Krankheiten & Symptome

Hexenschuss Dauer

  • Ein Hexenschuss – in der Fachsprache Lumbago – zählt zu der Kategorie der akuten Rückenschmerzen.
  • Die Beschwerden lassen in der Regel innerhalb von 2 bis 6 Wochen nach.
  • In seltenen Fällen kann die Lumbalgie einen chronischen Verlauf nehmen. Das bedeutet, dass die Schmerzen dauerhaft bestehen bleiben.
  • Zu den Risikofaktoren für eine Chronifizierung zählen das Einnehmen einer Schonhaltung, Übergewicht, Rauchen und Alkoholkonsum.
  • Besonders hilfreich bei einem Hexenschuss ist die physiotherapeutische Stufenlagerung sowie Wärmetherapie.

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Rücken.net-Redaktion

Die Rücken.net-Redaktion besteht aus einem Team von Sport- und Medizin-Redakteuren, die fundierte Ratgeber rund um das Thema Rückenschmerzen schreiben.

Die Lumbago gehört zu den akuten Rückenschmerzen. Die reißenden oder stechenden Schmerzen treten typischerweise sehr plötzlich auf. Als Auslöser kommen zum Beispiel abrupte Bewegungen infrage. Die Hexenschuss-Dauer variiert stark. In der Medizin gelten die Symptome als akut, wenn sie plötzlich auftreten und nach einiger/kurzer Zeit wieder abklingen.

Hexenschuss-Dauer: Wie lange halten die Schmerzen an?

Bei neun von zehn Betroffenen verschwinden die Beschwerden bei einem Hexenschuss in einem Zeitraum von bis zu sechs Wochen. Darunter befinden sich jedoch viele Menschen, bei denen die Symptome bereits in den ersten zwei Wochen verschwinden. Auch eine Besserung nach wenigen Tagen oder eine Schmerzfreiheit nach ein bis zwei Tagen kommen vor. Physiotherapeutische Tricks wie die Stufenlagerung oder Wärme können zur kurzfristigen Linderung der Schmerzen beitragen.

In einigen Fällen nimmt die Lumbalgie allerdings einen chronischen Verlauf. Die akuten Schmerzen im unteren Rücken können dann lange andauern. Der akute Hexenschuss geht nicht immer nahtlos in einen chronischen Verlauf über. Wenn die Rückenbeschwerden chronifizieren, tritt zwischen diesen beiden Phasen mitunter eine schmerzfreie Zeit auf.

Wann kommt es zu einer Chronifizierung?

Derzeit lässt sich noch nicht absolut zuverlässig voraussagen, bei wem sich die akuten Schmerzen zu dauerhaften Beschwerden wandeln. Allerdings sind einige Risikofaktoren bekannt, die eine solche negative Entwicklung wahrscheinlicher machen.

Die Nationale Versorgungs-Leitlinie zu unspezifischen Kreuzschmerzen führt zum Beispiel das Rauchen, Übergewicht, Alkoholkonsum und eine schlechte körperliche Kondition als Risikofaktoren auf.

Lange Auszeiten von der Arbeit, die fachlich nicht ausreichend begründet sind, und eine allgemein passive Lebensweise begünstigen die Entstehung von chronischen Kreuzbeschwerden ebenfalls. Weitere Risikofaktoren sind am Arbeitsplatz zu finden. Stress, depressive Symptome und weitere psychische Belastungen finden in der Leitlinie ebenfalls Beachtung.

In welchem Alter treten die Kreuzschmerzen auf?

Pauschal lässt sich keine Altersgrenze für Schmerzen im unteren Rücken benennen. In Deutschland leidet die Mehrheit der Bevölkerung irgendwann in ihrem Leben unter Kreuzschmerzen: 85 % sind davon betroffen. Frauen geben in wissenschaftlichen Studien häufiger an, unter Kreuzschmerzen zu leiden als Männer.

Die Menschen, die die charakteristischen Symptome eines Hexenschusses zeigen, befinden sich häufig zwischen ihrem dreißigsten und fünfzigsten Lebensjahr. Allerdings leidet etwa jeder Zehnte, der jünger als dreißig Jahre ist, ebenfalls unter irgendeiner Form von Kreuzschmerzen.

Gesellschaftlich betrachtet stellen Rückenleiden eine echte Volkskrankheit dar. Orthopädische Probleme sind eine der Hauptursachen für die Krankheitstage von Angestellten. Da Bewegungsmangel auch bei jungen Menschen weit verbreitet ist, ist davon auszugehen, dass sich diese Entwicklung in der näheren Zukunft nicht nennenswert umkehren wird.

