheibenvorfällen mit radikulärer Symptomatik. AWMF-Registernummer 033-048 [Version vom 3. September 2020]
- tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/orthopaedische-erkrankungen/der-bandscheibenvorfall-wie-es-dazu-kommt-und-wie-man-fit-wird-2017916
geprüft und ergänzt am 23.03.2021 von Dr. rer. nat. Marcus Mau
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