Wenn du schon länger unter neuropathischen Rückenschmerzen leidest, weißt du, wie belastend diese Beschwerden sein können. Anders als „klassische“ Rückenschmerzen, die durch Verspannungen oder Gelenkprobleme entstehen, beruhen neuropathische Schmerzen auf einer Schädigung oder Reizung der Nerven. Sie können sich als Brennen, Stechen oder elektrisierendes Kribbeln äußern – und oft sind sie hartnäckig.
Die Behandlung ist komplex, weil herkömmliche Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol hier eher selten wirken. Stattdessen setzen Ärzte auf spezielle Medikamente, die die Reizweiterleitung im Nervensystem beeinflussen. In den letzten Jahren rückt auch medizinisches Cannabis immer mehr als ergänzende Therapie in den Fokus. Wie das genau aussieht, zeigt dir dieser Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Was bedeutet neuropathischer Rückenschmerz eigentlich genau?
Neuropathische Schmerzen entstehen, wenn Nerven selbst geschädigt oder dauerhaft gereizt sind. Das kann zum Beispiel passieren durch:
- Bandscheibenvorfälle mit Druck auf die Nervenwurzeln
- Ischias-Reizungen
- Diabetes-bedingte Nervenschäden
- Verletzungen oder Operationen an der Wirbelsäule
- degenerative Veränderungen der Wirbelkörper
Das Problem: Das Nervensystem sendet in diesen Fällen Schmerzsignale, auch wenn keine klassische Verletzung vorliegt. Deshalb sprechen Fachleute von einer Art „Fehlalarm“. Für dich fühlt sich dieser Alarm aber sehr real an – mit starken Schmerzen, Taubheitsgefühlen oder sogar eingeschränkter Beweglichkeit.
Klassische medikamentöse Therapieformen
Wenn du mit neuropathischen Rückenschmerzen zum Arzt gehst, werden zunächst meist Medikamente verschrieben, die speziell für Nervenschmerzen entwickelt oder zugelassen sind. Dazu zählen unter anderem:
- Gabapentin und Pregabalin: Ursprünglich gegen Epilepsie entwickelt, dämpfen sie überaktive Nervensignale.
- Trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin: Sie können die Schmerzweiterleitung im Rückenmark modulieren.
- SNRIs (Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer) wie Duloxetin: Sie wirken ebenfalls an den Schaltstellen des Nervensystems.
- Carbamazepin: Besonders bei Trigeminusneuralgie, einer speziellen Form von Nervenschmerz, wirksam.
Diese Medikamente können deine Schmerzen deutlich lindern – allerdings nicht immer vollständig. Zudem treten Nebenwirkungen auf, die deinen Alltag einschränken können: Müdigkeit, Schwindel, Gewichtszunahme oder Konzentrationsprobleme.
Vielleicht hast du selbst schon erlebt, dass du trotz Therapie weiterhin Beschwerden hast oder dich die Nebenwirkungen stärker belasten als gedacht. Genau an diesem Punkt suchen viele Betroffene nach Alternativen.
Manche wenden sich dann an natürliche Heilmethoden, andere probieren ergänzende Therapien wie Bewegung, Entspannungstechniken oder Ernährungsumstellungen aus. Oft geht es nicht nur darum, die Schmerzen zu reduzieren, sondern auch die Lebensqualität langfristig zu verbessern und wieder mehr Kontrolle über den eigenen Alltag zu gewinnen.
Cannabis als ergänzende Option
Medizinisches Cannabis ist kein Wundermittel, aber in der Schmerztherapie hat es zunehmend an Bedeutung gewonnen. Der Wirkmechanismus basiert auf dem Endocannabinoid-System, das in deinem Körper vorhanden ist und unter anderem die Schmerzverarbeitung reguliert.
Die wichtigsten Bestandteile sind:
- THC (Tetrahydrocannabinol): Wirkt schmerzlindernd, entspannend und kann auch den Schlaf verbessern.
- CBD (Cannabidiol): Wirkt entzündungshemmend, angstlösend und gleicht einige unerwünschte Effekte von THC aus.
Studien zeigen, dass Cannabinoide gerade bei neuropathischen Schmerzen eine spürbare Linderung bringen können. Patientinnen und Patienten berichten neben reduzierten Schmerzen auch über besseren Schlaf und ein allgemein gesteigertes Wohlbefinden.
Vorteile von Cannabis bei Rückenschmerzen
Wenn du über eine Cannabistherapie nachdenkst, könnten folgende Vorteile für dich relevant sein:
- Schmerzlinderung, insbesondere bei brennenden oder stechenden Nervenschmerzen
- Verbesserung des Schlafs, da THC die Einschlafzeit verkürzen und die Schlafqualität erhöhen kann
- Reduzierung von Begleitsymptomen wie Angst oder depressiver Verstimmung
- Mögliche Verringerung anderer Schmerzmittel – manche Patienten berichten, dass sie weniger Opioide oder Antikonvulsiva benötigen
Natürlich reagiert jeder Körper anders. Was bei einem Patienten gut wirkt, kann bei einem anderen weniger Effekt haben.
Risiken und Grenzen von Cannabis als Schmerzmittel
So vielversprechend Cannabis klingt, es gibt auch Punkte, die du kennen solltest:
- Häufige Nebenwirkungen sind Schwindel, Mundtrockenheit, Müdigkeit oder Konzentrationsprobleme.
- Bei höherer THC-Dosis können psychische Effekte wie Angst oder kurzfristige Gedächtnisprobleme auftreten.
- Die optimale Dosierung ist individuell – häufig wird mit kleinen Dosen begonnen, die langsam gesteigert werden.
- Cannabis ist kein Ersatz für Bewegung, Physiotherapie oder eine gesunde Lebensweise, sondern Teil eines Gesamtplans.
Dein Arzt wird prüfen, ob Cannabis für dich geeignet ist. Besonders, wenn du Vorerkrankungen hast oder viele Medikamente einnimmst, ist eine sorgfältige Abwägung nötig.
Praktische Anwendung – so läuft eine Therapie ab
Wenn du Cannabis bei Nervenschmerzen ausprobieren möchtest, läuft es in der Regel so ab:
- Indikationsprüfung: Dein Arzt prüft, ob du die Kriterien erfüllst, z. B. chronische Schmerzen, die auf Standardtherapien nicht ausreichend ansprechen.
- Antrag bei der Krankenkasse: In vielen Fällen wird eine Kostenübernahme beantragt.
- Therapiebeginn: Zunächst startest du mit einer niedrigen Dosis (z. B. Tropfen oder Kapseln) und steigerst langsam, bis die Wirkung passt.
- Kontrolle und Nachsorge: Regelmäßige Termine sichern ab, dass die Wirkung anhält und Nebenwirkungen im Rahmen bleiben.
Fazit: Neuropathische Rückenschmerzen lassen sich lindern!
Neuropathische Rückenschmerzen gehören zu den hartnäckigsten Schmerzformen. Klassische Medikamente wie Gabapentin oder Amitriptylin sind die Basis der Therapie – doch nicht jeder spricht darauf ausreichend an. In solchen Fällen kann medizinisches Cannabis eine sinnvolle Ergänzung sein.
Für dich bedeutet das: Cannabis ist kein Allheilmittel, aber eine Chance, wenn andere Wege ausgeschöpft sind. Gemeinsam mit deinem Arzt kannst du prüfen, ob es eine Option ist, die deine Schmerzen lindert und deine Lebensqualität verbessert. Wichtig ist ein individueller, verantwortungsvoller Umgang – damit du wieder mehr Freiheit im Alltag gewinnst.



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