Wie lange schreibt ein Arzt dich bei einem Hexenschuss krank?

Ein Arzt kann einen Patienten krankschreiben, wenn dessen Arbeitsfähigkeit durch den Hexenschuss beeinträchtigt ist. Dies ist in vielen Tätigkeitsfeldern der Fall. Auch Menschen, die im Büro arbeiten, sind durch die heftigen Schmerzen des Hexenschusses häufig in ihrer beruflichen Tätigkeit beeinträchtigt.

Ob und wie lange der Hausarzt oder Orthopäde dich krank schreibt, hängt vom individuellen Fall ab. Nicht jeder Betroffene leidet unter den exakt gleichen Beschwerden. Darüber hinaus können die Symptome unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Zu guter Letzt spielt auch der Beruf, den Du ausübst, bei einer möglichen Krankschreibung eine Rolle.

Dementsprechend fällt die Anzahl der durchaus unterschiedlich aus. Deshalb solltest Du dich mit der Frage nach der Krankheitsdauer direkt an deinen behandelnden Arzt wenden.

Das bedeutet auch: Wenn deine Beschwerden so stark sind, dass Du nicht arbeiten kannst, solltest Du dich gleich am ersten Tag zum Arzt begeben und dich untersuchen lassen. Sonst riskierst Du Schwierigkeiten mit deinem Arbeitgeber. Du solltest es unbedingt unterlassen, unentschuldigt zu Hause zu bleiben, um dich auszukurieren.

Wann solltest Du außerdem zum Arzt gehen?

Die Frage nach einer AU-Bescheinigung ist nicht der einzige mögliche Anlass, um medizinischen Rat einzuholen. Wenn Du unter dem Hexenschuss enorm leidest, ist es ebenfalls sinnvoll, wenn Du deinen Arzt aufsuchst. Möglicherweise verschreibt der Arzt dir Schmerzmittel oder verabreicht dir eine Spritze, um die Beschwerden zu lindern.

In extremen Fällen solltest Du sogar die Notrufnummer 112 wählen. Dazu gehört beispielsweise, wenn nach einer plötzlichen Bewegung oder Drehung Lähmungen auftreten oder Du deine Blase und/oder deinen Darm nicht mehr unter Kontrolle hast.

Leidest Du unter einer Grunderkrankung, die Schmerzen im unteren Rücken hervorrufen kann? Oder nimmst Du Medikamente ein, bei denen plötzliche Rückenschmerzen ein Warnsignal für eine Komplikation darstellen können? Dann solltest Du selbstverständlich ebenfalls Kontakt mit einem Arzt aufnehmen.

Darüber hinaus ist der professionelle Blick auf die Krankheit bei neurologischen Symptomen erforderlich. Zu den neurologischen Krankheitszeichen gehören zum Beispiel ein Kribbeln im Arm oder Bein. Taubheitsgefühle können ebenfalls auf neuronale Probleme hindeuten. Diese treten beispielsweise bei einer Ischialgie auf, die auf einen Bandscheibenvorfall oder eine andere Reizung des Ischiasnervs zurückgehen kann. Wenn sich die Taubheit ausbreitet und Du z.B. den Schmerz und andere Reize dadurch nicht mehr spüren kannst, solltest Du keine Zeit verlieren, dir Hilfe zu holen.

Manchmal kommt es vor, dass die Schmerzen nicht besser werden, sondern im Gegenteil sogar zunehmen. Eine ärztliche Untersuchung kann in diesem Fall Aufschluss darüber geben, ob es sich tatsächlich „nur“ um einen Hexenschuss handelt oder ob möglicherweise eine andere Ursache hinter den Rückenschmerzen und sonstigen Symptomen steckt. Dasselbe gilt, wenn die Schmerzen über mehrere Tage hinweg konstant bleiben, ohne dass eine Besserung eintritt.

Selbstverständlich sind diese Ausführungen nicht vollständig. Der menschliche Körper ist komplex – und jeder Mensch ist anders.

Wann brauchst Du möglicherweise einen CT- oder MRT-Termin?

Ein Hexenschuss kann sehr beängstigend sein. Deshalb drängen manche Betroffene ihren Arzt dazu, eine bildgebende Untersuchung anzuordnen – zum Beispiel eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT). Solche diagnostischen Instrumente können dabei helfen, die Lage besser einzuschätzen.

Allerdings bringen die modernen Verfahren nicht nur Vorteile mit sich. Insbesondere bei Kreuzschmerzen stellen Ärzte immer wieder Auffälligkeiten fest, die eigentlich nicht mit den Beschwerden zusammenhängen und keine klinische Relevanz besitzen. Dadurch ist es möglich, dass eine Behandlung eingeleitet wird, obwohl sie eigentlich nicht notwendig gewesen wäre.

Darüber hinaus kann es für die Betroffenen eine erhebliche Belastung darstellen, sich darüber zu sorgen, was ein eventueller Befund zu bedeuten hat – obwohl eventuell kein wirklicher Anlass zur Besorgnis besteht. Ärzte sind dafür ausgebildet, zwischen besorgniserregenden und harmlosen Beschwerden zu unterscheiden. Dazu ist nicht immer ein CT erforderlich.

Wenn ein Arzt dich nicht zu einer CT- oder MRT-Untersuchung schickt, bedeutet das also nicht, dass er deine Schmerzen nicht anerkennt! Vielmehr geht es darum, einerseits genau hinzusehen und andererseits eine Überdiagnostik zu vermeiden. Heutzutage gilt es als ideal, wenn erst bei einem konkreten Verdacht bildgebende Verfahren zum Einsatz kommen – und wenn diese Diagnosemittel für die konkrete Situation einen tatsächlichen Mehrwert in Aussicht stellen, d. h., wenn die Bilddiagnose erwartbar die Therapie verändern würde.

Überflüssige Facharzttermine führen unter anderem dazu, dass die Wartezeit für die anderen Patienten steigt. In der Versichertenbefragung der KBV für das Jahr 2020 gaben 20 % der Teilnehmenden an, dass sie die Wartezeit für einen Facharzttermin zu lang fanden.

Wie lange dauert die Behandlung?

Oft verringern sich die Schmerzen bei einem Hexenschuss schon nach kurzer Zeit. Viele Patienten leiden nur einige Tage lang unter den Lumbago-Symptomen. (Siehe auch: „Wie lange halten die Hexenschuss-Schmerzen an?“) Wärme kann die Schmerzen in vielen Fällen lindern. Leichte Bewegung wird ebenfalls häufig von Ärzten empfohlen.

Wenn die Schmerzen nach vier Wochen noch nicht verschwunden sind, beziehen Ärzte weitere Faktoren mit ein, die den Krankheitsverlauf beeinflussen können. Dazu gehört insbesondere deine Arbeitsumgebung. Doch auch psychosoziale Risikofaktoren liegen manchmal vor, wenn sich die Schmerzen bei dem Hexenschuss als derart hartnäckig erweisen.

Nach zwölf Wochen sieht die Behandlungs-Leitlinie ein multidisziplinäres Assessment vor, wenn trotz einer angemessenen Therapie keine Besserung eintritt und Du weiterhin in deinem Alltag eingeschränkt bist. Dabei betrachten unterschiedliche Fachleute die verschiedenen Facetten, die zu den Schmerzen und sonstigen Symptomen beitragen können.

Ein solches multidisziplinäres Assessment kann bereits früher sinnvoll sein – nämlich dann, wenn Du am Arbeitsplatz bekannten Risikofaktoren ausgesetzt bist und wenn psychosoziale Herausforderungen erkennbar sind. Diese können bekanntermaßen die Wahrscheinlichkeit für einen chronischen Verlauf der Kreuzschmerzen begünstigen.

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Refernzen:

  1. Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale Versorgungs-Leitlinie “Nicht-spezifischer Kreuzschmerz” – Kurzfassung, 2. Auflage. Version 1. 2017 [abgerufen am 17.03.2021]. DOI:10.6101/AZQ/000377. www.kreuzschmerz.versorgungsleitlinien.de.
  2. Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) und Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Informationen für Patientinnen und Patienten. Plötzliche Kreuzschmerzen – Brauche ich ein Röntgen, CT oder MRT? https://www.leitlinien.de/mdb/downloads/nvl/kreuzschmerz/ph/ks-2aufl-pi-bildgebung.pdf [abgerufen am 17.03.2021].
  3. Bogensberger S et al., Lexikon Medizin. Urban & Schwarzenberg, 2000. ISBN 978-3-6251-062-72
  4. Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). Versichertenbefragung. https://www.kbv.de/html/versichertenbefragung.php [abgerufen am 17.03.2021].
  5. C. Osthoff: „Hexenschuss: Symptome, Therapie & Tipps“. https://www.apotheken-umschau.de/mein-koerper/hexenschuss-symptome-therapie-und-tipps-735041.html [abgerufen am 17.03.2021].

geprüft und ergänzt am 20.03.2022 von Dr. rer. nat. Marcus Mau